Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt in Deutschland ist im zweiten Jahr der Corona-Pandemie gestiegen. 2021 wurden fast 161.000 Opfer polizeilich registriert, wie die "Welt am Sonntag" ("WamS") unter Berufung auf eigene Recherchen bei Innenministerien und Landeskriminalämtern in den 16 Bundesländern berichtete. Das entspreche einem Anstieg von 1.3 Prozent gegenüber dem Jahr 2020.
Zwei Drittel der erfassten Opfer sind dem Bericht zufolge Frauen. Das Dunkelfeld sei groß, weil viele Opfer sich nicht trauen, Anzeige zu erstatten.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte der "WamS", die Regierung wolle den Zugang zu Schutz und Beratung bundesgesetzlich regeln, einen einheitlichen Rechtsrahmen für die verlässliche finanzielle Absicherung des Hilfesystems schaffen und es bedarfsgerecht ausbauen.
Trotz der bundesweit rund 350 Frauenhäuser, 100 Schutzwohnungen und mehr als 600 Beratungsstellen sei das Angebot unzureichend. "Deshalb bauen wir Frauenhäuser und Beratungsstellen gemeinsam mit den Ländern weiter aus und stellen dafür 120 Millionen Euro aus Bundesmitteln bis 2024 zur Verfügung", sagte Paus.
Auch der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), Joachim Herrmann (CSU), sagte der Zeitung: "Wir müssen die Maßnahmen zur Bekämpfung häuslicher Gewalt und zum Schutz der Opfer weiter verstärken." Impulse dazu erwarte er von der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten. Sie war im Juni 2021 von der IMK eingesetzt worden. Ein bundesweites Lagebild ist laut Herrmann für 2023 geplant.
(and/afp)