National- und Universitätsbibliothek in Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens. Die Bibliothek wird während der sechsmonatigen kroatischen EU-Ratspräsidentschaft als Hauptkonferenzort genutzt.bild: imago images/xinhua
EU
EU-Erweiterung und Demografie: Kroatien will in seiner sechsmonatigen EU-Ratspräsidentschaft eigene Schwerpunkte setzen. Andere gewichtige Probleme könnten dem jüngsten EU-Mitgliedsland aber einen Strich durch die Rechnung machen.
Inmitten geopolitischer Umbrüche hat das jüngste
EU-Mitgliedsland Kroatien turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft
übernommen. Der 2013 zur Staatengemeinschaft beigetretene Balkanstaat
hat den Vorsitz unter den EU-Ländern nun für sechs Monate inne.
Aufgabe dabei ist es, die EU-Ministertreffen in Brüssel zu leiten
sowie die Agenda und Prioritäten der Staatengemeinschaft auszuloten.
Im zweiten Halbjahr 2020 wird Kroatien von Deutschland abgelöst.
Zagreb hat seine Präsidentschaft unter das Motto gestellt: "Ein
starkes Europa in einer sich wandelnden Welt". Kroatische
Spitzenpolitiker betonten dabei zuletzt vor allem zwei Themenfelder –
die Demografie und die Südost-Erweiterung der EU.
Kroatiens Bevölkerung könnte nach UN-Angaben bis 2050 um 17 Prozent sinken
Nicht nur Kroatien, sondern auch andere südosteuropäische Länder
verlieren durch Auswanderung und niedrige Geburtenraten massiv an
Bevölkerung. Die Zahl der Bewohner Kroatiens könnte nach UN-Angaben
bis 2050 um 17 Prozent sinken. "Das ist ein strukturelles, nahezu
existenzielles Problem", sagte Ministerpräsident Andrej Plenkovic
kurz vor Jahresende im Interview mit der britischen "Financial
Times".
Die Südost-Erweiterung der EU stockt wiederum nicht erst seit letztem
Oktober, als der EU-Rat – anders als versprochen – kein grünes Licht
für den Beginn von Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien und
Albanien gab. Das neue EU-Vorsitzland setzt große Hoffnungen darauf,
dass ein EU-Westbalkan-Gipfel Anfang Mai die Blockade auflösen
könnte.
Nicht nur der Westbalkan stellt die EU derzeit vor geopolitische Herausforderungen
"Die Region gleicht derzeit einem Schwarzen Loch inmitten Europas",
sagte Außenminister Gordan Radman Grlic der Regionalzeitung "Glas
Slavonije" (Osijek).
Doch nicht nur der Westbalkan stellt die EU derzeit vor geopolitische
Herausforderungen. Der britische Premierminister Boris Johnson will
sein Land am 31. Januar aus der Staatengemeinschaft führen. Mit einer
Neuwahl im Dezember hatte er sich dafür die nötige Rückendeckung
geholt. Die Briten hatten vor mehr als drei Jahren mit knapper
Mehrheit für den Brexit gestimmt.
Im Anschluss daran sollen die künftigen Beziehungen zwischen der EU
und Großbritannien geklärt werden – von Fragen der Handelspolitik bis
hin zu Fischereirechten.
Verhandlungsgeschick wird Kroatien noch vor allem bei den
Diskussionen um den neuen mehrjährigen Finanzrahmen der EU (MFR)
beweisen müssen. Der aktuelle Mehrjahresplan läuft von 2014 bis 2020,
die EU-Staaten und das Europaparlament liegen in ihren Ansichten zur
Ausgestaltung des Haushaltsrahmens von 2021 bis 2027 noch weit
auseinander. Die Verhandlungen sind besonders herausfordernd, da neue
EU-Aufgaben finanziert werden sollen, durch den Brexit aber
Milliarden aus Großritannien fehlen werden.
Alle sechs Monate wechselt die Ratspräsidentschaft zwischen den EU-Mitgliedsländern gemäß einer festgelegten Reihenfolge. Im ersten Halbjahr 2019 tagte der Europäische Rat unter dem Vorsitz Rumäniens und im zweiten Halbjahr 2019 unter dem Vorsitz Finnlands.
(as/dpa)
Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten herrscht viel Ungewissheit darüber, wie es jetzt mit der Ukraine weitergeht. Es gibt nicht unbegründete Ängste davor, Trump könne dem Land bald den Geldhahn zudrehen.