In Jena ist das Winterchaos ausgebrochen. Über 30 Zentimeter Neuschnee beeinträchtigen den Alltag. Bild: IMAGO / Roman Möbius
Deutschland
11.02.2021, 09:0611.02.2021, 09:05
Der Winter sorgt weiterhin für klirrende Kälte
in Deutschland – Autofahrer mussten in der Nacht zu Donnerstag jedoch
keine größeren Behinderungen mehr in Kauf nehmen. In Jena kam es bei
den eisigen Temperaturen allerdings zu einem Katastrophenfall: Dort
mussten rund 6500 Haushalte ohne Heizung und warmes Wasser auskommen,
nachdem eine Fernwärmeleitung unterbrochen worden war. Am frühen
Donnerstagmorgen meldeten die Stadtwerke, dass die Fernwärmeleitung
wieder in Betrieb sei. Ein etwa fünf Zentimeter langer Riss in der
Leitung sei in der Nacht erfolgreich zugeschweißt worden.
Nacht ansonsten ruhig – wenig Autounfälle wegen Glätte
Am Mittwoch hatten Mitarbeiter der Stadtwerke und Spezialfirmen
in der Thüringer Stadt stundenlang nach der Ursache der Havarie
gesucht und dafür auch eine Straße aufgerissen. Anwohner wurden in
der Zwischenzeit aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu
halten, um das Auskühlen ihrer Wohnungen hinauszuzögern. Einige
Bürger wurden an Notunterkünfte vermittelt.
Andernorts blieb die Lage in der Nacht ruhig. Im Raum Bielefeld,
wo sich Autos und Lastwagen auf der A2 in den vergangenen Nächten zum
Teil extrem gestaut hatte, floss der Verkehr weitgehend problemlos.
"Es ist entspannter als in den Nächten zuvor", sagte ein
Polizeisprecher. Bei Braunschweig parkten auf der Autobahn laut der
dortigen Polizei weiterhin viele Lastwagen auf dem Standstreifen,
weil Rastplätze voll waren. Unfälle habe es aber nicht gegeben. Ein
Sprecher der Göttinger Autobahnpolizei sagte, dass es "endlich mal
keine Probleme" gebe.
Auch in anderen Regionen meldeten die Polizeistationen
vergleichsweise wenige Glätteunfälle. Allerdings gab es im Landkreis
Sigmaringen in Baden-Württemberg einen tödlichen Verkehrsunfall. Eine
41-Jährige war bei winterlichen Straßenverhältnissen in den
Gegenverkehr geraten – und kam ums Leben.
Die Gefahr der Kältewelle
Glimpflich verlief ein Unfall im Kreis Ravensburg: Ein
52-Jähriger kam mit seinem Transporter bei Schneeglätte von der B12
ab und durchbrach im Erdgeschoss die Hauswand eines Bauernhauses.
Dieses musste anschließend von der Feuerwehr abgestützt werden. Der
Schaden am Haus wird auf 50.000 Euro geschätzt. Der Fahrer des
Transporters blieb unverletzt, die Hausbewohnerin kam mit dem
Schrecken davon. Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wurden drei
Menschen verletzt, als ein Auto ins Rutschen geriet und gegen einen
Baum krachte.
Abseits der Straße waren die Einsatzkräfte ebenfalls mit Schnee
und Glätte beschäftigt – am Mittwoch meldeten sie vermehrt
Freizeitnotfälle: In einem Teich in Berlin suchten Retter stundenlang
nach einem Mann, der anscheinend bewusst ins Wasser gestiegen war – mutmaßlich zum Baden oder Tauchen. Der Feuerwehr zufolge wurde er
"unter Reanimationsbedingungen" in eine Spezialklinik gebracht. In
der Nähe von Flensburg brachen zwei Kinder auf dem Eis eines Teichs
ein. Ein Ehepaar beobachtete den Vorfall und rettete die Kinder im
Alter zwischen vier und sechs Jahren aus dem eiskalten Wasser.
Bahnverbindungen durch Deutschland "überwiegend stabil"
Nach Angaben der Bahn liefen die wichtigsten Nord-Süd- und
Ost-West-Fernverkehrsverbindungen am Mittwoch "überwiegend stabil,
wenn auch mit deutlichen Verspätungen". Am Donnerstag sollte der
Verkehr von Dresden Richtung Leipzig und Frankfurt am Nachmittag
wieder anfahren, wie die Bahn auf ihrer Internetseite meldete. Auch
zwischen Hamburg und Kiel sowie Hamburg und Westerland sollte es
wieder ein "eingeschränktes Angebot" geben.
Auch in den kommenden Tagen bleibt es frostig in Deutschland. Dem
Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge war die Nacht auf Mittwoch die
kälteste des bisherigen Jahres. "Über der tief verschneiten Mitte und
dem Osten kühlte es gebietsweise auf unter minus 20 Grad ab",
erläuterte Meteorologe Adrian Leyser. "'Coldspot' war dabei Thüringen
mit einem Tiefstwert von minus 26,7 Grad Celsius, gemessen in
Mühlhausen."
Die ausgestorbenen Innenstädte im Corona-Lockdown erleichtern
derweil den wenigen Kältebussen die Versorgung der Obdachlosen. "Die
Straßen sind bislang völlig leer gewesen. Da fällt es natürlich
leichter, durch die Fußgängerzonen zu kommen. Man kann die
Wohnungslosen auch schneller erkennen", sagt Sandra Welsch, die als
Sozialarbeiterin für das Deutsche Rote Kreuz in Stuttgart den Einsatz
des Kältebusses dort koordiniert. Haben Restaurants oder Clubs
geöffnet, seien deutlich mehr Menschen und angetrunkene Feiernde
unterwegs, die die Arbeit der Ehrenamtlichen störten, sagt sie
weiter. Wohnungslose könnten im Moment auch leichter einen
Schlafplatz finden, weil Geschäfte geschlossen seien.
(vdv/dpa)
Robert Habeck ist wohl eine der einprägsamsten Figuren der Politiklandschaft Deutschlands. Seit Dezember 2021 ist er Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler der Bundesrepublik. Als Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen hat er sich einen Namen als pragmatischer und kommunikationsstarker Politiker gemacht.