Spätestens seit die Tagesschau am 19.11. den Start ihres eigenen TikTok Kanals verkündet hat, fragen sich viele: Was ist eigentlich TikTok? Und warum ist die App in letzter Zeit so umstritten? Wir wollen erklären, was TikTok ist und wer dahinter steht. Außerdem ist es wichtig zu zeigen, warum die harmlos wirkende App für Deutschland, ein Land, das sonst mit Datenschutz so pingelig ist, gefährlich werden kann.
Ganz kurz gesagt, es ist eine App, in der man seine eigenen Videos teilen kann. Die Benutzer nehmen ein 15 Sekunden-Video auf – meist von sich selbst – und hinterlegen dies mit Musik. Das Ganze wird oft mit lustigen Tanz-Moves oder Ähnlichem gestaltet. Die kleinen Videos können anschließend hochgeladen, angeschaut, geliked und gefollowed werden. Klingt doch ganz nett. So nett, dass die App mittlerweile die beliebteste weltweit ist. Sie wird schätzungsweise von einer Milliarde Menschen genutzt. In Deutschland nutzen die App jeden Monat 5,5 Millionen User.
TikTok kommt von dem chinesischen Start-up Unternehmen ByteDance. Hinter ByteDance steht der chinesische Milliardär Zhan Yiming. Mittlerweile verzeichnet TikTok einen Marktwert von 17,5 Milliarden Euro.
Mit "humorigen Kurzvideos" um "in erster Linie unsere Marke bei der jüngeren Zielgruppe noch präsenter und nahbarer zu machen", will die Tagesschau ihren TikTok-Kanal eröffnen. Mit dabei sind die beliebten Nachrichtensprecher: Judith Rakers, Linda Zerwakis und Jan Hofer.
Die "Bild"-Zeitung reagierte in einem Artikel mit scharfer Kritik auf die Ankündigung der Tagesschau am Dienstag . Einen entstehenden "Ärger" im Zusammenhang mit der Tagesschau TikTok-Account prophezeite die "Bild" schon im Titel.
Die "Bild" behauptete in ihrem Artikel, dass hinter der App TikTok kein normales chinesisches Privatunternehmen stehe, sondern Zhang Yiming. Yiming solle laut "Bild" ein Anhänger der chinesischen Führung sein und seine politische Überzeugung so auch auf TikTok übertragen. Laut "Bild" schrieb Yiming 2018, dass "Technologie von den Kernwerten des Sozialismus geführt" werden müsse.
Die "Bild" meine, er stelle sich unter die Vorgaben der kommunistischen Partei also zum Beispiel der "korrekten Führung der öffentlichen Meinung". Ob die "Führung der öffentlichen Meinung" in dem Fall als korrekt bezeichnet werden kann, ist mehr als fragwürdig. So fand der Guardian heraus, dass TikTok viele Inhalte löschte, andere unerlaubt speichere und sammele. In den USA musste TikTok, wegen dieses Datenmissbrauchs (unerlaubte Speicherung) eine Strafe von 5,7 Millionen Dollar zahlen.
Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle gab zu bedenken, dass die Tagesschau "eine Präsenz in einem Netzwerk unterhalten will, das unter dem Einfluss des chinesischen Staates stehen könnte".
Der Chefredakteur von "ARD-aktuell" hingegen, sagte im Namen der Tagesschau: "Sollten wir hier Beeinträchtigungen feststellen, werden wir reagieren."
Man sollte sich die Motivation des "Bild"-Artikels allerdings nochmal durch den Kopf gehen lassen. Die "Bild" hat ironischerweise auch einen TikTok Account. Man war sich der Doppeldeutigkeit wahrscheinlich bewusst. Unter dem Artikel steht nämlich: "Auch die Axel Springer Akademie nutzt TikTok. Allerdings setzt sich das Projekt "HAWAIITOAST" auch mit den Risiken der Plattform auseinander."
Alles in Allem ist TikTok eine App, die man mit Vorsicht genießen muss, wenn man auf die "lustigen" Videos nicht verzichten möchte. Joshua Wong, der aktuelle Wortführer der Proteste in Hongkong, fasste das Problem des Datenschutzes bei TikTok so zusammen:
(joey)