
Aufgelegt. Bild: imago images / MediaPunch/ Samuel Corum
USA
Donald Trump nutzt seine Zollpolitik nur allzu gern als Druckmittel. Wenn er nicht das bekommt, was er möchte, kann es für das Gegenüber durchaus schonmal ungemütlich werden.
03.08.2025, 10:5603.08.2025, 10:56
Gerüchten zufolge soll sich Bundeskanzler Friedrich Merz im Juni aktiv Tipps von anderen Staatschefs geholt haben, bevor er zu seinem ersten Besuch bei Donald Trump reiste. Zu häufig waren die Empfänge im Oval Office in den wenigen Monaten der zweiten Amtszeit des US-Präsidenten bereits eskaliert oder in einem peinlichen Eklat geendet.
Die Leitlinie, an die sich Merz entsprechend hielt: Ruhig bleiben, Trump ausreden lassen, nichts überstürzen. In Bezug auf die Trump-Regierung insgesamt führte er aus: "Man kann mit ihnen reden, aber man darf sich nicht einschüchtern lassen", sagte der Kanzler im Anschluss. Ein solcher Balanceakt gelingt allerdings nicht allen Spitzenpolitiker:innen.
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter etwa hatte bei einem Telefonat mit Trump kürzlich weniger Glück. Thema war hier die Ankündigung des US-Präsidenten, auch die Schweiz mit hohen Zöllen auf Exporte in die USA zu belegen.
Schweiz kann in Trump-Telefonat keine Kompromisse erzielen
Wie unsere Kolleg:innen von "watson.ch" unter Bezug auf die "Sonntagszeitung" berichten, versuchte Keller-Sutter eine halbe Stunde lang ihr diplomatisches Geschick in einem Telefonat mit Washington anzuwenden. Doch Donald Trump hatte an diesem Tag internen Berichten zufolge offenbar keine gute Laune. Je länger seine Schweizer Amtskollegin redete, desto mehr habe er die Ausführungen als "oberlehrerhaft" empfunden.
Hintergrund ist die Argumentation Trumps, dass das Handelsdefizit zwischen der Schweiz und den USA besonders groß sei. Ein Zollsatz von zehn Prozent, wie er noch zum Jahresbeginn galt, sei daher nicht zu rechtfertigen.
Wirtschaftsexpert:innen halten diese Perspektive zwar für wenig plausibel und führen an, dass das Defizit auch auf die Größe des Landes zurückzuführen ist. Mit entsprechenden Argumentationen konnte Keller-Sutter jedoch nicht zu Trump durchdringen.
Eine Vertreterin des Wirtschaftsministeriums erhielt während des Gesprächs eine SMS aus dem Umfeld von Trump. Darin wurde eine Beendigung des Telefonats nahegelegt, um eine Eskalation zu vermeiden. Wenige Minuten später hatten Trump und Keller-Sutter aufgelegt.
US-Zölle: Trump droht Ländern in Europa mit Erhöhung
Eine gewisse Eskalation scheint das Telefonat dann aber wohl tatsächlich nach sich gezogen zu haben. Auf Trumps berüchtigter Zoll-Liste steht die Schweiz mit 39 Prozent weltweit auf dem zweiten Platz. Ursprünglich angekündigt waren vor dem Gespräch mit der Schweizer Regierungschefin nur 31 Prozent. Ob ein Zusammenhang mit dem launigen Telefonat besteht, ist unklar.
In der Europäischen Union konnte man die angedrohten US-Zölle kürzlich noch in letzter Minute abwenden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen handelte mit Trump einen Deal aus, der nun 15 Prozent auf alle Güter aus der EU statt wie zuvor 30 Prozent vorsieht.
Im Gegenzug verpflichtete sich die EU, in den kommenden Jahren weitere 600 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren und machte klare Zugeständnisse im Bereich Energiehandel.
Expert:innen befürchten dennoch, dass Donald Trump schon im Herbst die nächste Runde seiner Zoll-Drohungen auf den Tisch legt. Das dürfte vom Erfolg der bestehenden Vereinbarungen, aber wohl zu großen Teilen auch von den unberechenbaren Launen des US-Präsidenten abhängen.
Donald Trump nutzt seine Zollpolitik nur allzu gern als Druckmittel. Wenn er nicht das bekommt, was er möchte, kann es für das Gegenüber durchaus schonmal ungemütlich werden.
Gerüchten zufolge soll sich Bundeskanzler Friedrich Merz im Juni aktiv Tipps von anderen Staatschefs geholt haben, bevor er zu seinem ersten Besuch bei Donald Trump reiste. Zu häufig waren die Empfänge im Oval Office in den wenigen Monaten der zweiten Amtszeit des US-Präsidenten bereits eskaliert oder in einem peinlichen Eklat geendet.