Allein der Einstieg ist schon denkwürdig. Da ist die neue konservative Hoffnung der CDU zu Gast bei Jan Böhmermann und dessen Band spielt als Willkommensgruß die Melodie von Harry Potter – das ist vor allem deshalb gemein, weil die AfD Philipp Amthor im Bundestag vor kurzem mal als naseweisen Harry Potter diskriminiert hat. Immerhin trägt er Hornbrille und ist erst 26 Jahre alt. Das reicht den selbsternannten Alternativen wohl.
Überraschung: Amthor hat sich den Song sogar selbst von Böhmermann gewünscht. "Einer von der AfD hat versucht, mich zu dissen. Ich sagte: Gar nicht schlimm, das ist doch ein cooler Typ", kommentiert der CDU-Mann. Welches Haus er in Hogwarts wohl hätte, Slytherin? "Da, wo die Streber sind: bei Ravenclaw", antwortet Amthor. So weit. So schlagfertig. Böhmermann hat da auf jeden Fall einen Gast sitzen, der ihm gewachsen ist.
Amthor habe die Gefahr des Themas schon seit Monaten bemerkt, sagt er. "Das muss einem schon zu denken geben, wenn man sieht, dass #niewiedercdu der beliebteste Hasthag auf Twitter ist. Da ärgere ich mich schon drüber." Da sei einiges schiefgelaufen in der Kommunikation und jetzt müsse seine Partei das Vertrauen wieder zurückgewinnen. Schließlich wolle niemand das Internet zensieren, versichert Amthor.
#Niewiedercdu greife bei aller Verärgerung aber zu kurz.
So geht es kurz hin und her, Amthor lässt Böhmermann teils nicht einmal zu Wort kommen. Der stellt irgendwann sichtlich beeindruckt fest: "Philipp Amthor, die Planierraupe aus Ueckermünde. Selten hier so einem Maschinengewehrfeuer ausgesetzt gewesen. Fantastisch."
Dann geht es um die eingangs erwähnte Rede, in der Amthor die AfD einmal zerlegte und sich so den "Harry Potter"-Spruch eingefangen hatte. Sie machte ihn auch über konservative Kreise hinaus zum ersten Mal richtig bekannt.
"Wo kommen die Eier her?", fragt Böhmermann. "Ich habe mich echt aufgeregt", sagt Amthor. Als Zuschauer wünscht man sich spätestens jetzt doch etwas mehr Zwist.
Aber, das muss man Böhmermann lassen, dieser kommt. "Du bist eher unpopulär bei jungen Leuten. Würdest du bei Friday for Future mitlaufen?", fragt er und ringt dem CDUler bei diesem Thema echt einige gute Aussagen ab.
Der teile zwar viele Forderungen der Schülerinnen und Schüler nicht, sagt er, finde das Engagement aber gut. Das Schuleschwänzen solle nicht zum Dauerzustand werden. Wenn es ihnen ernst sei, "könnten sie das ja auch einmal am Samstag machen".
Es sei allerdings besser, "über die Themen zu diskutieren, als wochenlang darüber, ob es sinnvoll wäre, die Schule zu schwänzen, oder nicht." Keine schlechte Aussage, solche Realpolitik wünscht man sich von Amthors Kollegen bei der CDU/CSU durchaus öfter.
Dann spielen der Philipp und der Jan, wie sich sich nennen, noch einmal "1,2 oder 3" gegeneinander. Dort müssen sie Zitate erraten. Da springt Böhermann beschwingt hin und her, und Amthor... springt ein wenig weniger beschwingt hin und her.
Aber immerhin: Die Neo-Magazin-Crew trotzt dem CDUler durch einen etwas fiesen Trick noch einmal eine richtig schöne Beleidigung Richtung CSU-Legende Franz Josef Strauß ab. "So ein Zitat kann nur von einem Idioten kommen", sagt Amthor – unwissentlich über Strauß. Allein dafür hat sich die Sendung doch echt gelohnt.
(mbi)