Anhänger:innen der Putschisten in Niger während eines Protestmarschs.Bild: AP / Sam Mednick
Exklusiv
01.08.2023, 15:0701.08.2023, 15:11
Erst ein Putsch, dann eine Drohung und jetzt die Ungewissheit und Aufregung: Was geschieht als Nächstes in der Sahelzone?
Im westafrikanischen Niger hatte es vergangene Woche einen gewaltvollen Machtwechsel gegeben. Putschisten setzten am Mittwoch den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum fest und übernahmen die Kontrolle über das von Armut beherrschte Land.
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Am Donnerstag stellte sich dann das nigrische Militär auf die Seite der Putschisten – der Chef der Präsidentengarde, General Omar Tchiani, ernannte sich selbst zum Präsidenten des Nationalen Rats und damit zum neuen Machthaber von Niger.
Mali und Burkina Faso drohen mit Krieg
Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas reagierte sofort: Alle Landesgrenzen zu Niger wurden dichtgemacht, der Luftraum abgeriegelt, Finanzströme gestoppt und Vermögenswerte eingefroren. Danach drohte die Gemeinschaft aus 15 Staaten den Putschisten mit einer militärischen Intervention, wenn sie den Putsch nicht wieder rückgängig machen.
Für den Sahel-Experten Ulf Laessing ist dieses Ultimatum nichts weiter als eine leere Drohung, wie er auf Anfrage von watson erklärt. Er leitet das "Regionalprogramm Sahel" in Mali für die CDU-nahestehende Konrad-Adenauer-Stiftung.
Die Nachbarstaaten Burkina Faso und Mali reagierten empört auf das Ecowas-Ultimatum – und sprangen Niger zur Seite: Ein militärisches Eingreifen in Niger zur Wiedereinsetzung des festgesetzten Präsidenten würden sie als "Kriegserklärung" auffassen. Droht jetzt ein offener Krieg in Afrika?
Ecowas beschert Putschisten Zuspruch
Das glaubt Laessing nicht. "Es wird zu keinem Krieg kommen", meint er. "Ecowas wird nicht militärisch in Niger eingreifen. Dies ist nur eine leere Drohung, um mehr Druck auf die Putschisten aufzubauen." Die Staatengemeinschaft habe überhaupt keine Eingreiftruppe und müsse es jetzt auch mit der ganzen Armee Nigers aufnehmen. Schließlich sei dem festgesetzten Präsidenten Bazoum auch keine Einheit zu Hilfe gekommen.
Bisher hat Ecowas laut Laessing nur ein einziges Mal militärisch eingegriffen – und das war im Jahr 2017 in Gambia. "Aber dort hatte die damalige Regierung um Hilfe gebeten."
Laessing führt aus:
"Ecowas' Drohung wird nach hinten losgehen und den Putschisten eher noch Zuspruch bescheren. Das konnte man schon in Mali 2022 beobachten. Damals hatte sich die Bevölkerung nach der Verhängung von Ecowas-Sanktionen hinter die Militärregierung von Assimi Goita gestellt."
Warum aber stellen sich Mali und Burkina Faso hinter die Putschisten in Niger?
Anhänger des malischen Interimspräsidenten schwenken russische Flaggen während einer Kundgebung in Bamako.Bild: AFP / OUSMANE MAKAVELI
Wie Laessing erklärt, sehen sich diese Länder, zusammen mit Guinea als "panafrikanische" Allianz, die den Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich beenden will und den Kontakt zu Russland sucht.
Auch in Mali und in Burkina Faso regieren Militär-Juntas.
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