USA im Shutdown: Trump-Regierung erinnert an "Squid Game"
Donald Trump ist auf internationaler Bühne derzeit ein gefeierter Mann. Selbst in den sonst so kritischen Demokratien in Europa überschlagen Politik und Öffentlichkeit sich derzeit geradezu vor Lob an Donald Trump, den großen Dealmaker. Den, der den Gaza-Krieg vermeintlich geschlichtet und sich in den Augen vieler sogar den Friedensnobelpreis verdient hat.
Dabei reicht ein kurzer Blick in die USA und deren Innenpolitik, damit einem die Lobhudeleien im Halse stecken bleiben.
Dort kratzt Trump mit aller Macht an der Gewaltenteilung und Demokratie, indem er Gerichte angreift und missachtet. Das Militär schickt er mit fadenscheinigen Begründungen in die Großstädte, um seinen Willen durchzusetzen.
Den Staatsapparat, der für Gesundheits-, Umwelt- und Verbraucherschutz zuständig ist, haut mit verschiedenen Maßnahmen kurz und klein. Nun gab es erneut eine Entlassungswelle bei Beamt:innen. Diese machen Trump schwere Vorwürfe.
Dessen Regierung lässt sich nämlich nicht beirren. Anfang des Jahres wurde noch der ehemalige Trump-Buddy und Multimilliardär Elon Musk mit der Aufgabe betraut, die Abteilung für Regierungseffizienz zu massenhaften Budget- und Personalkürzungen zu nutzen. Musk "wurde" dann gegangen. Doch die Entlassungen halten an.
Donald Trump: Vorwurf der "psychologischen Kriegsführung"
Am Freitag vor dem Columbus Day, einem US-Feiertag, wurden 3500 Angestellte des öffentlichen Dienstes entlassen, wie der "Tagesspiegel" berichtet. Diese Entscheidung, die später für etwa die Hälfte der Betroffenen zurückgenommen wurde, nur um gleich weitere Entlassungen zu verkünden, sorgt für Chaos und Unsicherheit – vor allem bei den Betroffenen.
Stark betroffen ist demnach unter anderem das Center for Disease Control and Prevention (CDC), das in den USA eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen spielt.
Eine ehemalige Mitarbeiterin der Behörde, die anonym bleiben möchte, schilderte dem "Tagesspiegel" zufolge ihre Situation in einem Videocall der Initiative National Public Health Coalition (NPHC):
Zunächst Zwangsurlaub, dann Frühpensionierungen und jetzt Entlassungen: Sie erlebe die Situation seit Monaten als "psychologische Kriegsführung gegen die eigenen Angestellten", wie eine betroffene Frau sagte.
Sie sprach bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft American Federation of Government Employees (AFGE). Seit Januar lebte sie in "ständiger Angst" vor dem nächsten Schlag. "Niemand sollte so leben müssen."
Trump-Regierung veranstaltet laut Betroffener "Squid Game"
Andere Betroffene berichteten dem "Tagesspiegel" zufolge bei der Konferenz von Ängsten vor finanziellen Engpässen. Diese gehen mitunter so weit, dass Betroffene die Bildung ihrer Kinder nicht mehr bezahlen könnten. Lebensmittelausgaben, die sie normalerweise selbst unterstützen, müssten sie bald ihrerseits in Anspruch nehmen.
Eine Frau sagte demnach bei der Konferenz, es fühle sich "wie bei Squid Game" an: "Als würde man in einem Spiel ohne Regeln feststecken, in dem niemand weiß, was als Nächstes passiert."
Doch nach "fast einem Jahr solcher Unsicherheit" sei sie "innerlich abgestumpft". Sie habe gewusst, dass die Kündigungswellen sie irgendwann treffen würden – "weil diese Regierung immer bekommt, was sie will".
USA: Entlassungen mitten in Drogen- und Gesundheitskrise
Die Entlassungen haben nicht nur persönliche Konsequenzen, sondern könnten auch den USA insgesamt enorm schaden.
Die CDC, die unter anderem Krankheitsausbrüche im Blick hat und die Regierung bei Pandemien berät, musste zunächst 1300 Mitarbeiter:innen entlassen. Nach einer Korrektur der Entscheidung sollen es nun 600 sein, doch auch das stelle die Behörde vor enorme Herausforderungen.
Die ehemalige CDC-Mitarbeiterin kritisierte gegenüber dem "Tagesspiegel" die massenhaften Entlassungen bei der öffentlichen Gesundheitsbehörde, während "Fälle von Masern, Fentanyl-Abhängigen und anderen Gefahren ansteigen". Sie verglich: "Man würde doch auch nicht beim Militär kürzen, wenn die Bedrohungen zunehmen."
Die wirtschaftlichen Sorgen der Entlassenen bleiben derweil groß. Viele von ihnen sind hochspezialisierte Fachkräfte, die seit Jahrzehnten im öffentlichen Dienst arbeiten. Doch die Unsicherheit, ob sie in der aktuellen Lage eine neue Stelle finden, ist allgegenwärtig.
"Wir haben alle denselben Brief bekommen: Sie haben noch 60 Tage – letzter Arbeitstag ist der 8. Dezember", schilderte bei der Pressekonferenz eine der Frauen. Besonders die Jobsuche Ende des Jahres bereite ihr Sorgen: "Wer stellt zwischen Thanksgiving und Weihnachten neue Leute ein? Wie soll ich mir die Weihnachtsgeschenke für meine Familie leisten?"