Es ist ein beunruhigender Vorwurf: In einem offenen Appell hatten 215 Ärzte sowie 30 Organisationen in der vergangenen Woche eine entschiedene Reform des Gesundheitssystems gefordert.
Ihr Vorwurf: Der Kostendruck, unter dem viele Krankenhäuser stehen, schade der medizinischen Versorgung, das Wohl der Patienten werde dem Profit untergeordnet. Veröffentlicht wurde der Beitrag im "Stern".
Manz hatte ihre Stelle als Chefärztin an einer Hamburger Klinik nach 25 Jahren aus Protest gegen die Bedingungen in der Klinik gekündigt. Die Krankenschwester Langer hatte mit einem Wutbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2017 für Aufsehen gesorgt.
Bekommen Patienten beim Krankenhausbesuch ein Preisschild verpasst? Bekommen Menschen in deutschen Krankenhäusern Behandlungen, die sie eigentlich nicht brauchen, aber gut für die Bilanz des Krankenhauses sind? Die frühere Chefärztin Manz beklagte: "Jeder wünscht sich, dass der Arzt mit Geduld auf den Patienten zugeht. Das wird heutzutage in den Vergütungen, die das Fallpauschalensystem hat, nicht mehr abgebildet."
Bei Maischberger nennt die Frauenärztin Manz ein Beispiel für die falschen Anreize für Mediziner in der Gynäkologie: "Die meisten Frauen wünschen sich eigentlich eine natürliche Geburt. Eine vaginale Geburt ist erheblich schlechter vergütet im Fallpauschensystem als ein Kaiserschnitt." Die Kosten einer natürlichen Geburt lägen etwa bei 2000 Euro, die für einen Kaiserschnitt bei 3000 Euro.
Manz sagte bei Maischberger: "Wenn man ganz ehrlich ist, glaube ich, dass man als Arzt, dass man nahezu jeden Patienten an einen Ort hinargumentieren möchte, wenn man ihn haben möchte." Der Journalist Albrecht meinte: "50 Prozent aller Operationen sind einfach überflüssig."
Die Frauenärztin Manz sagte weiter über die Arbeit in den Krankenhäusern: "Man wird gelehrt, dass man so und so viel Geld erwirtschaften muss, um die eigene Stelle zu erwirtschaften."
Jede dritte Klinik hat 2017 finanzielle Verluste gemacht: Der Druck auf die Krankenhäuser werde unausgesprochen auf die Ärzteschaft weitergegeben, beklagte Manz. Der Präsident der deutschen Krankenhausgesellschaft Gaß stellte fest: "Gerade kleine Krankenhäuser sehen sich gezwungen, Jahr für Jahr mehr Patienten aufzunehmen." Gaß setzt sich für eine Veränderung des Systems ein, die Ärzte, die unnötige Behandlungen verordnen, nannte er wenige "schwarze Schafe".
Um Kosten zu sparen, kürzen die Krankenhäusern meist zunächst im Pflegebereich. Die Krankenschwester Langer sieht diesen Sparkurs mit Sorge: "Die Zeit ist das Maßgebliche, was uns fehlt."
Mit Blick auf die Gesetzesiniativen von CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn meinte Langer: "Wir laufen auf eine riesige Katastrophe zu."
Sie klagte: "Ich hab immer nur die Stoppuhr im Rücken." Und weiter: "Es gibt genug Leute, die diesen Beruf anfangen, und dann sagen: Das mach ich nicht mehr mit." Langer will weitermachen, sie schwor bei Maischberger auf ihr "gutes Team", mit dem sie zusammen ihre Patienten auf der Stationen behandeln könne.
Im Kleinen geht es also. Doch eine Antwort auf die große Frage fand an diesem Abend niemand: Wie kann die Krise im Pflegesystem gelöst werden? Dafür braucht es wohl eine weitere Sendung.
(pb)