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Frankfurt am Main Gleis-Attacke: Tatverdächtiger war in psychiatrischer Behandlung

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Attacke am Gleis in Frankfurt: Tatverdächtiger war in psychiatrischer Behandlung

30.07.2019, 16:4831.07.2019, 17:22
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Nach dem Tod eines achtjährigen Jungen im Frankfurter Hauptbahnhof sind viele Fragen offen. Vor allem, warum der Mann das Kind vor den einfahrenden ICE stieß. Daraufhin ist ein Diskussion über die Sicherheit an deutschen Bahnhöfen entstanden. Nun hat Bundesinnenminister Horst Seehofer wegen des Vorfalls seinen Urlaub unterbrochen und eine Krisensitzung anberaumt.

Das ist über den Täter bekannt:

Die Ermittler im Fall der tödlichen Attacke auf einen Achtjährigen im Frankfurter Hauptbahnhof haben Details über den Tatverdächtigen veröffentlicht.

  • Der Mann, der den Jungen am Montag mit einem Stoß vor einen einfahrenden ICE getötet haben soll, ist ein verheirateter Familienvater.
  • "Er soll seit 2006 in der Schweiz leben, er soll verheiratet sein und Vater von drei Kindern sein", sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft am Dienstag.
  • "Er hat angegeben, er sei vor wenigen Tagen von Basel mit dem Zug nach Frankfurt gefahren." In Deutschland sei er bislang nicht polizeibekannt gewesen.
  • Der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, ergänzte in einer Pressekonferenz mit Horst Seehofer, dass der mutmaßliche Täter in der Schweiz bereits mit mehreren Delikten auffällig geworden sei. Die Polizei hatte ihn demnach vor mehreren Tagen in der Schweiz zur Fahndung ausgeschrieben, nachdem er eine Nachbarin mit einem Messer bedroht haben soll. Der Vorfall ereignete sich in der vergangenen Woche.
  • Zeugen sagten nach dem Vorfall, dass sie den Tatverdächtigen so noch nie erlebt hätten, so die Beamten aus Zürich.
  • Laut der Kantonspolizei gab es keine Hinweise auf eine Radikalisierung des Täters. Allerdings sei er in psychiatrischer Behandlung gewesen.
  • Außerdem teilte Romann mit, der 40-Jährige habe bis zuletzt im Kanton Zürich gelebt. Die Kantonspolizei in Zürich bestätige das.
  • Er war demnach mit eritreischer Staatsbürgerschaft im Besitz einer sogenannten Niederlassungsbewilligung in der Schweiz. Diese wird Ausländern in der Schweiz nach einem Aufenthalt von fünf oder zehn Jahren im Land ausgestellt. Niedergelassene haben damit laut dem Staatssekretariat für Migration ein unbeschränktes Aufenthaltsrecht.

Was wissen wir über die Tat?

Der Verdächtige soll den Jungen und auch dessen Mutter vor einen ICE gestoßen haben. Der Junge starb noch im Gleisbett, die Mutter konnte sich retten und wurde verletzt. Beide stammen aus dem Hochtaunuskreis. Eine dritte Person, die der Mann auch attackiert hatte, konnte sich in Sicherheit bringen, ohne auf die Gleise zu stürzen. Dabei handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um eine 78-jährige Frau. Sie erlitt einen Schock und eine Schulterverletzung.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Mordes und des versuchten Mordes. Der Tatverdächtige soll am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Erkenntnisse zum Tatmotiv gibt es bisher nicht: Der Verdächtige habe noch keine Angaben zum Tatgeschehen gemacht. Hinweise, dass der Mann unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden habe, habe die Staatsanwaltschaft bislang nicht. Eine erste Atemkontrolle auf Alkohol nach der Tat habe 0,0 Promille ergeben, sagte eine Sprecherin.

Zur Frage nach dem Gesundheitszustand des Verdächtigen sagte sie: "Die Tat spricht ja schon dafür, dass man an eine psychische Erkrankung denkt." Geplant seien psychiatrische Gutachten, um zu ermitteln, inwieweit der Mann schuldfähig war.

Einen Zusammenhang zu der Tat in Wächtersbach gibt es demnach derzeit nicht. In der hessischen Kleinstadt hatte ein 55 Jahre alter Deutscher vergangene Woche auf einen Eritreer geschossen und schwer verletzt. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte die Sprecherin. So würden noch Zeugen vernommen und Videomaterial ausgewertet.

Zahlreiche Menschen legten am Bahnsteig 7 des Hauptbahnhofs Blumen, Kerzen und kleine Teddybären nieder. Am Abend soll es im Bahnhof eine öffentliche Andacht geben, an der Vertreter von katholischen und evangelischen Gemeinden teilnehmen.

Das sagte Seehofer

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) unterbrach seinen Urlaub und äußerte sich "angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit" am Dienstag. Er betonte, die Attacke am Frankfurter Hauptbahnhof hätte keine Konsequenzen auf Vorfälle in den vergangenen Wochen und das Ausländerrecht.

Die Attacke im Hauptbahnhof löste auch eine Debatte über die Sicherheit an Bahnhöfen aus. Der CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Nach dieser furchtbaren Straftat braucht es jetzt rasche und spürbare Konsequenzen für den Täter. Zusätzlich zum Strafverfahren sollten auch aufenthaltsbeendende Maßnahmen diskutiert werden. Darüber hinaus bin ich offen für eine Diskussion über bessere Sicherheitsvorkehrungen an unseren Bahnhöfen."

Seehofer betonte, er würde sich in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium der "komplexen Aufgabe" Sicherheit im öffentlichen Raum widmen.

"Terror und Extremismus sind uns nicht gleich (...) vor allem von rechter Seite. (...) Genauso werden wir Ausländerkriminalität nicht verharmlosen."

Der SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert bemängelte in der "Bild"-Zeitung (Dienstag) eine unzureichende Aufsicht an den Bahnsteigen, außerdem fehle es an den Bahnhöfen an Bundespolizisten. Der Innenminister sagte in der Pressekonferenz dazu, dass er sich für mehr Polizeipräsenz einsetzen würde, damit meine er auch die Bundespolizei und das Bundesamt für Verfassungsschutz. Außerdem wolle er für mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum sorgen.

Aus Sicht der Vorsitzenden der Verkehrsministerkonferenz, Anke Rehlinger (SPD), sind Taten wie in Frankfurt durch Sicherheitsmaßnahmen allerdings nicht zu verhindern. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag) sagte die saarländische Verkehrsministerin: "Eine solche Tat offenbart keine Sicherheitslücke, sondern eine Menschlichkeitslücke."

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, warnte unterdessen vor Nachahmungstätern. Aus Großstädten wie Berlin seien Fälle sogenannter S- und U-Bahn-Schubser schon länger bekannt. "Die Polizei versucht sich nach jedem Fall präventiv besser einzustellen. Bei Taten, die vorsätzlich geschehen, stößt sie jedoch an ihre Grenzen", sagte Radek dem RND. Angesichts von 5600 Bahnhöfen und Haltestellen in Deutschland dürfe nicht mit schnellen Lösungen gerechnet werden. "Die sind alle so unterschiedlich strukturiert, dass es schwer sein dürfte, ein Konzept für alle zu entwickeln." Forderungen nach mehr Personal bezeichnete der GdP-Vize als unseriös.

Der Frankfurter Fall erinnert an eine Attacke, die sich vor gut einer Woche in Voerde in Nordrhein-Westfalen ereignet hatte: Dort hatte ein Mann eine Frau an einem Bahnhof vor einen Zug gestoßen und so getötet.

(hd/ dpa)

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