Auch Bodo Ramelow treffe eine Mitschuld, sagt "Bild"-Journalist Niklaus Blome bei "Maischberger – die Woche". In der ARD-Talkshow geht es wieder einmal um die Geschehnisse in Thüringen.
Nachdem die FDP und CDU zusammen mit der AfD-Fraktion im Erfurter Landtag den Liberalen Thomas Kemmerich gewählt hatten, sind die Auswirkungen dieser Wahl immer noch spürbar. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer kündigte ihren Rückzug an, auch FDP-Chef Christian Lindner stolperte fast über Thüringen.
Welche Verantwortung trägt der ehemalige Ministerpräsident des Bundeslandes, Bodo Ramelow? Der Linken-Politiker war in die Ministerpräsidentenwahl am Mittwoch vergangene Woche ohne Mehrheit gegangen und musste darauf hoffen, dass CDU- und FDP-Abgeordnete für ihn stimmen. Die Frage nach der Verantwortung soll bei "Maischberger" kein Geringerer als Ramelow selbst beantworten.
Eins vorweg: Im Verlaufe des Gesprächs wird der für seine Hitzigkeit bekannte Ramelow nicht nur einmal der Moderatorin deutlich zu verstehen geben, was er von manchen ihrer Fragen hält. Nicht viel nämlich.
Maischberger fragt also im Interview, das den Mittelteil der Sendung einnimmt: "Wie weit geht Ihre Schuld?".
Ramelow setzt an zur Erklärung: "Der Punkt war doch. Wir hatten Landtagswahlen..."
Maischberger: "Das ist bekannt."
Ramelow beginnt: "Journalisten haben mir..." Aber weil die Moderatorin ihn unterbricht, sagt er: "Frau Maischberger!"
Maischberger antwortet: "Herr Ramelow!"
Ramelow führt dann aus: Journalisten hätten ihm vorgehalten, dass er sich nicht einer Ministerpräsidentenwahl stellen würde. Er habe dann gesagt, er werde auf eine Mehrheit hinarbeiten.
Maischberger wirft ein: "Das ist Ihnen aber nicht gelungen."
Ramelow genervt: "Wer hat denn der CDU und der FDP verboten, mit uns zu reden?" Er habe seit dem 23. Dezember ununterbrochen mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring verhandelt. Es habe 22 Projekte gegeben, über die er mit der CDU gesprochen habe. Die entscheidende Frage war aber: Wer würde ihn zum Ministerpräsidenten einer Minderheitsregierung machen? "Das sollte gelingen über den dritten Wahlgang", sagt Ramelow. In diesem Wahlgang hätte eine einfache Mehrheit der Stimmen für Ramelow genügt.
Maischberger hakt nach: "Mit anderen Worten, Sie fühlen sich reingelegt?"
Ramelow lehnt sich zurück im Stuhl: "Ich weiß gar nicht, was ich zu 'reingelegt' sagen soll." Und verweist dann wieder auf den Tabubruch.
Maischberger fragt, warum er nicht etwa einen SPD-Kandidaten aufgestellt habe. Denn hätte die CDU doch wählen können.
"Tschuldigung, darf ich darauf hinweisen, dass der Wahlsieger in Thüringen vor Ihnen sitzt", sagt Ramelow und schüttelt den Kopf, deutlich genervt.
Er beginnt noch einmal zu wiederholen, was er bereits zuvor erzählt hatte. "Jetzt muss ich mich dafür rechtfertigen, dass ich mich zur Wahl gestellt habe?", fragt er patzig.
Er müsse erklären, was an jenem Mittwoch passiert sein, sagt die Moderatorin. Ramelow: "Frau Maischberger, nein, das müssen andere erklären." Eine Mitschuld an den Geschehnissen sieht Ramelow also nicht. Stattdessen beschwert er sich über die FDP. Bei deren Landtagsfraktion habe er sich "zum Trottel gemacht", als er am Morgen der Wahl dort den Abgeordneten 40 Minuten Rede und Antwort gestanden habe.
Die Frage wäre geklärt, bleibt die Frage, wie es nun weitergeht in Thüringen. Das neue Angebot der Linkspartei an die CDU und die FDP ist: Wählt Ramelow bereits im ersten Wahlgang, damit eine neue Landesregierung Neuwahlen einleiten kann.
"Wissen Sie, ob Sie Ministerpräsident werden?", fragt Maischberger. "Was glauben Sie, wie es ausgeht?"
"Ich will's nochmal sagen...", sagt Ramelow. "Ich will's nur einmal beschreiben..."
Die Moderatorin unterbricht ihn wieder mit ihrer Frage, weil Ramelow offensichtlich ausweicht.
Der sagt dann: "Frau Maischberger, Sie sind nicht die CDU. Können Sie nicht einfach abwarten... Ich bin hier hergekommen, um Rede und Antwort zu stehen. Nicht, um einfach billigen Klamauk zu machen."
Jetzt ist auch Maischberger genervt: "Entschuldigung, das ist kein Klamauk, wenn die Thüringer Wähler wissen wollen, wie es weitergeht."
Ramelow sagt schließlich: Am Montag gebe es Verhandlungen. Er hoffe darauf, dass ein "Paket geschnürt wird", das eine Lösung für Neuwahlen bereitet.
Hier ist das Interview zu Ende, Ramelow und Maischberger geben sich versöhnlich die Hand. Aber wird der Linken-Politiker seine Mehrheit bekommen? "Wenn er vorher unterschreibt, dass es Neuwahlen gibt, wird er sie bekommen", glaubt hinterher "Bild"-Journalist Blome.
(ll)