Die deutschen Spitzenkandidaten für den Europawahlkampf.Bild: imago stock&people
Deutschland
25.03.2019, 14:1126.03.2019, 19:17
Nach dem Artikel 13 ist vor den Wahlen. Vielen vor allem jungen Wählern wird die Abstimmung um das neue Urheberrecht mehr als frustrierend vorgekommen sein. Bei der Europawahl ist die Beteiligung sowieso gering, was da an Schlammschlacht um den Artikel 13 passiert ist, wird es kaum besser machen.
Aber genauso trommeln die ersten Frustierten einen ganz anderen Ton. So knallte etwa ein Tweet von Sascha Lobby in der Netz-Community am Dienstag ein wie eine Bombe.
Damit ist der Wahlkampf eingeleutet. Alle Wahlprogramme sind beschlossen. Der Streit um das Urheberrecht wirkt wie ein Startschuss. Und auch andere Themen haben kaum an Wucht verloren: Die einen setzen auf den Kampf gegen Populismus und
Nationalismus, andere fordern radikale Reformen.
Eine kurze Übersicht darüber, mit welchen Themen und welchem Personal die Parteien in den Europawahlkampf ziehen.
CDU/CSU: Sicherheit und Wohlstand
Erstmals ziehen CDU und CSU mit einem gemeinsamen Programm und
dem EVP-Spitzenkandidaten Manfred Weber (CSU) in einen
Europawahlkampf. Im Mittelpunkt des 21-seitigen Wahlprogramms stehen die
Themen Sicherheit, Frieden und Wohlstand. Leitlinie ist das
Engagement gegen die Bedrohung der EU durch Populisten von links und
rechts sowie gegen Nationalisten. "Die einen wollen ein Verbots- und
Umverteilungseuropa; die anderen wollen die europäische Idee
zerstören", ist ein zentraler Satz, mit dem sich die Unionsparteien
von SPD und Grünen wie auch von der AfD abgrenzen wollen.
Zweiter
wesentlicher Aspekt ist das Eintreten für ein selbstbewusstes
Friedensprojekt Europa – angesichts der sich verschiebenden
internationalen Machtverhältnisse zwischen Europa auf der einen sowie
den USA, China und Russland auf der anderen Seite.
Spitzenkandidat: Manfred Weber. Er führt seit 2014 die EVP-Fraktion im Europaparlament.
SPD: Europa der Mindestlöhne
Die SPD will ihre Anhänger mit umfassenden Sozialversprechen
mobilisieren. In den einzelnen EU-Ländern sollten Mindestlöhne von 60
Prozent des mittleren Lohns eingeführt, in Deutschland solle die
Lohnuntergrenze auf zwölf Euro erhöht werden. Soziale Grundrechte sollen
verbindlich werden. Bezahlt werden soll dies unter anderem dadurch,
dass es gegen den Wettlauf um die niedrigsten Unternehmenssteuern
Mindeststeuersätze geben soll.
Für Konzerne wie Google, Apple oder
Amazon soll eine Digitalsteuer eingeführt werden. Weitere
Schwerpunkte setzt die SPD auf Umwelt und Frieden – so müsse sich
Europa weiter für Abrüstung einsetzen.
Spitzenkandidatin: Katarina Barley. Sie ist Justizministerin in der Großen Koalition.
Grüne: Steuern auf CO2-Ausstoß
Die Grünen legen Schwerpunkte auf das Zusammenwachsen der EU
unter anderem bei der Sicherheit und auf Umweltthemen. Sie fordern
eine europäische Steuer für Digitalkonzerne, zusätzlich aber auch
Steuern auf CO2-Ausstoß, auf Einweg-Plastik und auf den spekulativen
Handel mit Finanzprodukten. Einnahmen aus der CO2-Steuer sollen als
"Energiegeld" an Bürger ausgezahlt werden. Von 2030 an sollen nach
dem Willen der Grünen alle Kunststoffprodukte wiederverwendbar,
abbaubar oder kosteneffizient recycelbar sein, vom selben Jahr an
sollen nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden – also keine
Diesel und Benziner mehr.
Auch mehrere soziale Forderungen finden
sich im Wahlprogramm: Mindeststandards einer Grundsicherung und für
die Versorgung in Gesundheitssystemen.
Spitzenkandidaten: Ska Keller. Seit 2016 ist sie Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament. Gemeinsam mit Sven Giegold führt sie die deutschen Grünen in den Europawahlkampf.
