Die Lage muss so manchen in der FDP verwundern. Obwohl die Große Koalition aus Union und SPD von Umfragetief zu Umfragetief taumelt, schaffen es vor allem die Liberalen nicht, von der Schwäche der Regierenden zu profitieren.
Daher auch die Verwunderung, denn eigentlich leisten die Abgeordneten der FDP im Bundestag doch recht anständige Oppositionsarbeit. So richtig Gehör finden Chef Christian Lindner und Co. aber nicht. Es scheint ein wenig, als hätten sie zu den Fragen unserer Zeit, zu Klima, Migration oder Integration, weder Profil noch Position.
Das wird Lindner selbst freilich anders sehen. Er haut vor allem zum Thema Klima ja gerne mal einen raus. Seine Debattenbeiträge wirken allerdings wie die Hilferufe eines Verzweifelten, der doch auch endlich einmal mitspielen möchte.
Es ist nur das jüngste Beispiel einer langen Liste. Am Dienstag wollte sich Christian Lindner offenbar noch einmal in der Klima-Debatte zum Thema "Autos" positionieren. Seine Message ist im Grunde immer diesselbe: Vermeintlich unnötige Steuern und Verbote sind mit der liberalen FDP nicht zu machen. In diesem Zusammenhang sagte Lindner:
Lieber solle der Kraftstoffpreis besteuert werden, als der fette Wagen.
So markig kam diese klassische Lindner-Forderung rüber, dass auf Social-Media sofort der Hasthag #Lindner in den Trends auftauchte. Doch auch dieser Beitrag blieb irgendwie ein Twitterphänomen.
FDP-Chef Christian Lindner fürchtete im Juni aufgrund des grünen Höhenflugs sogar um sein Schnitzel. Das wolle er sich nämlich auf gar keinen Fall verbieten lassen.
Lindners Botschaft: Jetzt nehmen die grünen Verbieter uns auch noch unser Schnitzel weg. Mit ähnlichen Klischees über die Grünen spielen auch die Rechtspopulisten von der AfD. Deswegen kam Lindner auf Social Media nicht gut weg mit seiner Aussage:
Hatte Lindner noch im Wahlkampf mit den Worten "Schulranzen verändern die Welt" geworben, fand er im März zu Beginn der "Fridays for Future"-Demos auf einmal andere Töne.
"Eine Sache für Profis" also. Es ist ein Satz, der Lindner wohl noch ziemlich lange verfolgen dürfte und mit dem er große Teile einer ganzen Schüler-Generation gegen sich aufbrachte. Die Kritik damals schäumte jedenfalls heftig hoch.
Lindner selbst war im Übrigen immer schon Profi. Zumindest, wenn man einem Beitrag der Jugendsendung "100 Grad" aus dem Jahr 1997 glaubt.
Lindner wollte auf dem Parteitag der FDP vergangenes Jahr eigentlich nur aus dem Leben erzählen. Dazu schilderte er eine Alltagsbeobachtung:
Zusammengefasst: Es ging nach hinten los. Denn Lindner löste auf dem Parteitag vor allem eines aus: Eine heftige Rassismus-Diskussion auch in der eigenen Partei:
Lindners Talent für Pointen schimmerte bereits beim Scheitern der Sondierungsgespräche einer möglichen Jamaika-Bundesregierung aus FDP, Grünen und CDU/CSU durch. Damals trat nach langen Verhandlungen Christian Lindner vor die Presse und sagte folgenden Satz:
Dieser Schock zwang die SPD erneut in die Verhandlungen mit der Union, am Ende stand eine Regierung, die eigentlich keiner wollte.
Während des Bundestagswahlkampfes prägte Lindner gleich mehrere tolle Zitate. Sie alle standen auf FDP-Wahlkampf-Plakaten, die ja weniger auf die FDP selbst, als auf Lindner als Person ausgerichtet waren. Inklusive Lindner unrasiert in Unterhemd.
Einige dieser rhetorischen Blüten suchen den FDP-Chef heute noch heim. So zum Beispiel: "Digitalisierung first, Bedenken second." Einer der vielen Sätze, die ihm auf die Füße fallen sollten, als Lindner entschied, nicht Teil der Regierung sein zu wollen.
Ok, wenn man ganz ehrlich ist: Dies ist kein direktes Lindner-Zitat. Eher handelt es sich um ein Meme über Lindner. Unter dem Hashtag #ThermiLindner machte sich der Netzmob nach einem Auftritt Lindners bei Anne Will darüber lustig, dass dieser mit seinen Sätzen ja alles verkaufen könne. Herauskam das damals lustigste Meme des Wahlkampfs. Auch dieses wird Teil der Ära Lindner bleiben: