FFP"-Masken sind von nun an Pflicht in Bayern.Bild: dpa
Deutschland
18.01.2021, 07:3018.01.2021, 09:25
Bei den Bund-Länder-Gesprächen am Dienstag
wird wohl auch um Ausgangssperren und eine FFP2-Maskenpflicht im
Bahnverkehr gerungen werden. "Es liegt eine Auswahl von Möglichkeiten
auf dem Tisch", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier der
"Rheinischen Post" am Montag. Er nannte neben der FFP2-Maskenpflicht
im Bahnverkehr und den Ausgangssperren auch eine Homeoffice-Pflicht
und deutlichere Kontaktbeschränkungen. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD)
erklärte derweil, er rechne damit, dass Bund und Länder die
Corona-Beschränkungen verschärfen und um zwei Wochen verlängern
würden.
In Bayern müssen die Menschen seit den Morgenstunden in Bussen,
Trams, U- und S-Bahnen sowie in allen Geschäften FFP2-Schutzmasken
tragen. Auch eine nächtliche Ausgangssperre gilt im Freistaat
bereits. Vor den Beratungen am Dienstag sieht Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder sein eigenes Bundesland im Kampf gegen
die Pandemie deshalb auch bereits gut aufgestellt. "Wir brauchen da
an keiner Schraube mehr, glaub ich, ziehen", sagte der CSU-Chef am
Sonntagabend in der ARD-Talkshow "Anne Will".
Laut Medienberichten könnte es eine nächtliche Ausgangssperre geben
Stattdessen forderte Söder die anderen Länder auf, die bei der
Ministerpräsidentenkonferenz getroffenen Beschlüsse konsequenter
umzusetzen. "Die Hälfte der Länder macht ja was ganz anderes", sagte
er. "So dass man auch immer wieder die Frage stellen muss: Warum
beschließen wir etwas, wo dann die Hälfte das anders macht." Söder
forderte ein konsequentes Anwenden und Umsetzen von dem, was in
Berlin beschlossen werde. "Ich halte auch nichts von endlosen
Differenzierungen – denn nur was für alle gilt, ist verständlich."
Söder sieht die Vorschriften in Bayern als eine Art Blaupause für
Bundesregelungen. Nach Informationen des "Business Insiders" will das
Kanzleramt sogar eine bundesweit einheitliche nächtliche
Ausgangssperre einführen, wie es sie bereits in Frankreich oder
anderen Nachbarstaaten gibt. Aus den Bundesländern ist aber auch zu
vernehmen, dass derzeit alles diskutiert werde, was diskutiert werden
könne.
Strengere Corona-Maßnahmen finden Anklang in der Bundesregierung
Vizekanzler Olaf Scholz sagte im "Bild"-Talk "Die richtigen
Fragen": "Es müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden." (...). "Ich
gehe davon aus, dass das schon 14 Tage sein können, die noch einmal
dazu kommen." Ob dazu auch Ausgangssperren gehören, wollte der
Vizekanzler nicht ausschließen: "Ich finde, das ist eine mögliche
Maßnahme, aber nicht die, die als allererste ansteht."
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sprach sich sogar für
einen harten, dreiwöchigen Lockdown aus. Das Wachstum der Mutation
müsse unbedingt verhindert werden, schrieb er am frühen Montagmorgen
auf Twitter. Ansonsten verbreite sich die Mutation "schneller, als
wir impfen können". Ausgangssperren ab 20 Uhr seien aus seiner Sicht
für drei Wochen vertretbar. Für den öffentlichen Nahverkehr plädiere
er für Besetzungsobergrenzen und FFP2-Maskenpflicht.
Die britische Virus-Mutation bereitet deutschen Politikern Sorge
Vor der Bund-Länder-Schalte gibt es also noch einiges an
Abstimmungsbedarf. Am Montag lassen sich die Spitzen von Bund und
Ländern von führenden Wissenschaftlern über neue Erkenntnisse
informieren. "Da sind die dabei, die sie alle kennen", sagte Hessens
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bei "Anne Will" und nannte
namentlich den RKI-Präsidenten Lothar Wieler und den
Charité-Virologen Christian Drosten.
Zur Frage, warum die Bund-Länder-Beratung am Dienstag so
kurzfristig angesetzt wurde und warum die Lage so dränge, sagte
Bouffier: "Was wir gar nicht einschätzen können, ist das britische
Virus. Das ist der Grund, warum wir jetzt tagen." Dieses Mal werde
man auch Wissenschaftler aus Großbritannien dabei haben. "Da wird es
darum gehen: Welche Erkenntnisse habt ihr." In Großbritannien hat
sich eine wohl ansteckendere Mutation des Coronavirus stark
verbreitet, die inzwischen auch in Deutschland nachgewiesen wurde.
Auch in Südafrika ist eine vergleichbare Variante aufgetaucht.
Saskia Esen fordert eine Homeoffice-Pflicht
Es bestehe die Gefahr, dass sich die Dynamik noch einmal
beschleunige, wenn sich die Virus-Mutationen weiter ausbreiteten,
sagte Altmaier. "Deshalb müssen wir jetzt - und das ist explizit
meine Meinung als Wirtschaftsminister – auf der
Ministerpräsidentenkonferenz die Weichen so stellen, dass wir in den
nächsten Wochen die Infektionswelle endgültig brechen und ein
erneutes Hochschießen der Dynamik bis Ostern verhindern."
SPD-Chefin Saskia Esken sprach bei "Anne Will" wie Altmaier von
der Homeoffice-Pflicht: Man werde in den Unternehmen möglicherweise
Homeoffice anordnen müssen, sagte sie. Auch Scholz forderte, die
Betriebe in Sachen Homeoffice mehr in die Pflicht zu nehmen, es könne
dort "nicht bei Appellen" bleiben, sagte er in dem "Bild"-Talk. "Wir
müssen da noch einen Schritt weiter machen." Von einer
Homeoffice-Pflicht wollte er aber nicht sprechen: Es werde immer
darauf ankommen, "dass das betrieblich auch geht. Wir wollen ja
pragmatisch bleiben und nichts Unmögliches verlangen".
Corona-Schnelltests könnten ebenfalls als Bekämpfungsmittel dienen
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert im Kampf
gegen das Virus eine Initiative zur Ausweitung von
Corona-Schnelltests. "Mit Abnahmegarantien und einer Änderung der
Medizinprodukte-Abgabeverordnung muss Gesundheitsminister (Jens)
Spahn sicherstellen, dass ausreichend Schnelltests produziert und
auch von Privatpersonen gekauft und angewendet werden können", sagte
Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Regelmäßige Schnelltests sollten laut Göring-Eckardt in allen
Berufen, in denen Menschen regelmäßig mit wechselnden Kontakten
arbeiten, für mehr Sicherheit sorgen. Als Beispiel nannte sie Ärzte,
Pflegekräfte oder Polizisten.
Die Virologin Marylyn Addo erwartet in der Corona-Pandemie vom
Frühjahr an und im Sommer eine deutliche Entspannung. "Schon wegen
des wärmeren Wetters und der höheren Impfquote", sagte die Leiterin
der Sektion Infektiologie vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
(UKE) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag).
(lfr/dpa)
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