Chaos nach der Präsidentschaftsvorwahl der US-Demokraten im Bundesstaat Iowa: Nach der ersten Abstimmung im Wahljahr 2020 hat sich die Veröffentlichung der Ergebnisse stundenlang verzögert. Die Demokratische Partei begründete dies am Montagabend (Ortszeit) mit "Unstimmigkeiten" zwischen drei verschiedenen Datensätzen zu den Resultaten.
Die demokratischen Bewerber reagierten derweil, indem sie schon vor Veröffentlichung der Ergebnisse vor ihre Anhänger traten und versicherten, sie hätten erfolgreich abgeschnitten. So äußerten sich der linksgerichtete Senator Bernie Sanders, der in Umfragen für Iowa in Führung gelegen hatte, Ex-Vizepräsident Joe Biden, der frühere Bürgermeister Pete Buttigieg sowie die Senatorinnen Elizabeth Warren und Amy Klobuchar.
Bernie Sanders ließ sich zum Sieger erklären. Der 78-Jährige liege nach Auszählung von knapp 40 Prozent der Stimmen mit gut 28,6 Prozent vor dem früheren Bürgermeister Pete Buttigieg, der auf 25,7 Prozent komme, teilte Sanders' Wahlkampfteam unter Berufung auf interne Berechnungen mit.
Das Wahlkampfteam von Ex-Vizepräsident Joe Biden kritisierte in einem von US-Medien veröffentlichten Schreiben an die Partei "erhebliche Mängel" in dem Prozess. Die Verzögerung sorgte für scharfe Kritik – und bei den Republikanern von US-Präsident Donald Trump für hämische Reaktionen: Der Wahlkampfmanager von US-Präsident Donald Trump, Brad Parscale, spottete über die Demokraten. Sie könnten nicht einmal eine Vorwahl ausführen, wollten aber die Regierung übernehmen, schrieb er auf Twitter. Die Panne könnte auch Zweifel an der Gültigkeit der Ergebnisse wecken.
Bei Parteiversammlungen stimmten Demokraten und Republikaner in Iowa am Montagabend darüber ab, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei halten. Das Prozedere bei diesen "Caucus"-Treffen ist kompliziert und unterscheidet sich deutlich von Abstimmungen per Wahlzettel. Die Vorwahlen in Iowa sind die ersten in den USA im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Parteien. Präsident Trump gewann erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit die erste Vorwahl der Republikaner. Er hat keine ernstzunehmenden Herausforderer.
Bei den Demokraten gibt es dagegen ein großes Bewerberfeld. Insgesamt waren es fast 30 Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur, 17 sind bereits ausgestiegen, elf sind noch übrig. Auf nationaler Ebene liegt in Umfragen seit langem – in wechselnden Konstellationen – ein Führungstrio vorne: der moderate Ex-Vizepräsident Biden sowie die beiden linken Senatoren Sanders und Warren. Die Präsidentschaftswahl steht am 3. November an.
In Umfragen in Iowa hatte Biden über lange Strecken auch auf Platz eins gelegen. Zuletzt zog aber Sanders an ihm vorbei und sicherte sich dort die Favoritenrolle. Zwischenzeitlich hatte auch der 38 Jahre alte Ex-Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, die Umfragen in Iowa angeführt. Es war also ein spannendes Rennen. Die Demokraten in Iowa sprachen am Montagabend von einer hohen Wahlbeteiligung.
Iowa ist mit seinen drei Millionen Einwohnern auf nationaler Ebene kein Schwergewicht und schickt im Sommer auch nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht. Die Signalwirkung ist also groß.
Kurz nach Iowa steht am 11. Februar die nächste Vorwahl in New Hampshire an. Auch dort liegt Sanders in Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftskandidaten vorne – sogar mit deutlichem Abstand zu Biden. Am 3. März folgt dann die nächste große Wegmarke: der "Super Tuesday" mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin.
Auf großen Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten – die Demokraten im Juli in Milwaukee, die Republikaner im August in Charlotte. Zu diesen Parteitagen werden aus jedem US-Bundesstaat Delegierte geschickt.
(om/dpa/afp)