Ein turbulenter Tag sei das gewesen, sagt Markus Lanz am Dienstagabend. In Berlin hatten am Vormittag erst Armin Laschet und danach Friedrich Merz ihre Kandidatur für den CDU-Vorsitz bekannt gegeben.
Bei Lanz sitzt am Abend im ZDF die noch amtierende CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die wollte eigentlich etwas länger Vorsitzende bleiben, doch die Unruhe in der Partei führte dazu, dass das Rennen nun eröffnet ist – und bereits am 25. April auf einem Sonderparteitag geklärt werden soll.
Eine Überraschung hatte der Dienstag auch parat: Jens Spahn verzichtet auf die Kandidatur für den Vorsitz und unterstützt stattdessen Laschet. Kramp-Karrenbauer sagt im ZDF, davon habe sie nicht gewusst. Es habe sie aber nicht überrascht.
"Wenn man intensive Gespräche geführt hat, dann kann man dem entnehmen, wohin die Reise gehen wird", sagt AKK, die genau das mit allen potenziellen Nachfolge-Kandidaten geführt hatte: intensive Gespräche.
"Es sind sehr viele Varianten besprochen worden", sagt die CDU-Chefin. Nun aber komme es eben zu einer offenen Austragung der Führungsfrage in ihrer Partei. "Das hält eine Partei wie die CDU auch aus."
Die Pressekonferenz selbst habe sie am Dienstag nicht verfolgt. "Weil ich Morgenlage hatte, im Verteidigungsministerium."
Interessant wird es, als Markus Lanz die CDU-Politikerin nach ihrem Verhältnis zu Friedrich Merz fragt. Kramp-Karrenbauer hatte sich 2018 gegen den früheren CDU-Fraktionsvorsitzenden durchgesetzt. Entschieden war das Duell der beiden damit aber nicht. Immer wieder gab es Gerüchte über die Ambitionen von Merz. Auf dem Parteitag 2019 stellte AKK schließlich sogar eine Art Vertrauensfrage und nahm Merz damit die Möglichkeit, sie zu attackieren.
Lanz fragt in der Sendung nun Kramp-Karrenbauer: "Friedrich Merz hat heute von, ich zitierte, 'extrem loyal' ihnen gegenüber gesprochen." Stimmt das, will er wissen.
Ihre Antwort: Sie sei mit allen CDU-Politikern "im Reinen" und habe dazu nichts zu sagen.
Lanz: "Haben Sie das immer so empfunden, dass er 'extrem loyal' war?"
"Es hat jeder in diesem Jahr seine Äußerungen getan. Es gibt eben auch Verhaltensweise, die sind so, wenn man an der Spitze ist", antwortet AKK. "Helmut Kohl hat immer gesagt: Wenn man da oben ist, das ist Kirchturmspitze, da ist man allein, da wird man von allen angepfiffen."
Lanz lässt aber nicht locker. Auch Armin Laschet habe sie in der Vergangenheit doch stark öffentlich kritisiert. Sei sie mit dem auch "im Reinen"? Laschet habe bei der Pressekonferenz an diesem Tag gesagt, er habe eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gepflegt, fragt Lanz nach.
Die Antwort von Kramp-Karrenbauer, die auch ein Seitenhieb auf Laschet ist, bringt dann das Publikum und auch die Gäste selbst zum Lachen: "Wenn er das so sagt, wird es wohl so gewesen sein."
In der Runde bei Lanz sitzt auch "Welt"-Chefredakteur Robin Alexander, der wohl wie kaum ein anderer Berliner Journalist über die Vorgänge in der CDU informiert ist.
Er glaubt, dass Merz von der Teamlösung Laschet/Spahn angefressen war. Merz sei "erkennbar aggro" bei seiner Pressekonferenz gewesen. Der CDU-Politiker sprach bei dem Auftritt auch von einer "Kartellbildung" gegen ihn.
Alexander erinnert der Move von Laschet und Spahn an das Manöver von AKK vor dem Parteitag 2018. Die sicherte sich die Unterstützung des damaligen JU-Chefs und heutigen CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak, der eigentlich als Merz-Fan galt.
Abschließend geht es bei Lanz auch noch einmal um Thüringen. Und um das Machtwort, das die Kanzlerin in der Frage von Südafrika aus sprach.
Angela Merkel hatte zur Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich in Thüringen mit Stimmen der CDU und AfD gesagt: Das müsse rückgängig gemacht werden.
"Einen Ordnungsruf – das habe ich so nicht empfunden", sagt AKK bei Lanz. Für viele Beobachter war es dieses Merkel-Machtwort, das die Autorität von Kramp-Karrenbauer weiter untergrub – und letztlich zu ihrem angekündigten Rücktritt führte.
Kramp-Karrenbauer aber verteidigt Merkel in der Sendung. Sie halte es für richtig, dass die Regierungschefin sich zu Thüringen geäußert habe. Die Bundeskanzlerin habe gesagt, "was unser beider Auffassung ist".
(ll)