Danach lässt sich nun wirklich die Uhr stellen. Je näher die Weihnachtszeit rückt, desto wahrscheinlicher werden Stimmen aus dem AfD-Milieu, die um eine vermeintliche Islamisierung des christlichen Festes fürchten.
Mal ist es der Schokoladenweihnachtsmann, der angeblich nicht mehr Weihnachtsmann heißen dürfe, mal der Weihnachtsmarkt, den "Linksgrüne" in vorauseilendem Gehorsam in einen Lichtermarkt umbenennen wollen würden.
So warnte etwa 2017 der tourismuspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Detlev Spangenberg, die Weihnachtsmärkte würden "systematisch abgeschafft" und nannte es eine "unrühmliche Serie des kulturellen, deutschen Kotau vor den 'Neubürgern' aus mohammedanischen Kulturkreisen".
Blöd nur, dass die Lichtermärkte, auf die die AfD ihre Kritik bezog, schon seit Jahrzehnten eben Lichtermärkte heißen. Und auch die Aufregung über eine angebliche Umbenennung des Dresdener Weihnachtsmarktes in "Striezelmarkt" aus vermeintlicher Rücksicht auf die muslimischen Flüchtlinge ging nach hinten los. Der Striezelmarkt heißt nämlich schon seit über 500 Jahren so.
Trotz all dieser Rückschläge startet allmählich auch in diesem Jahr die vorweihnachtliche AfD-Empörungswelle.
Weil Aldi-Nord am Donnerstag einen Herbststern ins Sortiment genommen hat, wittert beispielsweise die AfD-Langenhagen eine Islamisierung. Aldi habe die "Weihnachtssterne" in "Herbststerne" umbenannt. Darüber hat der "Volksverpetzer" berichtet und den vermeintlichen Aufreger per Screenshot festgehalten.
Die Behauptung, Aldi habe die Blume aus "islam-verträglichen" Gründen einfach umbenannt, setzt auch "Journalistenwatch", die Quasi-Hauszeitung der AfD, in die Welt. Der "Weihnachtsstern sei einer islamkonformen Säuberung zum Opfer" gefallen, heißt es dort.
Über die Empörung von rechts auf den Herbststern bei Aldi-Nord hat zuerst die Seite Mimikama berichtet. Dort wird auch aufgeklärt, dass nicht Aldi die Bezeichnung "Herbststern" erfunden hat, sondern dass es sich um eine verwandte Pflanze des Weihnachtssterns handelt. Und weil sie bereits im Herbst blüht, wird sie deswegen schlicht Herbststern genannt.
Auch beim Discounter ist die Empörung über die vermeintliche Umbenennung angekommen.
watson hat bei Aldi-Nord nachgefragt. Von Seiten des Discounters heißt es, dass man mit diesem anlassbezogenen Angebot der Pflanze in passenden, herbstlichen Farben auch in dieser Jahreszeit wieder auf die Nachfrage der Kunden reagieren würde.
Kurzum: Im Herbst gibt es Herbst-, zur Weihnachtszeit dann Weihnachtssterne. Und für all jene, die deswegen den Untergang des Abendlandes befürchten, hat Aldi eine gute Nachricht:
"Selbstverständlich werden wir unseren Kunden in der Winterzeit auch wieder Christsterne, Weihnachtssterne, Adventssterne und Wintersterne anbieten."
Halleluja.
(ts)