Bodo Ramelow hat die Wahl zum Ministerpräsident verpasst. Der FDP-Politiker Thomas Kemmerich wurde mit Stimmen der AfD gewählt und löste eine Welle der Empörung aus. Es folgte der Rücktritt.
Nun hat Ramelow vorgeschlagen, Christine Lieberknecht (CDU) zur Interims-Regierungschefin zu machen. Das bestätigte Ramelow am Montagabend in Erfurt.
Christine Lieberknecht blickt auf eine lange politische Karriere in Thüringen zurück: Die CDU-Politikerin war schon Ministerin, Partei- und Fraktionsvorsitzende, Landtagspräsidentin - und Ministerpräsidentin. Wie viele ostdeutsche Politiker, die nach der Wiedervereinigung Karriere machten, ist die 61-Jährige Theologin. Manchen gilt die aus Weimar stammende Pastorin mit ihrem eher präsidialen Stil und ihren Hosenanzügen als regionales Pendant zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
Von 2009 bis 2014 führte Lieberknecht als Regierungschefin in Thüringen eine schwarz-rote Koalition an. Sie war damals die erste Frau an der Spitze eines ostdeutschen Bundeslandes. Vor allen Dingen aus ihrer Zeit als Landtagspräsidentin hatte sie ein gutes Verhältnis zu dem Linken-Politiker Bodo Ramelow, der damals Oppositionsführer im Landtag war.
Bei der Wahl zur Ministerpräsidentin 2009 sprang Ramelow ihr nach zwei erfolglosen Wahlgängen zur Seite und sorgte mit seiner Kandidatur im dritten Wahlgang dafür, dass sich die Reihen schlossen.
Lieberknecht war schon zu DDR-Zeiten in die damalige Blockpartei CDU eingetreten, gehörte aber kurz vor dem Mauerfall zum Reformflügel der Partei. Wie Merkel ist Lieberknecht die Tochter eines Pfarrers. Als älteste von vier Kindern wurde sie am 7. Mai 1958 in Weimar geboren. Die Politik versucht die Theologin mit der Gelassenheit des «Christenmenschen» zu nehmen. Sie gilt als bodenständig («Ich bin Thüringerin durch und durch»). Ihr wird ein guter Instinkt für das rechte Maß und für Stimmungen nachgesagt. Sie ist mit einem Theologen verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ist inzwischen auch Großmutter.
(dpa/lin)