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Coronavirus: RKI-Szenario von 2013 weist erschreckende Parallelen zu Corona-Krise auf

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci schaut sich Pläne für ein Notkrankenhaus an.
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci schaut sich Pläne für ein Notkrankenhaus an. Bild: dpa-Pool / Michael Kappeler
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RKI-Planspiel von 2013: Warum war Deutschland nicht besser auf Corona vorbereitet?

05.04.2020, 08:2805.04.2020, 17:37
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Die Corona-Krise hat Deutschland weiter im Griff. Das öffentliche Leben liegt fast vollständig brach. Dabei hatten Politiker und andere Verantwortliche noch im Februar erklärt, Deutschland sei bestens vorbereitet.

Doch auch, wenn es in den vergangenen Tagen und Wochen nicht immer den Anschein hatte: Das mit dem 'vorbereitet' stimmt tatsächlich. Eigentlich. Denn bereits 2013 hatte das Robert-Koch-Institut ein Planspiel zu einer fiktiven Virus-Pandemie entwickelt. Die Prognosen und Annahmen der Forscher kommen der heutigen Entwicklung teilweise erschreckend nahe.

Denn das Szenario, das die Wissenschaftler in besagtem Planspiel entwarfen, ähnelt den Ereignissen, die Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan ihren Lauf nahmen, in sehr vielen Punkten – bis hin zu den konkreten Folgen für Deutschland.

Das Szenario aus dem Jahr 2013:

  • Der Erreger, ein Coronavirus, das die Forscher "Modi-Sars" nennen, ist auf einem Markt in Südostasien von einem Wildtier auf den Menschen übertragen worden.
  • Da Infizierte nicht sofort Symptome zeigen, das Virus aber trotzdem schon weiter übertragen, dauert es, bis die Gefahr erkannt wird.
  • Zwei Infizierte fliegen nach Deutschland. Einer besucht eine Messe in einer norddeutschen Großstadt, die andere kehrt von einem Auslandssemester an ihre Universität in Süddeutschland zurück.
  • Diese beiden verbreiten zusammen mit einigen anderen Einreisenden durch ihre Sozialkontakte das Virus.
  • Infektionen nehmen mit stetig wachsender Geschwindigkeit zu.
  • Die Behörden versuchen, der Pandemie mit Anti-Seuchen-Maßnahmen wie Quarantäne entgegenzuwirken. Diese Bemühungen können den Pandemie-Verlauf aber nur abmildern, nicht stoppen.
  • Ab einer bestimmten Anzahl von Infizierten bringt auch die Quarantäne nichts mehr. Allerdings gäbe es ohne diese Maßnahme fast dreimal so viele Opfer.

Nur nochmal zur Sicherheit: Das waren alles Punkte aus dem Planspiel. Mit vielen Dingen, die bei der aktuellen Pandemie also Probleme bereiten, konnte man also vorher rechnen. Weiter spielt im Szenario der Wissenschaftler das Thema Zeitgewinn eine entscheidende Rolle – wie in der aktuellen Diskussion auch. Es sei sehr wichtig, die Geschwindigkeit des Epidemieverlaufs zu verlangsamen, denn:

"Dieser Zeitgewinn durch anti-epidemische Maßnahmen kann sehr effizient genutzt werden, um zum Beispiel persönliche Schutzausrüstung herzustellen, zu verteilen und über ihre korrekte Anwendung zu informieren."

So steht es wortwörtlich im Szenario. Aber: Passiert ist das bislang offenbar nicht.

Warum ist nichts passiert?

Die drängenden Fragen, die sich dabei stellen: Warum sind trotz ganz konkreter Erkenntnisse zu wenig Schutzkleidung und Desinfektionsmittel vorhanden? Warum ist das Gesundheitssystem nicht ausreichend auf die bevorstehenden zusätzlichen Belastungen vorbereitet? Warum wurden Bundesliga-Spiele noch bis Anfang März in vollen Stadien ausgetragen? Warum Schulen so spät geschlossen?

Im Szenario wird auch die Absage von Großveranstaltungen und das Schließen von Schulen ausdrücklich erwähnt.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erläuterte kürzlich bei "Maybrit Illner" den Grund aus seiner Sicht: Niemand habe sich für die Umsetzung zuständig gefühlt. Das sei das Problem. "Im Kompetenz-Wirrwarr des deutschen Gesundheitssystems ist das irgendwo versandet."

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat eine Vermutung, warum niemand aus dem Pandemie-Planspiel gelernt zu haben scheint.
Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat eine Vermutung, warum niemand aus dem Pandemie-Planspiel gelernt zu haben scheint.Bild: imago images / APress

War Kostenreduzierung im Gesundheitswesen wichtiger?

Auch Katastrophenschutz-Experte Peer Rechenbach hat eine wenig beruhigende Vermutung. Viele Aktivitäten seien schon deshalb eingestellt worden, weil eine Kostensteigerung im Gesundheitswesen befürchtet worden sei, erklärt er gegenüber dem RBB. "Dies hätte den Bemühungen der Kostenreduzierung im Gesundheitswesen widersprochen", lautet sein vernichtendes Urteil.

Immerhin gibt es aber auch eine gute Nachricht: So schlimm, wie die Wissenschafler es angenommen hatten, wird es nach derzeitigem Stand dann doch nicht kommen. Covid-19 ist lange nicht so tödlich wie "Modi-Sars", das im Szenario zehn Prozent der Infizierten tötet. Die Wissenschaftler kamen so zu dem Ergebnis, dass es 7,5 Millionen Tote geben werde. Davon gehen im Moment aber selbst die düstersten Szenarien nicht aus.

Auch erwarteten die Forscher, dass ein Impfstoff erst nach drei Jahren entwickelt würde. Heute rechnet man eher damit, dass er spätestens 2021 einsatzfähig sein könnte.

(om)

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