Der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden hat mit einer Äußerung über afroamerikanische Wähler eine Kontroverse ausgelöst. "Ich sag' Ihnen was: Wenn Sie ein Problem haben, sich zu entscheiden, ob Sie für mich oder Trump sind, dann sind Sie nicht schwarz", sagte der 77-Jährige in der Radiosendung "The Breakfast Club" am Freitag. Anhänger von US-Präsident Donald Trump warfen Biden, der sich später entschuldigte, Rassismus vor.
In dem teils hitzigen Interview mit dem beliebten afroamerikanischen Moderator Charlamagne Tha God, der mit bürgerlichem Namen Lenard Larry McKelvey heißt, ging es um Rassismus in den USA. Der Moderator erwiderte auf Bidens Äußerung, es beunruhige ihn, dass "die Demokraten die schwarzen Wählerstimmen für eine Selbstverständlichkeit halten".
Biden entgegnete, er habe durch jahrzehntelange Arbeit in schwarzen Gemeinden deren Wählerstimmen gewonnen und erhalte "überwältigende Unterstützung" von schwarzen Prominenten und Wählern. Tatsächlich genießt der Ex-Vizepräsident wegen seiner acht Jahre als Stellvertreter von Ex-Präsident Barack Obama hohes Ansehen bei Afroamerikanern.
Biden entschuldigte sich später im Gespräch mit schwarzen Geschäftsleuten für seine "unglücklichen" Äußerungen: "Ich hätte nicht so ein Klugscheißer sein sollen. Ich hätte nicht so unbekümmert sein sollen", sagte er nach Angaben von Journalisten. Er habe die afroamerikanische Gemeinschaft "niemals als selbstverständlich angesehen", versicherte Biden. "Niemand sollte aufgrund von Rasse, Religion oder Herkunft für eine Partei stimmen müssen", betonte er.
Präsidentensohn Donald Trump Jr. warf Biden im Onlinedienst Twitter eine "ekelhafte und entmenschlichende rassistische Mentalität" vor.
Der Senator Tim Scott, der einzige schwarze Republikaner im Senat, verwies darauf, dass 1.3 Millionen Afroamerikaner bei der Wahl 2016 für Trump gestimmt hätten. "Heute Mittag hat Joe Biden jedem von Euch gesagt, dass ihr 'nicht schwarz' seid!"
Trumps Wahlkampfberaterin Katrina Pierson nannte Biden einen "elitären weißen Liberalen", der "rassistisch erniedrigende" Kommentare von sich gebe.
US-Präsident Trump äußert sich immer wieder rassistisch. Erst am Donnerstag sagte er bei einem Besuch einer Autofabrik im Bundesstaat Michigan über den als Antisemiten bekannten Firmengründer Henry Ford, dieser sei ein Mann mit "guten Blutlinien" gewesen.
Trump strebt eine Wiederwahl am 3. November an. Für die Demokraten wird voraussichtlich Biden gegen ihn antreten. Als Charlamagne Tha God Biden nach möglichen schwarzen Vizepräsidentschaftskandidatinnen fragte, antwortete der 77-Jährige, er denke da an "viele schwarze Frauen". Im Gespräch sind unter anderem die Senatorin Kamala Harris, die ehemalige Gouverneurskandidatin für Georgia, Stacey Abrams, und die Abgeordnete des Repräsentantenhauses Val Demings.
(vdv/afp)