Christian Lindner verteidigt sich im Gespräch mit Marietta Slomka im "Heute Journal". Bild: zdf screenshot
Deutschland
Der Eklat bei der Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen bedeutet nicht nur einen riesigen politischen Schaden für die FDP. Nach dem angekündigten Rücktritt von Thomas Kemmerich am Donnerstag stellt sich nach wie vor die Frage: Hatte die FDP denn nicht kommen sehen, dass die AfD für den Kandidaten der Liberalen in einem dritten Wahlgang stimmen würde?
Dieser Frage ging ZDF-Moderatorin Marietta Slomka am Donnerstagabend im Gespräch mit FDP-Chef Christian Lindner nach.
Auf Nachfrage bleibt Lindner, der Kemmerich am Donnerstag zum Rücktritt bewog, bei seiner Version der Geschehnisse: Sein Kollege sei von den AfD-Stimmen offenbar überrascht worden.
Lindner sagt: Er habe vor dieser Situation gewarnt
In den Gremien seiner Partei, auch ihn selbst, habe man vor genau dieser Situation gewarnt, berichtete Lindner und erklärte dann, dass die Einschätzung vor der Wahl am Mittwoch gewesen sei: "Die AfD hat einen eigenen Kandidaten, die werden wohl ihren eigenen Kandidaten wählen. Jetzt können wir beide im Nachhinein analysieren, man hätte die Wahl gar nicht annehmen dürfen. Das ist immer so bei Beobachtern, hinterher ist man immer schlauer."
Thomas Kemmerich war "offenbar übermannt", sagte Lindner. Die Wahl anzunehmen, sei eine "spontane Entscheidung" Kemmerichs gewesen, eine Entscheidung, die er nun am Donnerstag korrigiert habe.
Hier setzte Slomka nach: "Aber wenn es um das Amt eines Ministerpräsidenten geht, dann ist das doch kein Spiel, bei dem man mal eben so übermannt wird?" Die Erkenntnis, dass man so eine Wahl mit Stimmen der AfD nicht annehmen dürfe, "die hatten viele in Ihrer Partei, etwa Alexander Graf Lambsdorff, schon sehr schnell." "Ja, danach", antwortete Lindner.
Lindner selbst hatte am Mittwoch ja noch erklärt, die anderen Parteien sollten das Gesprächsangebot der FDP in Thüringen zur Bildung einer Regierung annehmen, entgegen vieler Parteikollegen sprach er nicht davon, dass Kemmerich die Wahl nicht habe annehmen dürfen.
Zweifel an der FDP-Story zu Thüringen
Der FDP-Chef bleibt also bei seiner Version des Ablaufs: Die FDP sei ein Opfer der AfD geworden, die Wahl Kemmerichs sei eine Überraschung gewesen.
Ein Bericht des "Business Insiders" widerspricht dieser Darstellung, demnach habe Lindner persönlich im Gespräch mit Kemmerich "grünes Licht" gegeben für eine Wahl des FDP-Mannes, auch mit AfD-Stimmen.
Die FDP widersprach auf Twitter wiederum diesem Bericht. Lindner habe zu keinem Zeitpunkt "intern oder öffentlich eine wie auch immer geartete Kooperation mit der AfD gebilligt", hieß es.
Laut Informationen des "Spiegels" wurde eine mögliche Unterstützung Kemmerichs durch die AfD bereits vergangene Woche in einer Sitzung des FDP-Bundesfraktion diskutiert. "Wenn das passiert, wäre der Schaden für die FDP enorm", zitiert der "Spiegel" eine Aussage Lindners aus dieser Sitzung. Allerdings sei dieses Szenario dann als unwahrscheinlich verworfen worden. Dieser Bericht also stützt Lindners Version.
Für den Parteichef steht nun viel auf dem Spiel. Am Freitag wird er die Vertrauensfrage im FDP-Vorstand stellen. "Ich hoffe auf eine starke Rückendeckung", sagte Lindner im "Heute Journal".
(ll)
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