Hat die Bundeswehr in Niedersachsen einen Raketenwerfer am Straßenrand vergessen? Dieser Verdacht wurde am Dienstagmorgen durch ein Foto geweckt, das der Twitter-Nutzer @kevinrizor veröffentlichte. Es zeigt eine Abschussvorrichtung für Panzerabwehrraketen, die offenbar unbeaufsichtigt am Rand der Bundesstraße 3 im Landkreis Celle steht.
Das Kriegsgerät war der Ehefrau eines Arbeitskollegen aus dem Auto heraus aufgefallen, wie der Twitter-Nutzer watson gegenüber erklärt. Sie schoss gleich mehrere Fotos davon. Zuerst gegen 8 Uhr am Morgen und dann fast zwei Stunden später nochmal.
Dabei handelt es sich offenbar um einen Spike-Raketenwerfer des Israelischen Rüstungsunternehmens "Rafael". Der Raketenwerfer verschießt Panzerabwehrlenkwaffen und wird auch von der Bundeswehr genutzt. Dort hat das Spike-System den Namen "Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System", kurz "MELLS".
Der Raketenwerfer am Straßenrand ist jedoch kein Bundeswehrgerät, wie Oberstleutnant Jürgen Engelhardt vom Bundeswehr-Landeskommando Niedersachsen auf watson-Anfrage erklärt: "Es handelt sich um ein niederländisches Gerät." Das niederländische Militär führe dort gerade eine Übung durch. Die Bundesstraße verläuft nahe des Truppenübungsplatzes Bergen.
Nachdem @kevinrizo die Feldjäger über den vermeintlich herrenlosen Raketenwerfer informiert hatte, schickte die Militärpolizei eine Streife vorbei. Die habe nicht nur das Gerät, sondern auch die zugehörigen niederländischen Soldaten gefunden, wie Engelhardt erklärt. Der Raketenwerfer sei nicht unbeaufsichtigt gewesen.
Update: Ein Sprecher des niederländischen Militärs hat gegenüber watson konkretisiert, warum der Spike-Raketenwerfer dort stand: Einheiten des deutschen, niederländischen und belgischen Militärs führen demnach gerade einen Wettbewerb rund um den Truppenübungsplatz Bergen durch, wie Major Rene Teggeler erklärt. Bei einem Teil davon treten Aufklärungseinheiten der Armeen gegeneinander an. Zu den Aufgaben gehöre auch das Erspähen von Militärgerät wie Raketenwerfern und Minen.
Deshalb habe der Raketenwerfer vermeintlich unbeaufsichtigt am Straßenrand gestanden. Tatsächlich sei er aber im Blick von Soldaten auf einem Beobachtungsposten gewesen. Major Teggeler weist außerdem auf ein weiteres wichtiges Detail hin: Bei dem Raketenwerfer habe es sich lediglich um eine Attrappe gehandelt.