In Bayern zählt Bier als Grundnahrungsmittel. Die Braukunst ist dort ein hohes Kulturgut. Auf Volksfesten und im Biergarten wird das Gebräu aus Hopfen, Malz und Gerste literweise in Maß-Krügen getrunken. "O'zapt is" ist in Bayern ein gängiger Ausdruck, wenn das Fass angestochen wird.
So auch beim Starkbierfest in Burgau. Beim Anstich ist auch Ministerpräsident Markus Söder dabei – und teilt das Ereignis voll Freude auf Twitter. Dafür erntet er allerdings reichlich Spott und Kritik.
Auf Twitter schreibt Söder: "O’zapft is: Auftakt in die Starkbier-Saison in Burgau im schwäbischen Landkreis Günzburg. Tolle Fastenpredigt, großartige Musik und super Stimmung." Es sei ein feinsinniges und intelligentes Derblecken gewesen. Derblecken ist ein bayerischer Ausdruck, der bedeutet jemanden aufs Korn zu nehmen.
Statt einem schlichten Prosit finden sich unter dem Tweet aber vor allem Kommentare, die Söder Doppelmoral vorwerfen. Grund dafür: Die ablehnende Haltung des Ministerpräsidenten, wenn es um den Konsum von Drogen geht.
Gerade erst hat die bayerische Landesregierung ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass die rechtliche Machbarkeit der geplanten Cannabis-Legalisierung prüft. Dem Gutachten zufolge verstoßen die Ampel-Pläne, insbesondere gegen die Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Drogenbekämpfung. Um eben nicht gegen EU-Recht und Völkerrecht zu verstoßen, liegen die Legalisierungspläne aktuell bei der EU-Kommission.
"Ein Verstoß gegen EU-Recht müsste meiner Ansicht nach immer ein Vertragsverletzungsverfahren nach sich ziehen", sagt Klaus Holetschek, der seit Monaten jegliche Legalisierungspläne für Marihuana kategorisch ablehnte. Holetschek ist bayerischer Gesundheitsminister. Er fordert die Bundesregierung daher auf, ihre Pläne zur Zulassung des Anbaus, Handels und des Konsums von Cannabis zu Genusszwecken sofort fallen zu lassen.
Auch Söder plädiert auf Twitter dafür, die Legalisierungspläne fallen zu lassen. Schon vorher hat Söder mehrfach erklärt, er wolle "keine Drogen in Bayern". Auch jetzt hat der Freistaat die strengsten Regeln und empfindlichsten Strafen, wenn Menschen im Besitz oder beim Konsum von Drogen aufgegriffen wird.
Ein Statement, das dem Ministerpräsidenten unter dem Starkbier-Post um die Ohren fliegt. "Ein Ministerpräsident macht Werbung für Drogen. Eine der gefährlichsten, die wir kennen. Ich finde das problematisch", schreibt einer. Ein anderer fragt: "Wissen Sie eigentlich, dass Alkohol und somit auch Bier, eine Droge ist, die jährlich 70.000 Menschen allein in Deutschland tötet?"
Das Bundesministerium für Gesundheit geht jährlich von 74.000 Todesfällen durch Alkoholkonsum allein oder bedingt durch den Konsum von Tabak und Alkohol aus.