
Friedrich Merz hat mit einer fadenscheinigen Begründung Klöckner in ihrer CSD-Entscheidung bestärkt.Bild: AP / Markus Schreiber
Deutschland
Bundeskanzler Friedrich Merz bezeichnet den Bundestag als "kein Zirkuszelt" und sorgt damit für Empörung, besonders beim früheren Queerbeauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann. Dieser kontert scharf und ironisch.
02.07.2025, 14:1702.07.2025, 14:17
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat mit seiner Aussage zur Regenbogenflagge am Berliner Reichstag erneut eine kontroverse Debatte ausgelöst. In der ARD-Talkshow "Maischberger" hatte Merz die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), die Regenbogenfahne zum Christopher Street Day (CSD) nicht auf dem Bundestag zu hissen, verteidigt. "Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt", sagte Merz.
Lediglich am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, werde die Flagge offiziell aufgezogen, an allen anderen Tagen solle nur die deutsche und europäische Fahne am Bundestag hängen. Jeder könne privat gerne Fahnen seiner Wahl zeigen, so Merz weiter.
Diese Aussage sorgte umgehend für heftige Kritik – und zwar nicht nur aus der Opposition. Besonders scharf äußerte sich Sven Lehmann (Grüne), der frühere Queerbeauftragte der Bundesregierung. In einer Instagram-Story reagierte er ironisch auf Merz' Aussage.
Ex-Queerbeauftragter Lehmann macht Clown-Andeutung zu Merz
Lehmann teilte einen Screenshot von Merz und seiner "Zirkuszelt"-Bemerkung und kommentierte darunter pointiert: "Nun, das Bundeskanzleramt ist auch kein 'Zirkuszelt', und trotzdem sitzt da … Ach, lassen wir das." Deutlich platzierte Lehmann daneben ein Clown-Emoji auf Merz' Foto und setzte damit seine Botschaft unmissverständlich.

Sven Lehmann hält offenbar wenig von Merz' Aussage.Bild: Instagram / Sven Lehmann
Die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner war bereits im Vorfeld stark kritisiert worden. Vertreter:innen der Grünen, Linken und sogar Mitglieder des Verbands der Lesben und Schwulen in der CDU hatten sich dagegen ausgesprochen.
Karl Lauterbach (SPD), ehemaliger Gesundheitsminister, betonte auf der Plattform X, dass die Regenbogenfahne kein "Symbol für einen Zirkus", sondern für die Rechte von Menschen stehe, die derzeit wieder zunehmend unter Druck gerieten.
Lauterbach kritisierte deutlich, dem Bundestag hätte eine solche Geste angesichts der vielen Demokratiefeinde in den Reihen der Abgeordneten gutgetan. Auch andere Politiker:innen warfen Klöckner vor, durch ihre Entscheidung ein falsches Signal auszusenden und den Eindruck mangelnder Solidarität zu erwecken.
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Symbolik und Bedeutung des CSD: viel mehr als "Zirkus"
Hintergrund der Kritik ist auch die symbolische Bedeutung des Christopher Street Day. An diesem Tag erinnern queere Menschen weltweit an die Stonewall-Aufstände in New York 1969, die als Geburtsstunde der modernen LGBTQIA+-Bewegung gelten.
Die Regenbogenflagge steht dabei international für Vielfalt, Solidarität und die Anerkennung von LGBTQIA+-Rechten. Die Flagge gilt inzwischen als eines der wichtigsten globalen Symbole gegen Diskriminierung und für gesellschaftliche Offenheit.
Die Debatte über das Hissen der Regenbogenflagge ist nicht neu. 2022 wurde die Flagge erstmals zum Berliner CSD am Bundestag gehisst. Die nun erfolgte Einschränkung durch Bundestagspräsidentin Klöckner empfinden viele als Rückschritt – Merz' unterstützende Äußerung verstärkt diesen Eindruck zusätzlich.
Lehmanns bissige Reaktion zeigt: Die Diskussion um Sichtbarkeit und Gleichstellung von LGBTQIA+-Menschen bleibt weiterhin ein emotional aufgeladenes politisches Thema.
Für viele Jugendliche in den besetzten Gebieten gehört es längst zum Alltag: Russisch sprechen, Putin loben, nichts mehr über die ukrainische Geschichte in der Schule lernen. Russland steckt Millionen in die Umerziehung ukrainischer Kinder.
Um sich die besetzten und annektierten Gebiete der Ukraine zu Eigen zu machen, setzt Russland auch auf Desinformation und Umerziehungsmaßnahmen. So versucht der Kreml, das Denken von ukrainischen Kindern und Jugendlichen zu beeinflussen. Das fängt mit der Sprache an und zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. Viel Kontrolle darüber, womit sich Kinder und Jugendliche gedanklich befassen, herrscht in der Schule.