Die Polizei räumt gerade den Hambacher Forst und wie so oft in der Vergangenheit sorgt das für spektakuläre Bilder und Überschriften.
Bei dem Einsatz in dem wegen des Kohlebergbaus von der Abholzung bedrohten Hambacher Forsts in Nordrhein-Westfalen wurden drei Menschen festgenommen. Wie die Polizei in Aachen mitteilten, diente die Aktion unter anderem der Beseitigung von Barrikaden auf Zugangswegen und der Beschlagnahme von Beweismitteln. Aktivisten halten seit langem einen Teil des Waldes besetzt, es kommt immer wieder zu Zusammenstößen.
Es hat dabei mittlerweile Tradition bei den Aktivisten, den Beamten sogenannte Barrikaden in den Weg zu legen und von hoch oben aus den Bäumen heraus die Besetzung des Waldstücks aufrecht zu erhalten. Sie befürchten, das aus dem der Energie-Konzern RWE bald das vermutlich größte Tagebau-Gebiet für Kohle in Europa machen will.
Dadurch entstehen solche Bilder:
Und dadurch entstehen Schlagzeilen wie "Polizei findet möglicherweise Sprengstoff im Hambacher Forst". Eine Nachricht, die auch über die Agenturen verbreitet wird. Wir haben diese Woche mit Aktivisten des Hambacher Forsts gesprochen und heute auch noch einmal bei der Polizei angerufen.
Bei den Bomben handelt es sich um Attrapen, und nach Jahren des Widerstands im Hambacher Horst ist das auch allen klar. Wie Unterstüzter des Widerstands gegenüber watson erzählen, bauen die Besetzer Bomben mit verdrahteten Behältern nach und klemmen sie an ihre Barrikaden. "Jeder weiß, dass es sich um Attrapen handelt, wir haben jede Woche viele Besucher und Begehungen im Wald, wir würden diesen Leuten nie Schaden zufügen", sagt ein Beteiligter.
Auch die Polizei sagt, man kenne die Guerilla-Taktik seit Jahren.
BWeiter heißt es bei der Polizei, dass die eigenen Beamten mit Pyrotechnik beschossen und von Holzplattformen auf Bäumen mit Urin und Fäkalien bespritzt worden seien.
Bei einem Festgenommenen handelte es
sich demnach um einen Demonstranten, der sich auf einer Konstruktion
befand. Zudem wurden zwei Frauen festgenommen, bei denen Gegenstände zum
Bau von Zwillen und Geschossen gefunden wurden.
Gegen die Abholzung des Waldes im Rheinland gibt es unter dem Stichwort "Hambi bleibt" seit langem heftige Proteste von Besetzern vor Ort, die sich auch gegen die Braunkohle insgesamt richten.
RWE will für den Braunkohleabbau mehr als 100 der verbliebenen 200 Hektar Wald abholzen, darf damit aber frühestens mit Beginn der Rodungssaison ab 1. Oktober beginnen. Für die Wahldbesetzer ist die Rodung eine der schlimmsten aktuellen Bedrohungen für die Umwelt.
Aus Sicht von RWE ist die Rodung unvermeidbar, um die Stromproduktion in den Braunkohlekraftwerken zu sichern. Davon hingen rund 10.000 Stellen und die Sicherheit der Energieversorgung in Nordrhein-Westfalen ab.
Umweltschützer fordern einen schnellen Ausstieg aus der klimaschädlichen Braunkohle und zumindest ein Rodungsmoratorium, solange die bundesweite Kohlekommission tagt.
Rund 200 RWE-Mitarbeiter entfernten am Mittwoch trotzdem mit schwerem Gerät Baumstämme und
Äste von den Wegen. Teils seien auch Gräben und Erdlöcher
zugeschüttet und Müll aus dem Wald entfernt worden, sagte
ein RWE-Sprecher.
(mbi/mit dpa)