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Deutschland
27.05.2019, 06:1511.04.2024, 16:00
Jetzt heißt es Abschied nehmen: Nico Semsrott wird die "Heute Show" verlassen und nach Straßburg ziehen. Tatsächlich fanden sich offenbar genügend Wähler, die das wollten.
Laut den Hochrechnungen kommt "Die Partei", für die Semsrott kandidierte, auf 2,4 Prozent. Die Satirepartei steigerte sich damit um satte 1,8 Prozentpunkte. Das dürfte für zwei bis sogar drei Sitze im Europaparlament reichen. "Partei"-Gründer Martin Sonneborn muss nun also nicht mehr alleine im Straßburger Parlament sitzen, er wird einen Kollegen bekommen.
Nico Semsrott kommentierte seinen (noch nicht offiziellen) Einzug ins Europaparlament gegenüber watson mit den Worten: "Müde, resigniert und trotzdem da. Depressive Antifa."
Reporter bei der "Heute Show" und Politiker im EU-Parlament – das schließt sich aus
In der "Heute Show", in der Semsrott zuletzt häufig zu sehen war, wird er nun nicht mehr auftreten können. Das bestätigte der Satiriker gegenüber watson. Sein Parteikollege Martin Sonneborn kennt das schon: Das ZDF hatte die Zusammenarbeit mit Sonneborn nach der Wahl 2014 für die Dauer seiner Tätigkeit im EU-Parlament beendet. Nach dem Wahlsonntag nun ist klar: Auch Sonneborn behält seinen Platz im EU-Parlament – die ZDF-Karriere liegt so weiter auf Eis.
Sonneborn sagte watson nach Verkündung der ersten Prognosen am Sonntagabend:
"Wir können und werden dann für die nächste Legislaturperiode viel mehr Öffentlichkeit herstellen. Gerade für das, was die Konservativen im Europaparlament so machen. Ich glaube, dass das die Wahlergebnisse nachhaltig verändern wird. Eben weil die Leute dann sehen, wofür und wogegen die CDU so alles abstimmt im Europaparlament."
Wie Semsrott für "Die Partei" Wahlkampf machte
Es ist, in aller Ernsthaftigkeit, ein erstaunliches Wahl-Ergebnis für eine Partei voller Satiriker. Blickt man auf die Details der Europawahl, wird es noch erstaunlicher.
"Die Partei" wurde bei Erstwählern laut Nachwahl-Befragungen drittstärkste Kraft. Hinter den Grünen und der Union, aber vor der FDP, der SPD und der Linken.
Wie hat "Die Partei" es geschafft? Liegt es am Wahlkampf-Motto "Für Europa reicht's?". Liegt es an den lakonisch-depressiven Sätzen von Semsrott ("Die Europäische Union steckt in einer tiefen Krise. Ich auch")?
"Die Partei" hat es vor allem verstanden, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Während Deutschland über das Video von Youtuber Rezo diskutierte, twitterte Semsrott Ausschnitte von Sendungen von ARD und ZDF, die er auf dem Youtube-Kanal der CDU gefunden hatte. Die CDU hatte die Sender nicht um Erlaubnis gefragt. Ein grober Urheberrechtsverstoß.
Es war einer der zahlreichen Mediencoups der "Partei". Und Semsrott hatte gut lachen. Wie an diesem Sonntag.
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(ll)
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