Den Taliban ist während ihrer aktuellen Groß-Offensive in Afghanistan erstmals die Einnahme einer Provinzhauptstadt gelungen. Nach Angaben des Vize-Gouverneurs der Provinz Nimros, Roh Gul Chairsad, eroberten die Islamisten am Freitagmittag die im Südwesten Afghanistans gelegene Provinzhauptstadt Sarandsch. "Die Taliban haben die Kontrolle über den Gouverneurssitz sowie die Hauptquartiere der Polizei und der Gefängnisverwaltung übernommen", sagte Chairsad der Nachrichtenagentur AFP.
Seit dem Beginn des Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban weite Teile Afghanistans erobert; Sarandsch ist nun aber die erste der afghanischen Provinzhauptstädte, die an die Islamisten fällt. Die afghanischen Streitkräfte kämpfen an zahlreichen weiteren Fronten gegen die Taliban.
Besonders gravierend ist die Situation derzeit in Laschkar Gah, der Provinzhauptstadt der südwestlichen Provinz Helmand. Dort wurden nach UN-Angaben in den vergangenen Tagen dutzende Zivilisten getötet, zahlreiche Familien flüchteten vor der Gewalt.
Derweil setzen die Taliban auch ihre Attacken auf hochrangige Regierungsvertreter in Kabul fort. Am Freitag gab das afghanische Innenministerium den Tod des Leiters des offiziellen Medieninformationszentrums der Regierung, Daua Khan Menapal, durch einen Anschlag in einer Moschee bekannt.
Über die Lage in Afghanistan wollte sich am Freitag der UN-Sicherheitsrat befassen. Der Vormarsch der Taliban und die Folgen für die Sicherheit in der Region sind auch das Hauptthema des Gipfels der zentralasiatischen Staaten in der turkmenischen Küstenstadt Awaza.
(vdv/afp)