In der Vorsitz-Suche der SPD hat sich der frühere Parteichef Sigmar Gabriel hinter das Kandidatenduo Boris Pistorius und Petra Köpping gestellt. Und das nicht ohne weiter gegen die aktuelle Parteispitze zu schießen.
Mit Blick auf seine eigene Zeit als Parteichef räumte Gabriel Fehler ein. Er habe aber stets mit offenem Visier und ohne die in Berlin verbreitete Heckenschützenmentalität gekämpft. "Ich habe immer gedacht, dass Klarheit wichtig ist und wollte nicht taktisch nachgeben, nur damit sich niemand vergrault fühlt. Aber das war sicher nicht immer gewinnend, um es mal zurückhaltend auszudrücken."
Kritik äußerte Gabriel an seinen damaligen Vizechefs. "Mein Eindruck war: Ich hatte gar keine echten Stellvertreter", sagte Gabriel dem RND. "Einer fühlte sich mehr als Vertreter des linken Parteiflügels, der nächste saß dort als Statthalter seines großen Landesverbandes, der dritte verfolgte seine eigenen Kanzlerambitionen und so weiter." Zu Gabriels Stellvertretern gehörten unter anderem der heutige Vizekanzler Olaf Scholz, der selbst für den Parteivorsitz kandidiert.
Gabriel selbst sei in seinen letzten Jahren als Vorsitzender immer häufiger mit Magendrücken zu den Gremiensitzungen gefahren.
Zu seinem Posten als niedersächsischer Ministerpräsident sagte Gabriel: "Wenn Sie mit 40 Jahren gefragt werden, ob sie so ein Amt übernehmen wollen, müssen Sie schon übermenschliche Größe haben, um da abzusagen. Die hatte ich zugegebenermaßen nicht." Er habe damals leichtsinnig gedacht, das Amt des Ministerpräsidenten sei im Grunde nicht viel anders als das des Fraktionschefs im Landtag. "Das war ein großer Irrtum." Gabriel feiert am Donnerstag seinen 60. Geburtstag.
(pb/dpa)