Es hat bereits begonnen, das dritte Semester in der Pandemie. Präsenzunterricht ist an den meisten Hochschulen immer noch nicht möglich, viele Studierende haben ihre Nebenjobs, wie etwa in der Gastronomie, verloren. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) stellt sich am Mittwoch den Fragen der Abgeordneten im Bundestag. Wichtigstes Thema der Regierungsbefragung wird wohl die Lage der Studierenden in der Pandemie sein.
Zuletzt hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gesellschaft zur Solidarität mit jungen Menschen in der Corona-Pandemie aufgefordert. Durch den Distanzunterricht leide nicht nur die Qualität der Lehre. Auch die "Neugier, das Ungeplante und das Fachfremde" blieben auf der Strecke. Ein Präsenzstudium, das von Austausch lebe, könne durch Videokonferenzen nicht ersetzt werden. Die "Verkachelung" der Universitäten dürfe nicht zur Normalität werden, so Steinmeier.
Die wichtigsten Inhalte der Befragung bei uns im Live-Ticker zum Nachlesen:
Die Lage der Auszubildenden wird angesprochen. "Die berufliche Ausbildung in Fragen des Fachkräftemangels hat für uns einen hohen Stellenwert", so Karliczek. "Wir haben den Ausbildungsmarkt genau im Blick, aber es gibt viele Unbekannte. Der Gesamtmarkt ist auch 2020 geschrumpft, auf der Angebots- und Nachfrageseite." Ausbildungswillige bekämen auch einen Platz.
Die Überbrückungshilfen reichen für Studierende nicht aus, heißt es. "Wir haben schnell Maßnahmen getroffen, wir haben Aktualisierungsanträge für Bafög möglich gemacht und die Überbrückungshilfen auf den Weg gebracht", sagt Karliczek. Diese Hilfen lägen bei 500 Euro, da auch Nebenjobs bei Studierenden maximal 450 Euro im Monat einbringen können.
"50 Prozent der Studierenden leben unterhalb der Armutsgrenze", sagt eine Abgeordnete. "Wir haben in dieser Legislaturperiode eine Bafög-Reform vorgenommen, wir haben 1,3 Milliarden Euro zusätzlich in das Bafög gesteckt. Bafög ist eine Sozialleistung und vor der Krise war es der Fall, dass die Wirtschaft von Höhepunkt zu Höhepunkt ging. Vor der Krise besaßen viele Eltern eigene Leistungsfähigkeit, um die Kinder zu unterstützen. Nichtsdestotrotz wollten wir wieder mehr junge Leute erreichen und bis in die Mitte der Gesellschaft fördern, deswegen haben wir die Reform auf den Weg gebracht", sagt Karliczek.
"Es gibt mehrere Wege sich ein Studium zu finanzieren. Wenn Eltern nicht unterstützen können, tritt das Bafög ein. Bei den Überbrückungshilfen haben wir Wert darauf gelegt, Menschen zu helfen, die durch die Pandemie kurzfristig in Not geraten sind. Wir haben geholfen. Es gibt viele Wege, Unterstützung im Studium zu finden", so Karliczek.
Die sozialen Folgen der Pandemie für junge Menschen werden angesprochen. "Die Hochschulen sind Ihnen keine Erwähnung wert", wird Karliczek vorgeworfen. "Ich bin seit Beginn der Pandemie mit meinen Kollegen der Länder im Austausch, wir haben besprochen, wie es mit Bafög weitergeht. Ich habe ja gesagt, der Start der Online-Lehre in den Hochschulen war relativ gut. Auf der anderen Seite sind die Länder dazu übergegangen, nach dem ersten Lockdown beispielsweise Bibliotheken und Labore zu öffnen. Studienseminare fehlen mit Testungen wieder statt. Aber viele Studierende sitzen zu Hause und gerade die, die in den kleinen Studentenwohnungen sitzen, sind schwerst betroffen. Wir werden uns damit beschäftigen, wie wir in Modellprojekten einzelne Möglichkeiten geben können", so Karliczek.
Und weiter: "Für die Hochschulen gilt das, was wir mit dem Infektionsschutzgesetz festhalten. Dass wir bei bestimmten Inzidenzen Möglichkeiten schaffen können. Man muss sich im Klaren sein, Hochschulen sind in der Regel keine kleinen Einheiten. Deswegen ist es da ungleich schwerer, Konzepte zu erstellen, die größere Öffnungsschritte ermöglichen. Wir müssen nochmal alle die Zähne zusammenbeißen. Wir müssen aufmerksam da sein, wo jemand sehr schwer mit der Situation klarkommt. Ich denke, man kann die Perspektive geben, dass im Wintersemester wieder mehr stattfinden kann."
"Was tun sie konkret, um unserer Jugend in der aktuellen Lage zu helfen?", wird Karliczek gefragt. "In den Schulen geht es erstmal darum, ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen", so die Bildungsministerin. Es gehe um Teststrategien und Impfungen für Lehrkräfte. Ein Nachhilfeprogramm solle zum neuen Schuljahr starten.
"Bildung und Forschung genießen höchste Priorität", beginnt Karliczek ihre Rede im Bundestag. "Wir haben die Attraktivität von Ausbildung und Studium in dieser Legislaturperiode verbessert", sagt sie. Zudem wurde viel Geld in Forschung investiert.
"Die Hochschulen sind natürlich genauso von den Schließungen betroffen wie die Schulen". Hier sei die Digitalisierung aber bereits besser. "Von Beginn der Pandemie lief daher beim digitale Lehren an Hochschulen vieles besser als an den Schulen", so Karliczek.