Es war die eine Frage, die Katarina Barley heute mit Richard Allen, dem Europa-Chef von Facebook klären wollte: Inwieweit sind deutsche Nutzer vom Skandal um den Missbrauch von Facebook-Daten durch die britische Firma Cambridge Analytica (CA) betroffen? Die Antwort: Kaum.
Denn von den 300.000 Menschen, die an der Umfrage teilnahmen, die gerade Bestandteil des Facebook-Datenskandals ist, befinden sich nur ein Prozent in Europa. Wie viele davon in Deutschland sitzen, soll Facebook jetzt untersuchen.
Barley bekam noch einige andere Zugeständnisse von Facebook, richtig viel ändert sich aber erst einmal nicht. "Es ist schwierig, konkrete Zusagen zu bekommen", sagte Barley nach dem Treffen in einer Pressekonferenz. Vor allem im empfindlichsten Punkt, der Transparenz von Algorithmen, wolle Facebook "wohlwollend prüfen", könne aber ja keine Geschäftsgeheimnisse verraten, sagte sie.
Barleys Forderungen kommen nicht ohne Grund. Genug Anlass zur Sorge um den Datenschutz von Facebook-Nutzern gab es in den letzten Tagen: Erst hieß es, CA habe Daten von 50 Millionen Nutzern teils heimlich für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und eingesetzt. Am Montagmorgen berichteten dann britische Medien, dass offenbar auch britische Wahlkämpfer für den Brexit ihre Wähler mit Hilfe von Cambridge Analytica zu manipulieren versuchten.
Barley hatte sich schnell in die weltweite Debatte eingeschaltet und kritisierte, Nutzer und Behörden seien nicht informiert worden, obwohl "Facebook vom dubiosen Handeln von Cambridge Analytica seit Langem wusste", sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Es müsse "klarer erkennbar sein, nach welchen Programmcodes Unternehmen wirklich vorgehen."
Gegenüber watson hatten Netzpolitiker fraktionsübergreifend vor der Intranzparenz gewarnt, mit der Facebook arbeite.
Politiker, mit denen watson sprach, stimmen auch darin überein, dass es in Verbindung mit den Geschäftspraktiken mehr Kontrolle über Facebook geben müsse. Nutzer, so hieß es in Gesprächen immer wieder, seien gar nicht mehr in der Lage, eine mündige Entscheidung online zu treffen.
"Jede Würstchenbude in Deutschland wird besser kontrolliert als ein Unternehmen wie Facebook", echauffierte sich auch der Grünen-Netzpolitiker Konstantin von Notz im ZDF-"Morgenmagazin". Er forderte "gute datenschutzrechtliche Bestimmungen" und klare Regelungen.
Diesem Wunsch stimmte Katarina Barley in ihrem Treffen zu. Sie forderte nach dem Treffen gut ausgestattete Datenschutzbehörden, die Unternehmen auch sanktionieren können.