Eine Frau erhält in einem Impfzentrum ihre erste Impfung.Bild: dpa / Michael Reichel
Deutschland
25.02.2021, 07:3125.02.2021, 07:30
Mit der Ankunft von mehr Impfstoffen rechnen
die Bundesländer bis Anfang April mit einem deutlichen Fortschritt
bei den Impfungen gegen das Coronavirus. In mehreren Ländern könnten
die Impfkapazitäten bis dahin verdoppelt werden, wie aus einer
Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Unterdessen wies
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Kritik am Tempo der
Zulassung von Corona-Selbsttests in Deutschland zurück. Die ersten
drei solchen Tests sollen nach erfolgter Freigabe in den nächsten
Tagen in Apotheken und Drogeriemärkten frei zu kaufen sein.
Wegen Verzögerungen sowohl bei den Impfungen als auch bei der
Zulassung von Tests gab es zuletzt zunehmend Kritik am deutschen
Kurs. Spahn selbst drängte auf ein höheres Impftempo in den Ländern.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden bis einschließlich
Dienstag bundesweit 5.4 Millionen Impfdosen gespritzt, vor allem an
Menschen über 80 Jahren. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD)
mahnte nach Versäumnissen bei der Bestellung von Impfstoffen ein
besseres Zusammenspiel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden an.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, CDU, stellte sich am Mittwoch den Fragen der Abgeordneten in der einstuendigen Regierungsbefragung.Bild: imago images / Jochen Eckel
Die Länder hoffen nun auf einen schnellen Ausbau der Kapazitäten.
In Bayern zum Beispiel soll sie von 46.000 Impfungen pro Tag bis
April auf 111.000 steigen. In Baden-Württemberg könnten bis zu 60.000
Impfungen erfolgen. Derzeit sind es 14.000 bis 19.000. Zuwächse bis hin zu einer Verdopplung oder gar Vervielfachung der Möglichkeiten sind nach Länderangaben auch in Bremen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder Thüringen möglich.
Massenimpfungen in den Arztpraxen möglichst bald beginnen
Als Hauptursache für die aktuelle Lage nennen die Länder einen
Mangel an Impfstoffen. An Personal fehlt es nach ihren Angaben nicht.
Mit größeren Impfstoffmengen können die Länder bis Anfang April
rechnen. Insgesamt könnten nach Zahlen der Hersteller Biontech
/Pfizer, Moderna und Astrazeneca
bis dann knapp 19 Millionen Impfdosen ausgeliefert
werden.
Ob in Kürze auch in Hausarztpraxen flächendeckend geimpft werden
kann, ist noch unklar. Einige Länder arbeiten an Pilotprojekten.
Ärztepräsident Klaus Reinhardt mahnte in der "Rheinischen Post"
(Donnerstag): "Das Ziel eines Impfangebots für alle Bürgerinnen und
Bürger bis Ende September lässt sich nur dann erreichen, wenn wir
möglichst bald mit Massenimpfungen in den Arztpraxen beginnen."
Ein Mitarbeiterin zeigt ein Röhrchen mit der Trägerflüssigkeit für einen Corona-Schnelltest.Bild: dpa / Hendrik Schmidt
In den nächsten Tagen sollen in Deutschland Kits in den Handel
kommen, mit denen man sich selbst testen kann. Dafür müssen bei
diesen Produkten Proben mit einem Abstrich im vorderen Nasenbereich
genommen werden. In anderen Ländern sind Tests schon seit längerer
Zeit auf dem Markt. Spahn erklärte dies damit, dass die
Zuverlässigkeit genau geprüft werden müsse. Im ZDF-"heute journal"
sagte er: "Zu viele falsche Ergebnisse können fatale Folgen haben."
Hoffnung auf Lockerungen durch Schnelltests
Finanzminister Scholz drängte auf bessere Absprachen. Die Impfung
von etwa 60 Millionen Menschen müsse "zügig und möglichst
reibungslos" gelingen, sagte der SPD-Kanzlerkandidat der "Rheinischen
Post". "Nachdem das mit der Impfstoff-Bestellung schlecht gelaufen
ist, will ich nicht, dass wir beim Impfen die nächsten
Schwierigkeiten bekommen und selbst den Impfstoff, den wir haben,
nicht restlos verimpft bekommen, weil die Organisation nicht klappt."
FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte der "Neuen Osnabrücker
Zeitung", mit Selbsttests könnten auch Besuche in Restaurants und
Fitnessstudios wieder möglich werden. Der Deutsche Hotel- und
Gaststättenverband (Dehoga) sieht in den Schnelltests eine
Möglichkeit, zeitnah zur Normalität zurückkehren. "Unsere Betriebe
dürfen nicht einen Tag länger als unbedingt notwendig geschlossen
sein", sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges den Zeitungen der
Funke Mediengruppe.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte Pläne der
Koalition, dass Vordrängler bei Corona-Impfungen bis zu 25.000 Euro
Strafe zahlen sollen. Es gehe nicht um eine Bagatelle, wenn Vakzine
damit noch knapper werden, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen
Presse-Agentur. "Es darf nicht unbestraft bleiben, das Leben von
alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen zu gefährden." In den
vergangenen Wochen hatten sich unter anderem mehrere Bürgermeister
und Landräte impfen lassen, obwohl sie noch nicht an der Reihe
waren.
(lau/dpa)
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