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Deutschland
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will sogenannte Konversionstherapien verbieten. Das sind Verfahren, die die sexuelle Orientierung eines Menschen ändern sollen.
Der Gesundheitsminister sagte am Dienstag in Berlin:
"Homosexualität ist keine Krankheit und damit nicht behandlungsbedürftig."
Und Spahn sieht gute Chancen, die Pseudotherapien zur "Umpolung" von Homosexuellen schnell zu verbieten. "Konversionstherapien machen krank und sind nicht gesund", sagte Spahn. Er strebe jetzt zügige Gespräche mit dem Bundesjustizministerium an. Ziel solle sein, noch dieses Jahr ein Gesetzentwurf für ein Verbot dieser Angebote auf den Weg zu bringen.
Spahn hatte im Frühjahr eine Expertenkommission zum Thema eingesetzt. Die Kommission, die fachlich von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld begleitet wird, und zwei wissenschaftliche Gutachten kommen nach Angaben des Ministers nun zu dem Schluss, dass ein Verbot aus medizinischer Sicht geboten und rechtlich möglich sei.
Nach Angaben von Jörg Litwinschuh-Barthel von der Magnus-Hirschfeld-Stiftung muss von Tausenden Fällen pro Jahr in Deutschland ausgegangen werden, in denen versucht wird, homosexuelle Menschen durch fragwürdige Methoden umzuerziehen. Das reiche vom familiären Umfeld, Coaches und Therapeuten über Gebete bis hin zu Exorzismus, sagte Litwinschuh-Barthel am Dienstag in Berlin.
Auch die Bundesländer hatten sich schon für ein Verbot solcher "Therapien" ausgesprochen. Der Bundesrat hatte Mitte Mai in einer Entschließung die Bundesregierung aufgefordert, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu prüfen.
Homophobe Christen halten an "Therapien" fest
Der Vorstoß Spahns kommt nicht ohne Grund. Immer wieder fallen christliche Vereinigungen auch im Jahre 2019 dadurch auf, dass sie Homosexuellen eine Umerziehung nahe legen.
Erst im Dezember des vergangenen Jahres hatte der "Bund freier evangelischer Kirchen" mit einer "Orientierungshilfe" auf sich aufmerksam gemacht. "Im Ergebnis aller Bibelauslegung ist homosexuelles Verhalten nicht vereinbar mit diesem Leitbild", heißt es darin.
Auch das "Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft" setzt sich nach eigenen Angaben "seit über dreißig Jahren für jene Minderheit innerhalb der Minderheit homosexuell empfindender Menschen ein, die sich mit einem homosexuellen Lebensstil nicht identifizieren kann oder will". Demnach sei es das "Recht jedes Menschen mit ungewünschten homosexuellen Empfindungen, konstruktive Wege zur Abnahme dieser Gefühle [zu] gehen und dafür auch therapeutische, seelsorgerliche und andere Unterstützung in Anspruch nehmen zu können".
Hinter dem Institut steckt der Verein "Offensive Junger Christen" (OJC), der der "Evangelische Kirche in Deutschland" (EKD) angehört. Die EKD distanzierte sich auf watson-Nachfrage im Februar 2019 zumindest inhaltlich von der Organisation. Sie sei zwar im EKD-Kommunitäten-Register geführt, eine finanzielle Unterstützung bekomme der OJC aber nicht. "Wir haben als EKD eine deutlich andere Position, die vielfach belegbar ist und lehnen Konversionstherapien ab", erklärte die EKD.
(ts/dpa)
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