Am Donnerstag kamen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in Yad Vashem zusammen, um an die Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz zu erinnern.
Mit Frank-Walter Steinmeier sprach zum ersten Mal ein deutsches Staatsoberhaupt in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte. Er erinnerte an die historische Schuld und Verantwortung der Deutschen.
Die Gedenkfeier war Thema in allen Medien, auch bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Die Journalistin Sabine Müller vom Hessischen Rundfunk kommentierte die Feierlichkeiten für den Online-Auftritt der "Tagesschau".
In ihrem Kommentar für die ARD heißt es unter anderem: "Unwürdig war dagegen, wie Israel und Russland diesen Gedenktag teilweise kaperten. Wie sie vor der offiziellen Veranstaltung sozusagen ihre eigene politische und erinnerungspolitische Privatparty feierten – mit neuen Verbalattacken gegen Polen und demonstrativ überlangen bilateralen Gesprächen zwischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Präsident Wladimir Putin."
Für ihre Worte erntete sie harte Kritik. Besonders übel stieß vielen die Formulierung "Privatparty" auf. Auch fanden es einige unangemessen, dass eine deutsche Journalistin den Israelis vorwarf, den Holocaust "unwürdig" zu feiern.
Ein anderer Twitter-User kommentierte ironisch: "Diese Juden wissen einfach nicht, wie sie dem Holocaust zu gedenken haben. Am besten einmarschieren und ihnen mal ordentlich die Leviten lesen lassen durch die Tagesschau. Abartiger Kommentar."
Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen, Jamila Schäfer, twitterte:
In einer schriftlichen Antwort des Hessischen Rundfunks an watson heißt es:
"Der Hessische Rundfunk weist die – teilweise überzogene und polemische – Kritik am Kommentar der Korrespondentin Sabine Müller zurück. Der Kommentar gibt die persönliche Einschätzung der Autorin wieder. Er ist eine Meinungsäußerung, die von der Pressefreiheit garantiert ist. Die Autorin lässt keinen Zweifel daran, wie wichtig ihr der 'Kampf gegen den grassierenden weltweiten Antisemitismus' ist und hat auch die Veranstaltung, über die sie berichtet hat, entsprechend gewürdigt: 'Ja, vieles war würdig und überzeugend.'
Leider wird unsere Korrespondentin in der Berichterstattung vielfach nicht korrekt zitiert. Sie hat nicht das Yad-Vashem-Gedenken an die Befreiung von Auschwitz als 'Privatparty' bezeichnet, sondern die vorangegangenen Veranstaltungen von Ministerpräsident Netanjahu und Russlands Präsidenten Putin, die den Beginn der Gedenkfeier in Yad Vashem erheblich verzögerten. Die Autorin kritisiert, dass 'Israel und Russland diesen Gedenktag teilweise kaperten'. An dieser Stelle hätte eine präzisere Formulierung möglicherweise Missverständnisse vermieden. Ihre Kritik richtet sich nicht gegen die Staaten Israel und Russland als Ganze, sondern gegen das konkrete Verhalten zweier Regierungspolitiker, Israels Regierungschef Netanjayhu und Russlands Präsident Putin.
Wenn der Kommentar an diesem besonderen Gedenktag Gefühle verletzt hat, bedauern wir dies ausdrücklich."
(lw/lin)