Nein, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gab bisher keine sonderlich führungsstarke Figur an der Spitze ihrer Partei und des Verteidigungsministeriums ab. Als Ministerin wurde sie zuletzt für ihre Vorschläge abgeschossen oder zurückgepfiffen.
Eine internationale Sicherheitstruppe für die kurdisch-türkische Grenzregion? Das sei "kein realistischer Vorschlag" meinte Kabinettskollege und Außenminister Heiko Maas (SPD) zum Vorstoß von AKK.
Bildung eines Nationalen Sicherheitsrates? Richtige Idee aber "bis jetzt ist es nicht gelungen, sie in den Koalitionsvereinbarungen zu verankern", wiegelte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ab.
Auf parteipolitischer Ebene sieht es nicht viel besser aus. Nach dem aus CDU-Sicht desaströsen Ergebnis bei den Landtagswahlen in Thüringen diagnostizierte der Vorsitzende der Jungen Union, Tillman Kuban, der Partei eine "unklare Führungsfrage" – und stellte damit erneut den Anspruch seiner eigenen Chefin auf die Kanzlerkandidatur in Frage.
Und Quertreiber Friedrich Merz kann mit seinen eigenen Ansprüchen auf die Kanzlerschaft unterdessen kaum noch hinterm Berg halten, sagte auf einer Veranstaltung in Passau vergangene Woche, er fühle sich ermutigt, selbst Kandidat werden zu wollen.
Auf ihre Kritiker reagierte die Parteichefin zuletzt mit der Aufforderung, sich auf dem anstehenden Parteitag in Leipzig zu zeigen und offen über Führungsfragen zu diskutieren.
Polit-Talkerin Anne Will wollte am Sonntagabend im Ersten dann von AKK wissen, was sie sich von ihrem Vorschlag verspreche. Mehr Autorität in der Partei, einen Befreiungsschlag von ihren Kritikern? Was müsse konkret auf dem Parteitag passieren, dass AKK zufrieden ist? "Muss Friedrich Merz, der nach Ihnen sprechen wird, eine schlechtere Rede halten, die weniger Applaus bekommt?"
Statt sich auf die von Will verwendete Kampf-Rhetorik einzulassen, gab sich AKK offen für Diskussionen und bekräftigte ihre Einladung zur Debatte. "Wichtig ist, wohin entwickelt sich die CDU weiter, was ist ihr inhaltliches Profil?", antwortete AKK Will auf ihre Applaus-Frage. Dieses Profil müsse stimmen, "sonst können wir auch in der Zukunft niemanden von uns überzeugen".
Statt sich also auf die von den Jung- und Altherren der CDU aufgeworfene K-Frage zu versteifen, will die Chefin ihre Partei mit neuen Inhalten in die Zukunft führen. Indem sie das tut, zeigt die Chefin in mehrfacher Hinsicht Führungsstärke.
Zum Schluss ihrer Antwort legt sie dann noch die Spielregeln fest und untermauert so ein weiteres Mal ihren Führungsanspruch:
Für ihren souveränen wie uneitelen Umgang mit der Kritik gab es vom Studiopublikum viel Applaus.
Nun liegt es an ihren Kritikern, zu zeigen, ob und welche Ideen sie haben, die sie für eine mögliche Kanzlerschaft in zwei Jahren geeigneter erscheinen lassen als ihre Chefin.
Können Merz und Co. auf dem Parteitag das nicht, könnte bis zum Bundesparteitag Ende 2020 vielleicht wirklich Ruhe sein in der Partei.