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ARD & MDR ernten Kritik für AfD-Umgang: 5 Wahlabend-Aufreger – das sagen die Sender

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Bild: Screenshot ARD
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Kritik an ARD & MDR für AfD-Umgang: 5 Wahlabend-Aufreger – und was die Sender dazu sagen

03.09.2019, 06:3411.04.2024, 14:31
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Der Wirbel am Wahlabend war groß. Nicht nur wegen der starken AfD-Wahlergebnisse in Sachsen und Brandenburg. Auch um die öffentlich-rechtlichen Sender gab es Aufregung.

Die Moderatorin der ARD-Wahlsendung erntete für mehrere Aussagen Kritik. Und auch die ARD bzw. der MDR, für den die Moderatorin arbeitet, mussten sich deutliche Gegenworte anhören. Sogar strukturelle Missstände prangerten Kritiker an.

Watson erklärt die einzelnen Aufreger – und zeigt, was die Beteiligten auf Anfrage unserer Redaktion dazu sagen.

Moderatorin nennt Koalition von CDU und AfD "bürgerlich"

Nach der Landtagswahl in Sachsen steht die MDR-Moderatorin Wiebke Binder wegen ihrer Wortwahl in einer ARD-Sendung am Sonntagabend in der Kritik. Sie hatte in einer Frage nach möglichen Koalitionen ein Bündnis von CDU und AfD als "bürgerlich" bezeichnet. Danach regte sich heftiger Ärger im Netz. Binder wurde vorgeworfen, sich der AfD anzubiedern und sie durch die Bezeichnung als "bürgerlich" zu verharmlosen.

MDR-Chefredakteur Torsten Peuker sagte auf Anfrage von watson:

"Jede Moderatorin, jeder Moderator, alle Reporterinnen und Reporter sowie alle Sendungsverantwortlichen stehen bei einer solchen Doppelwahl, mit ständig neuen Ergebnissen, wechselnden Runden, Köpfen und Konstellationen unter erheblichem Stress. Eine Wahlsendung ist eine Live-Sendung, da ist ein Versprecher, eine Verwechslung, eine Unschärfe in einer Formulierung auch mal möglich. Hier handelte es sich klar um einen Versprecher, für den wir uns entschuldigen."

Weitere AfD-Aussage von Binder

Auch eine Bemerkung aus Binders Interview mit AfD-Politiker Jörg Urban sorgte für Kritik. Die Konversation verlief so:

  • Binder: "Ich denke, wir haben sehr viel über die AfD berichtet, da war schon viel zu erzählen, und auch viel … Unterschiedliches."
  • Urban (grinst) "Positives."
  • Binder: "Positives, auf jeden Fall!"

MDR-Chefredakteur Torsten Peuker kündigte auf Anfrage von watson an, die Sendung mit allen Beteiligten auszuwerten – "entsprechend auch mit den Moderatorinnen und Moderatoren." Das sei üblich. Und weiter:

"Es ist ein anspruchsvoller Job unter schwierigen Bedingungen und Wiebke Binder ist und bleibt eine wichtige Moderatorin unserer politischen Formate."

So habe Binder am Montag unter anderem den ARD-Brennpunkt aus Leipzig moderiert. Binder selbst hat sich auf Anfrage von watson bislang nicht geäußert.

Ein WDR-Mitarbeiter kritisiert den MDR öffentlich

Nicht nur Hunderte Zuschauer regten sich via Social Media auf. Sondern auch ein Kollege Binders vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Arnd Henze arbeitet für den WDR. Er kritisierte den für die Sendung verantwortlichen MDR und deutete gar strukturelle Probleme beim Sender an. "Beim MDR verwischen nicht zum ersten Mal die Grenzen nach ganz rechts!", twitterte er.

Was der MDR von der Anschuldigung des WDR-Kollegen hält? Der MDR teilt auf Anfrage von watson mit: "Es handelt sich nicht um eine Stellungnahme des Senderverbunds, sondern um eine Einzelmeinung, die wir hier nicht kommentieren."

