Angela Merkel hat in einer Videokonferenz von einer sehr ernsten Situation gesprochen.Bild: dpa / Hannibal Hanschke
Deutschland
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat größte Vorsicht im
Umgang mit der Corona-Pandemie selbst für den Fall angemahnt, dass
wie angestrebt ein Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen
innerhalb einer Woche erreicht werden sollte. Man solle "bitte nicht
denken, dass, wenn wir bei 50 sind, das Leben des Sommers sofort
wieder da ist. Dann sind wir sofort wieder im exponentiellen
Wachstum", warnte Merkel am Mittwoch nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur vor Teilnehmern in einer Video-Konferenz der
Unionsfraktion im Bundestag. Dort informierte sie die Abgeordneten
über die Ergebnisse der Bund-Länder-Beratungen vom Vorabend.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro
100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Mittwoch bei 123,5 – als Zielwert gelten 50.
Noch kein Spielraum für Öffnungen
Merkel sagte, die Gesundheitsämter müssten
ertüchtigt werden, bei den Infektionen wieder die
Kontaktnachverfolgung zu schaffen. Sie wurde mit den Worten zitiert:
"Ansonsten kriegen wir keinen Spielraum für Öffnungen." Wenn etwa in
Nachbarländern bei einer Inzidenz von 100 oder 120 geöffnet worden
sei, habe es dort zwei, drei Wochen gedauert, bis man wieder im
exponentiellen Wachstum gewesen sei. Dann gebe es wieder
Beschränkungen, worauf die Infektionszahlen wieder sänken. Je nach
Strenge des Lockdowns könne man beobachten, ob die Kurven etwas
steiler oder weniger steil seien. Sie würden sich aber wiederholen.
Daher sei es Ansatz der Bundesregierung, darauf zu dringen, die Marke
50 zu schaffen oder darunter zu gehen, betonte Merkel nach diesen
Informationen. Auch eine Inzidenz von 50 sei "noch ganz schön
wackelig". Mit ertüchtigten Gesundheitsämtern habe man dann aber
"eine faire Chance, ein paar, aber sehr sequenzierte und gut
durchdachte Lockerungen zu machen". Für die Eindämmung der Verbreitung des mutierten
Coronavirus seien die Themen Homeoffice und Kontaktbeschränkungen von
entscheidender Bedeutung, sagte die Kanzlerin.
Merkel sprach demnach von einer sehr ernsten Situation in einer
ansonsten sehr hoffnungsfrohen Zeit, nachdem die Inzidenz nach
Weihnachten gesunken sei und man einen Impfstoff habe. Nun müsse
darauf geachtet werden, dass man in Deutschland ganz kurz vor der
"Endstrecke der Pandemie" nicht nochmal einen großen Ausbruch des
Virus bekomme.
(pas/dpa)
Boris Pistorius (SPD) ist seit Januar 2023 Bundesverteidigungsminister unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er gilt als einer der beliebtesten Politiker Deutschlands.