Die fünf reichsten Deutschen kommen zusammen auf ein größeres Vermögen, als die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Diese Aussage wird immer wieder getroffen, jüngst vom Linken-Vorsitzenden Martin Schirdewan. Der MDR hat die Behauptung einem Faktencheck unterzogen. Das Ergebnis: Sie stimmt.
Auch das Kollektiv ungleichheit.info macht auf seiner Webseite, mit Kunstaktionen und in den sozialen Medien auf die Ungleichverteilung von Vermögen innerhalb der deutschen Bevölkerung aufmerksam. Und kommt sogar zu dem Schluss, dass es sich nicht um die reichsten fünf Deutschen handelt, die so viel besitzen, wie die ärmere Hälfte – sondern um die reichsten zwei.
Konkret benennt ungleichheit.info Lidl-Chef Dieter Schwarz und Unternehmer Klaus Michael Kühne. Im Gegensatz zu den beiden Unternehmern, mit gemeinsam knapp 80 Milliarden auf dem Konto, 41,5 Millionen Deutsche. Die halbe Republik.
Ungleichheit.info bezieht sich mit ihrer Grafik auf einen wissenschaftlichen Aufsatz von Martyna Linartas – Verantwortliche für die Webseite des Kollektivs.
Zur ungleichen Vermögensverteilung in Deutschland zitiert der MDR-"Faktencheck" den Chef des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher:
Geld und Vermögen sind in Deutschland also äußerst ungleich verteilt. Ungleichheit.info macht in diesem Zusammenhang auf das deutsche Steuersystem aufmerksam: Vermögende würden bevorteilt, heißt es. Das Kollektiv schreibt:
Die Reichen zahlten im Vergleich niedrigere Steuern, als der Rest der Republik. Reiche leben im Unterschied zu Normalverdienenden nämlich häufiger von Kapitaleinkünften, als von Lohn. Und die werden geringer besteuert. Im Gegenzug, so das Kollektiv, vermehre sich das angelegte Geld auch noch. Heißt: Reiche werden reicher, ohne dafür zu bezahlen.
Deutschland ist ein Niedrigsteuerland für Superreiche, zu diesem Schluss kommt auch das Netzwerk Steuergerecht. Und auch Fratzscher vom DIW sieht die Gründe für die ungleiche Vermögensverteilung ebenfalls im Steuersystem.
Denn in Deutschland werde mehr als die Hälfte des Vermögens vererbt oder verschenkt – ein Großteil davon ohne Besteuerung. Hier muss sich aus Sicht von Fratzscher etwas ändern. Laut der Recherche des MDR sehen diverse Forscher:innen den sozialen Frieden in Gefahr, wenn die Politik an den bestehenden Verhältnissen nicht bald etwas verändert.
Auch die SPD bringt regelmäßig die, in der Verfassung festgeschriebenen – aber ausgesetzte –, Vermögenssteuer in die Diskussion ein. Finanzminister Christian Lindner (FDP) allerdings spricht sich klar gegen neue Steuern aus – und seine Partei hat diesen Punkt auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben.