Angela Merkel stellte sich kurzfristig den Fragen der ARD.Bild: dpa / Jesco Denzel
Deutschland
02.02.2021, 18:2302.02.2021, 20:34
Trotz sinkender Corona-Infektionszahlen macht
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Bürgern keine Hoffnung auf
eine schnelle Lockerung der Beschränkungen. Sie bitte alle Menschen,
"noch eine Weile durchzuhalten", sagte Merkel am Dienstag in der
ARD-Sendung "Farbe bekennen". Zwar gebe es jetzt bundesweit eine
Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb
von sieben Tagen. "Das ist eine gute Leistung, da waren wir lange
nicht. Aber damit haben wir noch nicht wieder die Kontrolle über das
Virus durch die Gesundheitsämter."
Daran müsse weiter gearbeitet werden, betonte Merkel. Lockerungen
werde es aber nicht erst geben, wenn alle Bürger geimpft seien. "Das
ist nicht der Weg, den wir anstreben." Die Kanzlerin rief die
Menschen dazu auf, mit der Einstellung an das Problem heranzugehen,
man könne das Virus besiegen, indem man ihm nicht die Bedingungen
gebe, um Menschen zu infizieren. Das bedeute, Abstand zu halten und
wirklich vorsichtig zu sein. "Wenn wir das noch eine Weile
durchhalten, dann wird es besser werden."
Impfangebote bis Ende des Sommers
Sie warb außerdem für Verständnis für den Ablauf der Corona-Impfungen in Deutschland. "Wir können keinen starren Impfplan machen", sagte Merkel am Dienstag. Die Hersteller hätten den Regierungschefs von Bund und Ländern bei dem Spitzengespräch zum Thema am Vortag erläutert, dass die Impfstoffe unter Hochdruck produziert würden und exakte Voraussagen über die genauen Mengen nicht lange im Voraus getroffen werden könnten. "Wir müssen das modellieren, wir müssen das dynamisch anpassen."
Bis zum Ende des Sommers solle jede und jeder ein Impfangebot erhalten, bekräftigte Merkel. Jeder solle dann zumindest die erste der zwei nötigen Impfungen bekommen können. Bisher sei im Großen und Ganzen nichts schief gelaufen bei der Impfkampagne.
Wenn weitere Impfstoffe zugelassen würden, könne sich dieses Datum nach vorne verschieben. Es gebe aber auch Risiken: Wenn eine Virus-Mutation ein Impfstoff unwirksam machen würde, "würde die Sache anders ausschauen", so Merkel.
Merkel verteidigt europäische Impfstrategie
Merkel erläuterte, warum in den USA, Israel und Großbritannien die Impfstoffe schon bei größeren Anteilen der jeweiligen Bevölkerung angekommen seien. So habe es in Großbritannien für den Impfstoff von Astrazeneca eine Notzulassung gegeben. In Europa sei der Impfstoff mit der Gründlichkeit der normalen Zulassung geprüft worden. "Das war kein Fehler, wir sind auf das Vertrauen angewiesen." Amerika exportiere so gut wie keinen Impfstoff, sondern verwende das dort produzierte Serum nahezu komplett selbst. Deshalb seien die Europäer auf ihre eigene Produktion angewiesen.
Die Hersteller hätten auch zur Frage Stellung bezogen, ob es mehr Impfstoffe geben würde, wenn mehr bezahlt worden wäre. "Die Antwort war Nein", stellte Merkel fest. Die EU habe zudem nicht die gesamte Haftung übernehmen wollen für den Fall, das etwas passiere mit so einem Impfstoff.
Das ganze Interview findet ihr hier.
(hau/dpa)
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