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EU
15.02.2019, 06:5015.02.2019, 11:08
Sechs Wochen vor dem EU-Austritt
Großbritanniens hat Premierministerin Theresa May am Donnerstag eine
neue Brexit-Schlappe im Parlament hinnehmen müssen. Die Abgeordneten
votierten in London mit 303 zu 258 Stimmen gegen eine
Beschlussvorlage, die sowohl ein Mandat für Nachverhandlungen am
Brexit-Deal als auch eine Absage an den EU-Austritt ohne Abkommen
bestätigen sollte.
- May wollte sich eigentlich vom Parlament nur den Segen für eine Verlängerung ihrer Gespräche mit der Europäischen Union geben lassen. Sie war bei der Abstimmung nicht dabei.
- In einer Mitteilung der Regierung hieß es kurz nach der Niederlage, die Premierministerin halte dennoch an ihrer Strategie fest. "Der Beschluss vom 29. Januar bleibt der einzige, bei dem das Unterhaus zum Ausdruck gebracht hat, was es will."
Die Abgeordneten hatten May damals den Auftrag gegeben, das mit
Brüssel vereinbarte Austrittsabkommen nachzuverhandeln. Die
Premierministerin hatte sich zum Erstaunen Brüssels hinter den Antrag
gestellt und war damit auf Schmusekurs zu den Brexit-Hardlinern
gegangen. Doch ausgerechnet am Valentinstag ist der Flirt nun zu
Ende. Die Brexit-Hardliner versagten May die Gefolgschaft.
Stein des Anstoßes war, dass gleichzeitig auch eine weitere
Entscheidung des Parlaments aus der ersten Abstimmungsrunde bestätigt
werden sollte: die Ablehnung eines Brexits ohne Abkommen mit
chaotischen Folgen für die Wirtschaft und viele andere
Lebensbereiche. Obwohl das Votum keine bindende Wirkung hatte,
wollten einige Brexit-Hardliner das nicht mittragen.
Damit schwindet zunehmend die Glaubwürdigkeit der
Regierungschefin, doch noch eine Mehrheit für ein Brexit-Abkommen im
Parlament zu bekommen. May will der EU rechtlich verbindliche
Änderungen am Brexit-Vertrag abtrotzen, obwohl Brüssel dazu nicht
bereit ist.
Oppositionsführer Jeremy Corbyn kritisierte May scharf dafür,
dass sie bei der Abstimmung am frühen Abend nicht anwesend war. Der
Präsident des Unterhauses, John Bercow, betonte jedoch, dass die
Premierministerin nicht dazu verpflichtet gewesen sei.
"Das ist ein Valentinstags-Massaker für die Regierung und ein
vernichtendes Urteil für den Brexit-Plan der Premierministerin",
sagte der Labour-Abgeordnete David Lammy, der ein zweites
Brexit-Referendum befürwortet.
Die Pro-EU-Rebellin Anna Soubry aus der regierenden Konservativen
Partei meinte nach der Abstimmung: "Das ist ein absolutes Fiasko."
Großbritannien werde zur Lachnummer der Welt.
Für May ist die Niederlage eine weitere Demütigung.
Erneut ist
völlig offen, für welchen Brexit-Kurs eine Mehrheit im heillos
zerstrittenen Parlament möglich wäre. Das Risiko eines ungeordneten
Brexits (No Deal) steigt damit weiter.
Zur Stunde der Wahrheit im Streit um den EU-Austritt dürfte es im
Unterhaus am 27. Februar kommen. Dann will May erneut über die
weiteren Schritte abstimmen lassen. Es wird bereits die dritte
Abstimmungsrunde seit der Niederlage für Mays Brexit-Deal im
Parlament sein.
Sollte die Regierungschefin auch bis dahin keine Mehrheit
zusammenbekommen, droht eine Rebellion der EU-freundlichen
Abgeordneten. Eine parteiübergreifende Gruppe von Parlamentariern
will May zum Verschieben des EU-Austritts zwingen, um einen
No-Deal-Brexit zu verhindern.
Großbritannien will bereits am 29. März die Staatengemeinschaft
verlassen. Mitte Januar hatte das Parlament das von May mit der EU
ausgehandelte Brexit-Abkommen mit überwältigender Mehrheit abgelehnt.
Wann das Parlament erneut über den Deal abstimmen soll, ist immer
noch unklar.
Von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und Ratspräsident
Donald Tusk gab es am Donnerstagabend zunächst keine Reaktion auf
Mays Abstimmungsniederlage. Ein Kommissionssprecher bestätigte
lediglich, dass für kommende Woche weitere Gespräche mit
Brexit-Minister Stephen Barclay geplant seien.
(pb/dpa)
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