Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland und Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden. bild: imago images/unsplash/watson montage
Deutschland
Zwei Kitas in Leipzig hatten angekündigt, fortan mit Rücksicht auf muslimische Kinder kein Schweinefleisch mehr auf den Speiseplan zu setzen und etwa auf Gelatine in Süßigkeiten bei Feiern zu verzichten. Nach einer massiven öffentlichen Debatte nahmen die Einrichtungen am Dienstag davon aber wieder Abstand.
Der Fall hat hohe Wellen geschlagen. Nun haben der Zentralrat der Juden
und der Zentralrat der Muslime zur Mäßigung der Debatte gemahnt.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte:
"Das Letzte, was wir brauchen, ist Hetze gegen Minderheiten, nur weil in einer Einrichtung über den Speiseplan nachgedacht wird."
Josef Schusterdpa
Grundsätzlich halte er es für
positiv, dass mit höherer Sensibilität als früher darüber nachgedacht
werde, religiöse Gepflogenheiten oder Bedürfnisse von Minderheiten zu
berücksichtigen:
"Ich denke allerdings, dass ein Verbot von Schweinefleisch übers Ziel hinaus geschossen wäre."
dpa
Josef Schuster sprach überdies von einer "aufgeregten Debatte" und riet zu
mehr Gelassenheit: "Es reicht meines Erachtens, wenn Kindern, die aus
verschiedenen Gründen ein bestimmtes Essen nicht zu sich nehmen
können, eine Alternative angeboten wird. Das gilt ja zum Beispiel
auch für Allergiker. Jüdische Kinder, die sich koscher ernähren,
wissen, dass sie normale Gummibärchen nicht essen können oder nicht
mit ihren Freunden beim Fast-Food-Restaurant einkehren. Das gehört zu
ihrem Alltag. Sie empfinden das aber nicht als Diskriminierung."
Der Zentralrat der Muslime thematisierte vor allem die dadurch ausgelöste Empörung:
Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland, erklärte:
"Erstaunlich welch angebliche Rücksichtnahmen erfolgen, obgleich sie nicht mal von Muslimen ausgehen."
Und weiter: "Die Empörungswelle ist um ein Vielfaches höher als bei den derzeitigen, schrecklichen täglichen Schändungen und Bombendrohungen gegen deutsche Moscheen von mutmaßlich Rechtsradikalen."
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