Grünen-Chef Özdemir und der türkische Staatspräsident Erdogan treffen sich bald zum angespannten Dinner.imago/watson-montage
Deutschland
24.09.2018, 10:0324.09.2018, 15:04
Ungewöhnliche Zeiten erfordern wohl ungewöhnliche Aktionen. Anders als andere Oppositionspolitiker nimmt
der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir tatsächlich seine Einladung zum Bankett
anlässlich des Staatsbesuchs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip
Erdogan an.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel will bei dem Staatsbankett am Freitag nicht teilnehmen.
- Zwar stehe außer Frage, dass Erdogan ein solches Staatsbankett nicht verdient habe, sagte Özdemir dem "Tagesspiegel" (Montag). Mit seiner Teilnahme erhoffe Özdemir sich aber, ein Signal sowohl in die Türkei als auch in die deutsch-türkische Gemeinschaft zu senden, das klarmache:
"Die Opposition in Deutschland gehört zur Politik dieses Landes dazu, wir sind ein fester und notwendiger Bestandteil unserer Demokratie."
Özdemir sagte auch, dass ein noch so
mächtiger Präsident diesen Regeln nicht entgehen könne.
"Er muss mich, der für die Kritik an seiner autoritären Politik steht, sehen und aushalten."
Özdemir warnte vor einer Charmeoffensive Erdogans, die
wirtschaftliches Kalkül sei. "Die Kanzlerin muss Erdogan deutlich
machen, dass der deutsche Rechtsstaat sein despotisches Verhalten
nicht toleriert und nicht akzeptieren wird, dass Erdogan Konflikte
nach Deutschland holt und hierzulande ein Spitzel- und
Denunziantensystem aufbaut."
Wie die Opposition gegen Erdogan mobil macht:
Zuvor hatte unter anderem FDP-Chef Christian Lindner mitgeteilt, er schlage die Einladung ins Berliner Schloss Bellevue aus, weil er "nicht Teil von Erdogan-Propaganda" sein wolle. Auch die Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck sowie die Grünen-Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter haben abgesagt. Ebenfalls nicht beim Bankett von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dabei sein wollen der außenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Bijan Djir-Sarai, Linken-Fraktionsvize Sevim Dagdelen sowie von der AfD die Fraktionschefs Alexander Gauland und Alice Weidel, Co-Parteichef Jörg Meuthen und Fraktionsgeschäftsführer Bernd Baumann.
Erdogan kommt vom 27. bis 29. September zu seinem ersten
Staatsbesuch nach Deutschland. Dazu gehören anders als bei früheren
Arbeitsbesuchen ein Empfang mit militärischen Ehren und ein
Staatsbankett.
(pb/dpa)
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