Ska Keller im watson-Interview:
FDP: Europa verschlanken
"Die Einheit Europas ist das Beste, was uns allen passieren
konnte", schreiben die Freien Demokraten gleich im ersten Satz ihres
Programms. In Kernbereichen wollen sie die Zusammenarbeit der
EU-Staaten noch verstärken, an anderer Stelle fordern sie hingegen
Reformen. So soll die EU-Kommission, in die bislang jedes der 28
Mitgliedsländer ein Mitglied entsendet, kleiner werden. Bei der
gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik soll häufiger eine Mehrheit
für den Beschluss reichen – derzeit ist dazu Einstimmigkeit
erforderlich.
Den Bürgern will die FDP das Leben, Lernen und Arbeiten
in anderen europäischen Ländern erleichtern. So soll jeder Schüler
mindestens sechs Monate seiner Schulzeit in einem anderen EU-Land
verbringen. Sonderwirtschaftszonen sollen digitalen Startups
attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen bieten.
Spitzenkandidaten: Die FDP geht mit Generalsekretärin Nicola Beer und dem Abgeordneten im nordrhein-westfälischen Landtag, Moritz Körner, in die Europawahl.
Linke: Gegen eine EU der Millionäre
Die Linke fordert in ihrem Programm einen radikalen Umbau der EU:
Alle Verträge sollen neu verhandelt werden. Über eine europäische
Verfassung sollen alle Mitgliedstaaten in Volksabstimmungen
entscheiden. Inhaltlich will die Linke höhere Steuern für
Unternehmen, ein Verbot aller Waffenexporte und europäische
Volksentscheide. Alle EU-Staaten sollen verpflichtet werden,
Mindestlöhne von 60 Prozent des Durchschnittsgehalts einzuführen.
Europa soll bis 2030 aus der Kohle aussteigen, Bus und Bahn sollen in
der Stadt ohne Tickets funktionieren.
Die Linke will außerdem ein
europäisches Seenot-Rettungsprogramm einrichten. Kommunen sollen für
aufgenommene Flüchtlinge eine Pauschale für Bildung, Wohnen und
Infrastruktur bekommen.
Spitzenkandidaten: Martin Schirdewan, sitzt seit 2017 im EU-Parlemant, und Özlem Alev Demire, Gewerkschafterin bei Verdi, sind das Spitzenduo der Linken.
AfD: Im Zweifel austreten
Die AfD hält Deutschlands Austritt aus der EU für unausweichlich,
falls sich die Europäische Union in absehbarer Zeit nicht radikal
verändern sollte. In ihrem Wahlprogramm heißt es: "Sollten sich
unsere grundlegenden Reformansätze im bestehenden System der EU nicht
in angemessener Zeit verwirklichen lassen, halten wir einen Austritt
Deutschlands oder eine geordnete Auflösung der Europäischen Union und
die Gründung einer neuen europäischen Wirtschafts- und
Interessengemeinschaft für notwendig." Ein "Dexit" wäre aus Sicht der
AfD allerdings erst nach einer Volksabstimmung über den Austritt
Deutschlands möglich.
Die AfD sorgt sich in ihrem Programm zudem um
die deutsche Identität: "Jegliche Einwanderung nach Europa muss so
begrenzt und gesteuert werden, dass die Identität der europäischen
Kulturnationen unter allen Umständen gewahrt bleibt."
Spitzenkandidat: Jörg Meuthen ist seit 2015 neben Alexander Gauland Bundessprecher (Parteivorsitzender) der AfD.
(mbi/ts/dpa)
Knutschende Fußballer
1 / 16
Knutschende Fußballer
Mireille Mathieu hat mal gesagt: "Die Küsse sind das Kleingeld der Liebe". Das wussten auch Stefan Effenberg (l.) und Paulo Sérgio.
#FridaysForFuture: Schüler erklären, warum sie demonstrieren
Video: watson
Nach bald drei Jahren hat die Ukraine kaum noch Optionen, um den Krieg gegen Aggressor Russland militärisch zu gewinnen. Besiegt ist das geschundene Land deswegen aber nicht.
Am Dienstag ist es 1000 Tage her, seit der russische Autokrat Wladimir Putin den Befehl zur Invasion der Ukraine gab. Nun beginnt der dritte Kriegswinter. Er droht in der Ukraine "besonders kalt und dunkel zu werden", so der österreichische "Standard". Denn russische Luftschläge haben die Energieversorgung hart getroffen, zuletzt am Wochenende.