Bild: imago images / ZUMA Press/getty/watson-montage
International
29.08.2019, 07:2129.08.2019, 07:38
Der britische Premierminister Boris Johnson
hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst:
- Am Mittwochabend versammelten sich Hunderte Menschen vor dem Parlament und dem Regierungssitz Downing Street in London und kritisierten die Parlamentsschließung, die Johnson am Mittwoch angeordnet hatte.
- Eine Online-Petition gegen die umstrittene Maßnahme knackte in der Nacht zu Donnerstag die Millionen-Grenze.
- Parlamentspräsident John Bercow hatte bereits am Mittwoch von einem "Frevel an der Verfassung" gesprochen. Der frühere Schatzkanzler und Parteifreund Johnsons, Philip Hammond, twitterte: "Zutiefst undemokratisch." Oppositionspolitiker sprachen von einem "Putsch".
Die Hintergründe zur Zwangspause für das Parlament
Johnson hatte am Mittwoch angekündigt, dem Unterhaus noch vor dem EU-Austritt am 31. Oktober eine Zwangspause aufzuerlegen. Königin Elizabeth II. gab dem Antrag statt. Das Parlament wird damit vom 9. September bis zum 14. Oktober ausgesetzt.
Dem Parlament bleibt damit nur noch ein Zeitfenster von wenigen Tagen, um einen EU-Austritt ohne Abkommen per Gesetz zu verhindern.
Die Wahrscheinlichkeit für einen chaotischen Brexit ohne Abkommen ist damit gestiegen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wird mit drastischen Konsequenzen für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals gerechnet.
Knackpunkt beim Brexit weiterhin: der sogenannte Backstop. Das ist eine Garantieklausel im ausgehandelten Austrittsvertrag Großbritanniens, der eine feste Grenze zwischen Irland (EU-Mitglied) und Nordirland (Teil Großbritanniens) verhindern soll. Johnson pocht darauf, diese Klausel zu streichen und durch alternative Lösungen zu ersetzen. Welche Lösungen das sein könnten, ist aber unklar.
Kritik auch aus der eigenen Partei
Auch in seiner eigenen Partei löste Johnson eine heftige
Kontroverse aus. Medienberichten zufolge wollte die Chefin der
schottischen Konservativen, Ruth Davidson, noch am Donnerstag ihren
Rücktritt bekannt geben.
Auslöser für den Rückzug der Politikerin
sollen demnach vor allem private Gründe sein, doch der Zeitpunkt gab
Anlass für Spekulationen über einen tiefen Riss in der Partei:
Davidson war Johnsons erbittertste innerparteiliche Rivalin im
Wahlkampf vor dem Brexit-Referendum 2016 und ist eine entschiedene
No-Deal-Gegnerin. Sie galt einst als Hoffnungsträgerin der
Tory-Partei.
Oppositionsführer und Labourchef Jeremy Corbyn kündigte trotz der Zwangspause einen Versuch an, den No-Deal-Brexit per Gesetz zu verhindern. Auch ein Misstrauensantrag gegen die Regierung will er "zu gegebener Zeit" einreichen. Ob sich dafür derzeit eine Mehrheit fände, ist ungewiss.
(ll/dpa)
Mehr als zweieinhalb Jahre nach Wladimir Putins Ankündigung, Kiew innerhalb weniger Tage einzunehmen, setzt sich das Töten, Sterben und Verwunden an der ukrainischen Front ungebremst fort. Den gefährlichen Kampfeinsatz versüßt der russische Machthaber seinen Soldaten mit stetig steigenden Solden.