Die SPD-Politikerin Katja Mast ist studierte Gymnasiallehrerin.Bild: dpa / Christoph Soeder
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Jugendliche sind besorgter denn je über Probleme wie Klimawandel, Inflation oder Rassismus, fühlen sich selbst aber machtlos. Auch der Politik trauen viele nicht zu, Lösungen zu finden.
Das geht aus der Sinus-Jugendstudie 2024 im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Sie zeigt aber auch: Trotz Zukunftsängsten sind 84 Prozent der befragten Teenager zwischen 14 und 17 Jahren zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Alltagserleben.
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Katja Mast, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, sieht in den Ergebnissen vor allem ein Zeichen für die Politik. Gegenüber watson erklärt sie, was ihre Partei sich von der Studie mitnimmt.
Katja Mast sieht Sorgen der jungen Menschen als politisches Zeichen
"Der jugendspezifische Zukunftsoptimismus ist zwar nicht verschwunden, aber – obwohl lebensnotwendig – merklich gedämpft", heißt es in der Sinus-Jugendstudie, die seit 2008 alle vier Jahre erscheint.
Krieg, Inflation, Klimakrise: Jugendliche heutzutage haben es nicht leicht.Bild: dpa / Felix Hörhager
So wachse die Sorge junger Menschen um Umwelt und Klima. Zudem sei die Verunsicherung "durch die schwer einzuschätzende Migrationsdynamik und die dadurch angestoßene Zunahme von Rassismus und Diskriminierung" beträchtlich. Viele Jugendliche hätten außerdem Angst vor dem Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben.
Die SPD-Politikerin Mast sagt dazu: "Unsere Jugendlichen sind besorgter denn je zuvor – das ist eine politische Botschaft. Pandemie-Nachwirkungen, Kriege, Energieknappheit, Inflation und Klimawandel belasten sie stark, während Rassismus und Unsicherheit in der Berufsorientierung zusätzlich Druck ausüben."
Mut mache der 53-Jährigen, dass der Optimismus der jungen Menschen dennoch ungebrochen bleibt: "Darauf bauen wir. Mein Ziel ist, jungen Menschen Hoffnung zu machen und ihre Sorgen aufzunehmen." Deshalb nehme ihre Partei den Klimaschutz ernst und stärke Erneuerbare Energien oder Bafög. Weiter heißt es: "Wir zeigen Rassismus und Ausgrenzung die rote Karte. Und wir investieren in die soziale Sicherheit der Jugend, in dem wir die Rente stärken".
Junge Menschen sehen sich nach Stabilität
Der Aspekt des Bewahrenden und Nachhaltigen sei für viele Jugendliche noch wichtiger geworden, heißt es in der Studie. Viele wünschten sich einen Platz in der Mitte der Gesellschaft und träumten von einer glücklichen Partnerschaft, Kindern, Haustieren, Eigentum, einem guten Job und genug Geld für ein sorgenfreies Leben.
Viele bewahrten sich aber eine optimistische Grundhaltung und schauten für sich persönlich positiv in die Zukunft. Dabei sei die Weltsicht der jungen Generation von Realismus und Bodenhaftung geprägt, was auch die angestrebten Lebensentwürfe zeigten. An der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Halt und Geborgenheit und der hohen Wertschätzung von Familie habe sich nichts geändert.
Die Jugendlichen sind laut der Studie aber auch tolerant gegenüber anderen Lebensentwürfen. Nicht nur die Toleranz in Bezug auf unterschiedliche Kulturen werde als selbstverständlich betont, sondern auch die Akzeptanz pluralisierter Lebensformen und Rollenbilder.
Politik habe trotz der vielen Krisen einen geringen Stellenwert in ihrem Leben. Ein Teil der Jugendlichen werde durch Krisen kurzfristig dazu aktiviert, etwa mit Vertrauten zu sprechen oder Informationen zu recherchieren. Ein anderer Teil fühle sich überfordert und tendiere zu Verdrängung.
Sinus-Studie untersucht Gefühlsleben der Jugendlichen
Die Sinus-Studie ist keine Meinungsumfrage mit Hunderten Teilnehmer:innen, sondern eine qualitative Untersuchung. Dabei wurden 72 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren aus unterschiedlichen Schulformen und Bevölkerungsgruppen über mehrere Stunden intensiv zu Hause nach ihrem Alltag, ihren Wünschen, Werten und Zukunftsentwürfen befragt.
Aussagekraft für die 3,1 Millionen jungen Leute in der Altersgruppe haben die Ergebnisse laut dem Studienautor trotz der kleinen Stichprobe wegen der Tiefe der Befragung. Weil die Jugendlichen schon 2023 befragt wurden, lassen sich darin allerdings keine direkten Antworten auf den Ausgang der Europawahl finden.
(mit Material der dpa)
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