Arnd Henze unterdessen erklärt seinen Tweet auf Anfrage von watson so:

"Bei meinem Tweet handelt es sich um eine persönliche Äußerung über meinen Privat-Account. Meine Kritik bezog sich vor allem auf ein kontrovers diskutiertes und abgesagtes Podiumsgespräch des MDR zu einer Doku über 'Ein Jahr Chemnitz'."

Seine Kritik relativierte er ein Stück weit: "Es war nicht meine Absicht, den MDR, die Kolleginnen und Kollegen und deren Arbeit zu diskreditieren."

Hat der MDR ein Problem im Umgang mit der AfD?

Worauf sich WDR-Mitarbeiter Henze bei seiner Kritik beruft, ist der Eklat um eine MDR-Diskussion. Anlässlich des Jahrestags der Chemnitz-Demonstrationen hatte der mitteldeutsche Rundfunk eine Dokumentation produziert. Am 22. August soll der Film Premiere feiern, im Anschluss war eine Podiumsdiskussion geplant. Einer der Teilnehmer, die der MDR eingeladen hatte, war der Rechtsextreme Arthur Oesterle, der bei den "Pro Chemnitz"-Demonstrationen sogenannter Chefordner war.

Es hagelte Kritik am MDR, der sein Vorgehen mit Verweis auf die Einordnung Oesterles in der Doku verteidigte. Nachdem Diskussionsteilnehmer reihenweise absagten, wurde das Podium dann doch gecancelt.

Die jetzigen Vorwürfe, die sich der Sender anhören muss, gehen in dieselbe Richtung wie kürzlich beim Chemnitz-Eklat. Die Frage, die in sozialen Netzwerken mitschwingt: Hat der Sender ein Problem im Umgang mit rechten und rechtsextremen Kräften?

Watson fragte beim MDR nach dem Wahl-Wirbel nach. Kann der Sender es verstehen, wenn ihm in sozialen Netzwerken eine Verharmlosung der AfD vorgeworfen wird? Die Antwort fällt kurz und doch deutlich aus: "Nein."

ARD wird für Weidel-Tweet kritisiert

Auch ein Tweet der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" sorgte für Kritik. Der Tweet zeigte einen Ausschnitt aus der ARD-Wahlsendung am Sonntag. In dem 19-sekündigen Video spricht ausschließlich AfD-Chefin Alice Weidel. Sie sagt unter anderem: "Wir müssen festhalten, dass 60 Prozent der Menschen in Sachsen konservativ gewählt haben. Das einfach zu ignorieren, wäre zutiefst undemokratisch."

User kritisierten, dass die ARD diese Weidel-Aussage nicht eingeordnet habe, sondern ungefiltert und unkommentiert verbreitete.

Auf Anfrage von watson verteidigte die ARD ihr Vorgehen:

"Der 'Bericht aus Berlin'-Account hat von allen Spitzenpolitikern der im Bundestag vertretenen Parteien Zitate aus der ARD-Wahlsendung gepostet. Bei allen Posts wurde auf eine Einordnung verzichtet. Sich dazu eine Meinung zu bilden, liegt bei den Usern selbst."

Die ARD geht sogar noch weiter. Eine Diskussion auszulösen, sei genau das Ziel des Tweets gewesen:

"Wenn nun im Netz kräftig, kontrovers und konstruktiv darüber diskutiert wird, ob man die AfD als konservativ bezeichnen kann, ist das genau das, was wir mit dem betreffenden Post erreichen wollten."

Fazit

Selbst wenn das im Fall der ARD alles so gewollt gewesen sein sollte, und auch wenn die Begründung des MDRs, die Pannen seien dem Stress einer Live-Sendung geschuldet, nachvollziehbar ist: Bei den nächsten Wahlen in Thüringen Ende Oktober dürften sich ARD und MDR wohl wünschen, dass es in der Debatte vor allem um Politisches geht – und nicht um die Art der Berichterstattung selbst.

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