Jens Spahn warnt vor der neuen Corona-Mutation.Bild: dpa / Tobias Schwarz
Deutschland
Neue ansteckendere Varianten des
Coronavirus breiten sich in Deutschland schnell aus – und könnten die
Hoffnung auf größere Lockerungen von Alltagsbeschränkungen dämpfen.
Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) stieg der Anteil des
zuerst in Großbritannien entdeckten Typs binnen zwei Wochen von knapp
6 auf mehr als 22 Prozent. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
sagte am Mittwoch in Berlin: "Wir müssen mit Blick auf die Mutationen
sehr vorsichtig sein, wenn wir jetzt langsam den Lockdown verlassen."
Zugleich trat er Zweifeln am Impfstoff von Astrazeneca entgegen.
Die Diskussion um weitere Öffnungsschritte ging auch beim
politischen Aschermittwoch weiter. Bayerns Ministerpräsident Markus
Söder (CSU) sagte, wenn die Zahlen stabil blieben, könnten bald mehr
Kontakte erlaubt werden. Der Lockdown gilt vorerst bis 7. März.
Grundschulen und Kitas sowie Friseure sollen schon zuvor wieder
öffnen. Weitere Lockerungen sollen dann bei stabil 35 Neuinfektionen
pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen möglich sein. Bundesweit sind
es nun 57. Die Spanne reicht von 44 in Baden-Württemberg bis 112 in
Thüringen.
Vormarsch der Mutationen:
Sorgen vor neuen Virustypen gibt es
schon länger. Von Dänemark oder Italien ist eine rasante Ausbreitung
der britischen Variante B.1.1.7 bekannt – nun verdoppelt sich ihr
Anteil auch hierzulande jede Woche. Spahn: "Wir müssen damit rechnen,
dass die Variante bald auch bei uns die dominierende werden könnte."
Eine zuerst in Südafrika aufgetretene Mutation hat nun einen Anteil
von 1,5 Prozent. Dies ermittelte das RKI Spahn zufolge in einer
repräsentativen Stichprobe von 23 000 positiven Testergebnissen.
Der Minister dämpfte denn auch Erwartungen an rasche Lockerungen
anhand eines festen Plans. Es sei richtig, als erstes Kitas und
Schulen stärker zu öffnen. Die Wirkung auf die Virus-Verbreitung sei
aber abzuwarten. Alle zwei Wochen sei zu überprüfen, "wo wir stehen".
Er rief dazu auf, weiter Abstand zu halten und Masken zu tragen. "Das
Sinken der Infektionszahlen sei ermutigend". Aus Sicht des
Braunschweiger Infektionsforschers Michael Meyer-Hermann reichen aber
schon die jetzigen Einschränkungen nicht, das exponentielle Wachstum
der britischen Variante zu stoppen. Sie gilt als mindestens 35
Prozent ansteckender als das alte Virus.
Fragezeichen beim Impfen:
Die Corona-Impfungen sollen mehr Tempo
aufnehmen. Um den Impfstoff von Astrazeneca ist aber eine Diskussion
aufgekommen – auch nach einzelnen Rückmeldungen, dass Impfberechtigte
Termine womöglich wegen Bedenken platzen ließen. Astrazeneca hat eine
geringere Wirksamkeit als die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna – bezogen darauf, wie viele Geimpfte in Studien im Vergleich zu
Nicht-Geimpften erkranken. Spahn trat aber Zweifeln entgegen. Man
müsse aufpassen, dass man sich nicht "in etwas hineinrede" und eine
Impfung mit einem zugelassenen und wirksamen Stoff infrage stelle.
Inzwischen sind fast 740.000 Astrazeneca-Dosen ausgeliefert – verwendet wurden dem RKI zufolge aber erst 88.000. Dies laufe je nach
Bundesland unterschiedlich, erläuterte Spahn. Nicht alle hätten am
ersten Tag mit Impfungen begonnen. So hatte Brandenburg nach
RKI-Daten bis Dienstag noch keine einzige Dosis eingesetzt. In
Baden-Württemberg waren es 309, in Nordrhein-Westfalen aber 34.100.
Spahn versicherte, Impfstoff bleibe nicht liegen. "Wenn Leute, die
ihn angeboten bekommen, ihn nicht nehmen, werden wir ihn eben dem
nächsten anbieten." Inzwischen sind Spahn zufolge 6,8 Millionen Dosen
da, bis Ende nächster Woche sollen es zehn Millionen sein.
EU will in Offensive:
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen
will nach Kritik an ihrer Impfstoffstrategie für den Kampf gegen die
neuen Virus-Varianten mobil machen. Das Ziel: rasch angepasste
Impfstoffe in großen Mengen. "Neue Varianten des Virus entwickeln
sich schnell, aber wir müssen in unserer Reaktion noch schneller
sein", sagte sie in Brüssel. Dafür legte sie einen Plan vor, der an
drei Stellen ansetzt: Entdeckung der mutierten Viren, schnelle
Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen und mehr Produktion in der
EU.
So will die Kommission 75 Millionen Euro in die Entwicklung neuer
Tests und den Ausbau von Virustyp-Analysen (Sequenzierung) stecken,
die Varianten aufspüren können. Zur Erforschung der Varianten sollen
150 Millionen Euro hinzukommen. Ein Netzwerk aus 16 EU-Staaten und
fünf weiteren Ländern soll klinische Tests beschleunigen, auch bei
Kindern und Jugendlichen. Zugleich orderte die Kommission nochmals
bis zu 300 Millionen Dosen des bereits zugelassenen Impfstoffs des
US-Herstellers Moderna.
(lfr/dpa)
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