Bei Maybrit Illner ging es am am Donnerstag ums Ganze – und das in wortstarker Runde: Zum Thema "SPD ohne Führung, CDU ohne Richtung – geht die GroKo im Osten unter?" hatte das ZDF unter anderem den CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und Karl Lauterbach, Kandidat für den SPD-Vorsitz, eingeladen.
Im ersten Illner-Talk nach der Sommerpause am Donnerstagabend wollte CDU-Generalsekretär Ziemiak über vieles sprechen – nur nicht über seine an Patzern nicht sparende Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer: "Jetzt sind andere Fragen wichtiger."
Kramp-Karrenbauer hatte in der CDU zuletzt für Missstimmungen gesorgt, als sie den Verbleib des früheren Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen in einem Interview zur Debatte stellte. "Bild"-Journalist Blome sieht in dem Maaßen-Streit "den Kampf um die Seele der CDU".
Ziemiak lässt sich dann doch auf eine Äußerung ein, die andeutet, wie er zu AKKs Äußerung steht: "Der Geist der CDU – das ist eben der, dass es kein Entweder-Oder gibt." Die Stärke der Union bestehe darin, mehrere politische Lager zu verbinden.
Der Philosoph Precht findet die Aufregung um Kramp-Karrenbauers Maaßen-Äußerung nicht nachvollziehbar: "Wir zerlegen die Frau jetzt für relative Kleinigkeiten." Und er meint: "Wir sind viel zu ungeduldig mit dem politischen Personal."
Ungeduldig zeigt sich auch der SPD-Politiker Lauterbach bei Illner. Er glaubt nicht mehr an den Zusammenhalt der Großen Koalition, und beklagt: "Wenn ich eine Koalition führen will, muss ich mich auch freuen, wenn der Partner einen Erfolg hat." Das Regierungsbündnis gehe in diesen Tagen gemeinsam unter, meint Lauterbach: "Für jeden Fehler, den die anderen machen, büßen wir mit."
Beim Kampf um den Parteivorsitz erwartet Lauterbach einen "Lager-Wahlkampf" um die Zukunft der Großen Koalition. Der Philosoph Precht redet nicht lange drumrum. Er verspottet die SPD und vergleicht den Kampf um den Vorsitz mit einer absurden Castingshow. Inklusive "Ranschmeiße an Let's Dance – gewinnen kann man eigentlich nur als gemischtgeschlechtliches Paar", witzelt er.
Precht spottet: "Man stelle sich mal vor: Jemand wie Helmut Schmidt oder Willy Brandt hätte sich in einer solchen Castingshow bewerben müssen. Helmut Schmidt, der nie Parteivorsitzender war, hätte da antreten müssen, und sagen: 'Mein Name ist Helmut Schmidt, meine Hobbys sind Rauchen und Weltpolitik. Und wenn ihr mich wählt, dann bekämpfe ich den Linksterrorismus und beschere euch den Nato-Doppelbeschluss.'"
Das Publikum lacht, Lauterbach kommt gar nicht zum Sprechen – stattdessen macht Precht gleich weiter.
Precht warnt die SPD vor einem "Selbstzerfledderungsverfahren", bei dem der endgültige Sieger am Ende nur stark beschädigt ins Willy-Brandt-Haus einziehen könne. Derzeit gebe es unter den SPD-Kandidaten "keinen einzigen großen Charismatiker. Keinen einzigen, der für die Seele der Partei spricht."
Lauterbach stammelt, richtige Worte fallen ihm nicht ein.
Auch CDU-Politiker Ziemiak haut auf die SPD drauf: "Es fällt schwer, den Überblick über die Kandidaten zu behalten."
Lauterbach verspricht für den Fall eines Sieges seiner Kandidatur mit Nina Scheer: "Wir würden den Mitgliedern empfehlen, die Große Koalition zu verlassen. Und weil das so eine für die Partei existenzielle Frage ist, würde ich die Mitglieder tatsächlich befragen."
Nach der Mitgliederwahl wäre das also die nächste Befragung. Die Autorin Hensel meint: "Und diese ganzen Verfahren werden so langwierig sein, dass wir uns die GroKo noch eine ganze Weile erhalten."
Never ending story also...
(pb)