In Hongkong ist die Lage am Montag (Ortszeit) weiter eskaliert: Aktivisten der Demokratiebewegung in Hongkong haben den Eingang der von ihnen besetzten Polytechnischen Universität in Brand gesetzt, um einen Polizeieinsatz zu verhindern.
Die Sicherheitskräfte setzten nach eigenen Angaben scharfe Munition ein. Nach Angriffen mit Pfeil und Bogen, Molotowcocktails und Steinschleudern hatte die Polizei zuvor mit einem solchen Vorgehen gedroht. Demokratie-Aktivist Joshua Wong rechtfertigte unterdessen Gewalt durch Demonstranten. "Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen", sagte Wong der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe). "Allein mit Gewalt allerdings auch nicht. Wir brauchen beides."
Die Polizei gab an, in den frühen Morgenstunden scharfe Munition nahe der PolyU abgefeuert zu haben, wobei jedoch niemand getroffen worden sein soll. Bei den Protesten in den vergangenen Wochen hatten Polizisten bereits in drei Situationen scharf geschossen – allerdings ohne Vorwarnung.
Hunderte Aktivisten hielten sich am Sonntag in der Polytechnischen Universität verschanzt. Sie attackierten Wasserwerfer der Polizei mit Molotowcocktails und feuerten vom Dach der Universität mithilfe eines selbstgebauten Katapults Steine ab und verhinderten so ein Vorrücken der Polizei.
Nach Vermittlungsbemühungen der Hochschulleitung hätten rund 70 bis 100 Studenten versucht, die Universität zu verlassen, seien aber wieder in das Gebäude geflüchtet, weil die Polizei Tränengas gegen sie eingesetzt habe, berichtete die Studentenvereinigung. Auch befürchteten viele, festgenommen zu werden.
Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah maskierte Bogenschützen sowie Späher mit Ferngläsern auf einem Dach. Am Sonntag war ein Polizist durch einen Pfeil am Bein verletzt worden.
Das gewaltsame Vorgehen der Polizei stoße auf immer mehr Widerstand in der Hongkonger Bevölkerung, sagte Wong. "Erst hat die Polizei nur Demonstranten verhaftet, dann Ersthelfer, Pastoren und nun Zivilisten." Mehr als 4000 Menschen seien inzwischen festgenommen worden. "Das stärkt das Verständnis der Bevölkerung für die Proteste", zeigte sich der 23-Jährige, der wegen seines Engagements bereits mehrfach in Haft war, überzeugt.
In der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong gibt es seit Monaten Massenproteste, die immer häufiger in Gewalt umschlagen. Die Proteste richteten sich zunächst gegen ein geplantes Gesetz, das erstmals auch Auslieferungen nach Festland-China ermöglicht hätte.
Nachdem sich die Proteste der Demokratiebewegung zunächst auf Wochenenden beschränkt hatten, liegt mittlerweile das öffentliche Leben in der Finanzmetropole auch unter der Woche weitgehend lahm. Die Demonstranten organisieren an vielen Orten Proteste und Blockaden und sorgen so immer wieder für Chaos.
China warnte wiederholt davor, dass es keinen Dissenz tolerieren werde. Es wächst die Sorge, dass Peking direkt eingreifen könnte, um die Unruhen zu unterdrücken.
(pb/hd/pcl/afp/dpa)