Not amused – Tischbuchstützenkritiker und Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer.Bild: imago/Michael Gottschalk/photothek.net/watson-montage
Deutschland
Boris Palmer findet das gar nicht lustig. Eine Tübinger Stadträtin hat ein Bild gepostet, auf dem das Buch des Oberbürgermeisters unter eines der vier Holzbeine geklemmt ist, um einen Tisch zu stabilisieren.
Eine solche Nutzung seines Buches hat sich Boris Palmer offensichtlich nicht vorgestellt. Hatte der Tübinger Bürgermeister doch extra allen 40 Stadträten ein Exemplar mit persönlicher Widmung überreicht. Und dann das.
Die Stadträtin hingegen schreibt, sie habe endlich eine sinnvolle Verwendung für das Buch gefunden.
Ein Post, der wiederum Boris Palmer dazu anregte, einen kleinen Essay über den "Umgang mit Büchern und fremden Gedankengut" zu verfassen und auf Facebook zu teilen.
"Vermutlich soll das einfach nur lustig sein", schreibt er. "Dann ist es nicht mein Humor."
Ganz offensichtlich nicht, denn Palmer verweist in seiner Reaktion mal eben auf die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten. "Es war kein Zufall, dass die Nazis zuerst Bücher verbrannten und erst danach die Synagogen. Faschismus und Diktatur gestatten den freien Austausch der Argumente nicht."
Wer war nochmal Boris Palmer?
Boris Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister von Tübingen. Als Hoffnungsträger und möglicher Nachfolger von Ministerpräsident Kretschmann gestartet, hat er sich inzwischen in der Grünen-Partei unter anderem aufgrund von Äußerungen zur Flüchtlingspolitik ziemlich isoliert. Zuletzt stand er wegen Äußerungen zu einer Bahnwerbung in der Kritik. Die Bahn hatte auf ihrer Internetseite u.a. mit Bildern von Reisenden mit Migrationshintergrund (TV-Koch Nelson Müller und der Moderatorin Nazan Eckes) geworben. Für Palmer offenbar nicht nachvollziehbar. "Welche Gesellschaft soll das abbilden?", fragte er auf seiner Facebookseite.
Was die Verwendung eines Buches als Stütze mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten zu tun hat, weiß wohl nur Boris Palmer selbst. Für Palmer ist der Scherz der Stadträtin offenbar ein Kulturbruch, so etwas wie der Anfang vom Ende der Demokratie. Und folgt man den vielen empörten Reaktionen seiner Facebookfreunde, sehen die das ganz ähnlich.
Palmers Post wird aber auch kritisiert. So schreibt etwa "Carpe Didi": "Zum Nazi-Vergleich: Frau Gomes hindert niemanden daran, sein persönliches Buchexemplar zu lesen. Sie selbst hat eben nur keine Lust, der Selbstbeweihräucherung des Herrn Palmer auf den Leim zu gehen."
Oder "Julie Prinz": "Gerade erst hat ein Rechtsterrorist zwei Menschen ermordet und eine Synagoge angegriffen und Sie kommen hier mit Nazi Vergleichen, nur weil sich jemand über Ihr Buch lustig gemacht hat? Geschmacklos!"
"Dem Buch geht es gut"
Auch die Stadträtin und Auslöserin des Buchstreits meldet sich auf Palmers Facebookseite zu Wort. Sie postet ein weiteres Bild des Buches, dieses Mal eingeklemmt zwischen "Das andere Geschlecht" von Simone de Beauvoir und einer Anleitung zum zivilen Ungehorsam der Extinction Rebellion.
Bild: screenshot facebook
Und weil das offenbar nicht zur Versachlichung in den Kommentarspalten auf Palmers Facebookseite beiträgt, teilt die Stadträtin wenig später ein Video, auf dem das Werk Palmers zu Bett gebracht wird.
Bild: screenshot facebook
Immerhin. Eine beruhigende Botschaft für die Kritiker hat sie auch: Das Buch werde sie auf jeden Fall noch lesen, beteuert sie auf ihrer Facebookseite. "Sobald ich eine andere Lösung für den Tisch gefunden habe."
(ts)
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