Sechs Tage hat es gedauert, ehe das erste Evakuierungsflugzeug aus Deutschland in Israel gelandet ist. Tausende Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft waren während des brutalen Überfalls der Terrororganisation Hamas im Land – bis Donnerstag mussten sie ihre Ausreise nach Deutschland in weiten Teilen selbst organisieren.
Eine deutsche Schulklasse etwa wurde von Island evakuiert. Seit Tagen hagelt es deshalb Kritik am Auswärtigen Amt und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Im Gespräch mit Moderatorin Maybritt Illner macht Baerbock deutlich: Entschuldigen müsse sie sich nicht.
Die Priorität, sagt Baerbock, habe auf den 17 Schulklassen und Jugendgruppen gelegen. Und die seien auch zuerst aus Israel herausgebracht worden. Dafür hätte die Grüne-Ministerin auch mit ihrer isländischen Amtskollegin im Austausch gestanden. Warum es insgesamt sechs Tage gedauert hat, bis Evakuierungsflüge geschickt wurden? "Wir waren mit einer Dimension konfrontiert, mit Tausenden von Menschen, wo wir eben nicht zwei Bundeswehrflieger schicken konnten", stellt Baerbock klar.
Denn in Israel gebe es tausende Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft oder auch Doppelstaatsangehörigkeiten. "Deswegen haben wir in dieser Situation erst einmal alles ausgelotet", sagt die Außenministerin. Zuerst seien die Kinder und Jugendlichen, die ohne Eltern vor Ort waren, herausgebracht worden. Zudem hätten Auswärtiges Amt und deutsche Botschaft jenen, die sich auf die Krisenliste "Elefand" eingetragen haben, Möglichkeiten aufgezeigt, privat außer Landes zu gelangen.
"Wir haben deutlich gemacht, wo es freie Plätze auf kommerziellen Flügen gibt", sagt Baberbock. Parallel hätten die Abstimmungen mit der Lufthansa stattgefunden. Es seien außerdem Busse nach Jordanien organisiert worden. Illner fragt Baerbock, was sie zu den Vorwürfen vieler Schulklassen sagt, sie hätten sich alleingelassen gefühlt.
"Das kann ich total verstehen, aber ich weiß auch, was die deutsche Botschaft vor Ort von Tag eins an gemacht hat", antwortet sie. Man müsse verstehen, dass viel im Hintergrund laufe. Und, dass die Situation vor Ort sehr kompliziert gewesen sei. Denn: An den Flughafen in Tel Aviv dürfe nur, wer ein Ticket hat. Da könnten nicht alle Ausreisewilligen kommen und dann dort auf die freien Plätze in Fliegern verteilt werden.
Von einer Entschuldigung, nach der Illner fragt, will Baerbock offensichtlich nichts wissen. "Ich bin absolut damit beschäftigt, dass wir die Flugverbindungen ausweiten können", sagt sie. Sie könne verstehen, dass es Einzelfälle gebe, denen es nicht schnell genug gegangen ist. Aber: "Es gab auf den kommerziellen Flügen der letzten Tage, die nicht direkt nach Deutschland geflogen sind, freie Plätze, die wir denen, die sich auf der Liste eingetragen haben, angeboten haben." Auch in den Bussen nach Jordanien habe es noch Platz gegeben.
Trotzdem räumt Baerbock ein: "Nicht jeder Einzelfall ist wahrscheinlich so betreut worden, wie man sich das gewünscht hätte, aber es gab zu jedem Zeitpunkt freie Plätze, aus Israel rauszukommen."