Die AfD macht Stimmung gegen Migranten – mit einem Schwimmbad-Video aus Israel
Die AfD-Bundestagsfraktion macht in einem Video über Gewalt in deutschen Freibädern Stimmung gegen Geflüchtete und Migranten. Doch Szenen einer Schlägerei, die laut AfD-Politikerin Beatrix von Storch am vergangenen Wochenende in Stuttgart aufgenommen wurden, stammen tatsächlich aus einem Freizeitbad in Israel. Mittlerweile hat die Fraktion ihre Posts gelöscht und durch neu geschnittene Videos ersetzt.
Seit mehreren Tagen wird in Deutschland über Gewalt in Freibädern diskutiert. Am Samstag war es in einem Düsseldorfer Freibad zu einem Streit mit mehreren Hundert Beteiligten gekommen. Die Polizei versuchte, den Streit mit Dutzenden Beamten zu schlichten. Der Verband der Schwimmmeister kritisierte anschließend eine zunehmende Aggressivität in deutschen Freibädern.
Für die AfD offenbar ein gefundenes Fressen: In den sozialen Medien nutzt die Partei die Vorfälle, um gegen Geflüchtete und Migranten zu agitieren. In einem Video, dass die AfD-Bundestagsfraktion am Donnerstag auf Twitter und Facebook veröffentlicht hat, führt Fraktions-Vize Beatrix von Storch Gewalttaten in Freibädern auf einen "zu großen Anteil an Migranten" in Deutschland zurück.
Diese Videoaufnahme stammt nicht aus Stuttgart
In dem Video zeigte die AfD-Fraktion nicht nur Aufnahmen aus Düsseldorf, sondern auch eine Videosequenz, in der Badegäste zu sehen sind, die mit Plastikstühlen auf einen Security-Mitarbeiter einschlagen. Beatrix von Storch beschreibt die Szene mit folgenden Worten:
"Stuttgart, 50 Krawallmacher. Polizeieinsatz gegen randalierende Jugendliche, Angriffe gegen Bademeister."
Bild: screenshot
Tatsächlich gab es am Wochenende einen Polizeieinsatz in einem Freibad in Stuttgart-Untertürkheim. Die brutal wirkenden Videoaufnahmen sind jedoch bereits fast einen Monat alt und stammen nicht einmal aus Deutschland. Tatsächlich wurde die Szene am 8. Juni im "Yamit Water Park" in der israelischen Stadt Holon, in der Nähe von Tel-Aviv aufgenommen.
Mittlerweile ist der AfD-Fraktion das offenbar auch aufgefallen: Klammheimlich löschte sie ihre Posts auf Facebook und Twitter und ersetzte sie durch neu geschnittene Videos ohne die Sequenz aus Israel.
Hier das Originalvideo auf dem Twitter-Account des israelischen Fernsehsenders Channel 12:
Der Geschäftsführer des Freizeitbads, Shimshon Chen, sagte dem israelischen Sender Channel 12, die Schlägerei sei tatsächlich weniger schlimm gewesen, als es auf den Videoaufnahmen den Anschein habe. "Es gab zwei oder drei Minuten Konfrontation, es war nicht in einer großen Menge", erklärte er.
So wurde das Video in Deutschland verbreitet
Das Video wird seit Mittwochmorgen von einer Vielzahl an rechtspopulistischen und rechtsextremen Social-Media-Accounts und mehreren AfD-Kreisverbänden verbreitet und ist dort immer noch im Umlauf.
Wer das Video zuerst aus dem Kontext gerissen und als Videoaufnahme aus Deutschland ausgegeben hat, lässt sich schwer nachvollziehen. Es wurde aber bereits am Tag nach der Schlägerei im "Yamit Water Park" auf Youtube hochgeladen und mit dem verfälschten Titel "Arabische Clans VS Security// Im Schwimmbad Schlägerei" versehen. Der Uploader nennt sich auf Youtube "Harald Steinberg" und verwendet ein Stock-Foto eines alten Mannes als Profilbild. In den vergangenen Wochen veröffentlichte der Account mehrere Videos von Schlägereien und Unfällen aus Deutschland und dem Ausland.
Das Video wurde bislang über 46.000 Mal angesehen.
Bild: screenshot
Am Mittwochmorgen tauchte das Video dann auf Facebook auf: Dort lud es der rechte Metall-Musiker Sven Granert hoch, versehen mit folgendem Text:
"2019 im Schwimmbad – selbst die Security wird angegriffen! Das gibt es in keiner anderen Gesellschaft. Um welches genau es sich im Video handelt, kann ich nicht sagen, da Netzfund. Aber man liest ja nun täglich von solchen 'Vorfällen'. Von daher macht es keinen Unterschied ob Berlin, Dresden, Bonn oder Würzburg...."
Dort wurde das Video über 23.000 Mal angesehen und mehr als 1000 Mal geteilt.
Bild: screenshot
Am Mittwoch begannen auch erste AfD-Verbände, das Video zu verbreiten. Die AfD-Südthüringen postete ebenso wie diverse rechtsextreme Seiten den Link zum Video auf Youtube.
Auch hier wird zumindest suggeriert, das Video stamme aus Deutschland.
Bild: screenshot
Eine noch größere Verbreitung fand ein Post, den der AfD-Kreisverband Coesfeld aus Nordrhein-Westfalen in der Nacht auf Donnerstag veröffentlicht hat. Der Kreisverband versah das Video mit den Worten:
"Geht doch nicht über ein wenig Entspannung im Schwimmbad. Da bekommt der Begriff "Erlebnisbad" doch gleich eine ganz andere Bedeutung."
Allein dieser Videopost wurde seitdem mehr als 40.000 Mal angesehen.
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