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"Sendung mit der Maus"-Statue wieder aufgetaucht: WDR mit Forderung an Entführer

ARCHIV - 04.03.2021, Nordrhein-Westfalen, K
Institution im deutschen Fernsehen: Die Maus wurde Opfer einer Entführung, die Forderung ist politisch.Bild: dpa / Oliver Berg
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"Sendung mit der Maus"-Statue gekidnappt: Bekenner-Account von Instagram verschwunden

16.10.2024, 14:5916.10.2024, 15:16
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In der Welt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist eine Kultfigur verloren gegangen, zumindest vorübergehend: Die Statue der orangen Maus aus der Kultserie "Die Sendung mit der Maus" wurde vom Eingangsbereich der WDR-Zentrale in Köln entfernt. Die "Entführer" hatten die Maus am Dienstagmorgen von ihrem angestammten Platz einfach mitgenommen.

Die Täter verfolgen mit der Aktion ein konkretes Ziel. Denn kurz nachdem die Maus verschwunden war, ging ein Instagram-Kanal online, dessen Betreiber sich als die Entführer offenbarten. Mit einem extra angelegten Instagram-Account machten sie ihre politischen Forderungen klar. Nun wurde bekannt, wer dahinter steckt. Ihr Fake-Profil mit der Forderung verschwand kurz nach dem Bekenntnis von der Plattform.

Maus-Statue auf "Mausflug": Hat WDR Instagram-Löschung beantragt?

Wo zuvor noch der Platz der Maus-Statue vor dem Vierscheibenhaus in Köln war, stand nach dem Verschwinden der Statue ein Schild mit dem Hinweis: "Ich muss etwas Wichtiges erledigen. Deswegen gehe ich auf eine kleine Reise". Auf dem besagten Social-Media-Konto war die Rede von einem "Mausflug".

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Rund 24 Stunden nach ihrem Verschwinden ist die "Maus" plötzlich in Mainz aufgetaucht. Bekannt hat sich am Mittwochmittag zu der Aktion der Verein Campact. Die Kampagnen-Organisation hatte sich zunächst hinter dem frisch angelegten Instagram-Account @diereisemitdermaus verborgen. Mittlerweile wurde das Konto gesperrt.

Wie der WDR auf watson-Anfrage mitteilte, hatte der Sender die Beschwerde bei Instagram vorgenommen. Schriftlich teilte die Presseabteilung mit: "Der WDR hat den Instagramkanal gemeldet, da die Maus und die Sachgeschichten nicht für politische Kampagnen oder andere unerlaubte Zwecke benutzt werden dürfen."

Obwohl Campact mit der Aktion dem ÖRR den Rücken stärken wolle, müsse die Maus "schnellstmöglich und wohlbehalten wieder an ihren Platz zurückkehren". Aktuell setzt man auf eine unkomplizierte Rückführung der Figur: "Der WDR sieht zum jetzigen Zeitpunkt daher noch keinen Anlass einen Strafantrag zu stellen, hält sich diesen Weg aber offen."

Auf dem Schild, das am Tatort hinterlassen wurde, steht auch: "Es geht mir gut und in ein paar Tagen bin ich wieder wohlbehalten zurück." Das hat Campact offenbar auch vor. Die Figur werde "Ende der Woche" an den WDR zurückgebracht.

Der WDR hatte zuvor klargestellt, nichts mit der sogenannten Entführung zu tun zu haben. WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn hatte an die zu jenem Zeitpunkt noch unbekannten Täter appelliert, die gekidnappte Maus wieder zurückzubringen: "Vielleicht ist das lustig gemeint, aber ich glaube, nicht alle Kinder, die Maus-Fans sind, finden das lustig."

Schönenborn drängte auf eine rasche Aufklärung der Situation: "Also, wir haben ja Humor. Wenn das Ganze ein Witz sein soll, hoffen wir auf eine gute Pointe."

Der Sender distanzierte sich von der Zweckentfremdung der Zeichentrickfigur für politische Interessen.

Streit um Öffentlich-Rechtliche: Kult-Figur gegen Reformpläne

Mit Humor präsentierte die "Maus" kurz nach der Entführung bereits selbst das Anliegen auf dem Instagram-Account. Die Entführer möchten die Politik zur Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bewegen. In einem Reel, das am Dienstagnachmittag veröffentlicht wurde, kritisieren die Betreiber die politischen Gegner:innen von ARD, ZDF und Co.

Campact-Geschäftsführerin Astrid Deilmann erklärte am Mittwoch, mit der Aktion einen Kontrapunkt gegen die Debatte um eine Finanzierungsbremse der staatlich betriebenen Sender zu setzten: "Die Maus wird im Rahmen ihres Ausfluges in mehreren deutschen Städten Halt machen, um ein Zeichen gegen die drastischen Kürzungen im Informations- und Bildungsangebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) zu setzen."

Politiker:innen aus mehreren Parteien möchten die Produktionskosten senken. Die von dem Ministerpräsidenten entworfenen Pläne zielen auf eine Streichung verschiedener Spartensender ab.

Die Reform sieht etwa vor, die Kultursender Arte und 3Sat zu verschmelzen. Dasselbe Schicksal droht den Kinder- und Jugendsendern Kika, ONE und ZDFneo. Zudem könnten 16 Radiosender ganz wegfallen. Auch online soll das Angebot deutlich reduziert werden.

Die Forderung im Rahmen des neuen Reformstaatsvertrags lautet, deutlich weniger presseähnliche Texte zu veröffentlichen, um privaten Medienhäusern nicht das Wasser abzugraben.

Die Pläne, den ÖRR zu beschneiden, stehen vor allem auf der rechten Seite des politischen Spektrums schon lange auf der Wunschliste. Aus der Bevölkerung regt sich jedoch großer Widerstand, wie die Koordinatorin der Landesrundfunkkommissionen, Heike Raab (SPD) mitteilte.

Bereits 16.000 Bürger:innen und Organisationen wandten sich demnach gegen den Finanzierungsabbau.

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